Robert ! Da hast du aber mit einer so scheinbaren harmlosen Frage, im Hinterkopf "Thetis- Batteriedeck", so einen richtig dicken Modellbau - Dauerbrenner angestoßen der nicht nur hierzulande auf der Agenda steht !!!!!!
Die Diskussion darüber ist wirklich längst überfällig. Gemeint sind diesmal aber nicht der Modellbau und seine Ausführungsoptionen, sondern das Original!
In der Tat gibt es reichlich oberflächliche Beschreibungen von Grätings, wie jener z.B.vom Schuhabsatz aus dem Steel 1805, was so zum allgemeinen Wissenschatz gehört.Schwieriger wird es da aber schon konkrete technische Maße zu diesem vermutlich schon im Altertum auch auf Schiffen vorkommenden hölzernen Gitterrost(pers.Hypothese),zu erlangen. Das Thema Gräting - engl.Gratings - fr.Caillebotis -esp.Enjaretado -ital.Carabottino -nl.Rooster ist in den Konstruktionsbedingungen und in seiner internationalen Verbreitung damit zwangsläufig auch überall sehr ähnlich.Die Einzelteile,bestehend aus querschiffs "Rippen" und längs darin einekämmt die "Latten " beide mit unterschiedlichen Abmessungen , hatten dabei stets wenn mittschiffs eingelegt eine etwas höhere Wölbung als die "Balkenbucht des Decks". Je nach lichter Weite der Luke waren Grätings dabei etwa in bis 3-4 Segmenten geteilt. Einzelsegmente (ca. 3-4 Fuß breit ) entnommen, erlaubte nur dies das Treppensteigen in das darunter liegende Batterie,-bzw.bewohnte Zwischendecks.Kleinere Luken teilweise quadratisch ,mit Sponung Außenkante Lukensüll zum überstülpen eines hölz.Deckels ,besaßen dagegen innen verbleibende plane Grätings. Mitschiffs liegende Grätings da sie keine "seefesten Verschlüsse" waren und hauptsächlich neben dem " Windsegel " oder "Luftsack" zur Lüftung dienten, konnten bei schwerem Wetter mit Persenning geschalkt werden.
Unter den vielen Admiralty Models die diese wichtigen Details zeigen, fällt mir spontan die HMS Amazon um 1780 ein, aber auch neuere Schiffe um die 1850 herum, die das selbe zeigen. Bei kleineren Grätings die überwiegend als Trittflächen fungierten wie etwa der "Steuertritt" um das Steuerrad oder Bootsgrätings in "Plichten" vorn und achtern, kamen dagegen tatsächlich auch beim Vorbild jene so bekannten Kammleisten vor. Bei der hier stark gerafften Darstellung gilt es aber bitte zu bedenken ,das Zeit und Nationalität eigene Variationen in der Anwendung und Konstruktion geschaffen haben. Sehr deutlich kann man das im Duckworth ab der Seite 26 mit einer Maschinenzeichnung zur Grätings- Herstellung sehen aus der Wefalck zitiert hat. Eine engl. Buchrarität ersten Ranges die über viele weitere vermaßte Grätingszeichnungen verfügt, deren Gültigkeit in der Machart , sicherlich zur Queen Victoria zurück zu datieren ist.In dieser Zeit kam auch die Daguerotype und die Fotografie auf, die durchaus auch noch den Thetis-Modellbauer zufrieden stellen wird.
Für Grätings älterer Schiffe um 1800 sieht es mit dem Steel Naval Architecture von 1805 auch ganz gut aus,da er in den umfangreichen Bau- bestecken für sämtliche Ränge der Kriegs,-u.Handelschiffe Maß-Angaben macht. Ähnlich verhält es sich auch mit dem Knowles 1822.Hoffe nun das der Dafi nun doch noch "glänzende " Augen bekommt ,wenn er mitkriegt das er einen Schwung von mir gepinselter technischer Zeichnungen zum Thema als zuverlässige Modellbauvorlage hochgeladen erhält. Sozusagen als Einstieg in die Sparte Nautische Archeologie ! Wenn das flutscht und interessant erscheint ginge meine Frage auch nach Paris. Hat die Encyclopedie, Freminville oder Etrojat zu Grätings was zu bieten wie etwa konkrete Maßangaben? Mein französisch ist ist leider viel zu holperig!
Das will ich letztendlich noch los werden trotz meiner nun müden Augendeckel und ohne Lizenz zum Spaßvogel: Ob Gräting oder nicht,ob krumm und schief,der eine Schuh ist immer das Vorbild, der andere die handwerkliche Miniaturisierung mit allen Tricks und doppeltem Boden .Wenn`s trotzdem mal den Bach hinunter geht "spannt doch eh keiner!"So habe ich mal vor vielen Jahren mal klammheimlich eine fortgeschrittene Cutty Sark M.1:50 ehrenvoll versenkt aber nicht abgefackelt, ehrlich!
mit den besten Grüßen Peter
bis zum großen Rendezvous am "achten " und kommt mir jetzt in der "fünften Jahrezeit" nicht unter die Räder!!!!!!!!!
Da eigentlich außerhalb meines Interessengebietes, kann ich zu französischen Quellen des 18. Jh. garnichts beisteuern. Die 'Encyclopédie' von Diderot und d'Alembert gibt es on-line (http://portail.atilf.fr/encyclopedie/), so daß eine Recherche nicht allzu schwierieg sein sollte.
Hallo Wefalck Vielen Dank für deinen hochinteressanten E n c y c l o p a e d i e --Link! Für das Logbuch ist in der Tat eine auf zeitgenössischen Quellen beruhende Darstellung eines kleineren Schiffes der kgl. preuß. Marine schon in Arbeit ! Dies bedeutet aber auch einen erheblichen Zeitaufwand die Pläne modellbaugerecht fertig zu stellen.
Das Gräting-Thema dagegen soll meiner Meinung nach in diesem Forum aber vor allem dem Praktiker Zugang zu ordentlichen Unterlagen ermöglichen ,mit denen er auch evtl . nachbessern kann, oder antiquiertes aus der Modellbauliteratur vorab im eigenen Ermessen korrigiert!
Artikel zu Einzelthemen, wie 'Grätings', basierend auf historischen Quellen, würden das LOGBUCH deutlich weiter aufwerten … Man kann so etwas ja auch als Gemeinschaftsproduktion mehrer Autoren erarbeiten.
Ein wirklich schöner Artikel von Peter! Danke! Ergänzend hierzu noch ein paar Anmerkungen: Nicht immer waren im 18. Jh. die zentral liegenden Grätings mit einer überhöhten Balkenbucht ausgestattet. Die "Flat gratings" im Bereich der Lobby (Steerage) ließ man ohne Süll und plan in die Decksbeplankung ein. Zudem fällt bei zeitgenössischen Plänen und Modellen auf, dass sich die Decksöffnungen (und damit die Sülls und Grätings) in ihrer Breite heck- und bugwärts verjüngen (siehe Princess Royal, 1773; Queen Charlotte, 1790), d.h. keine rechte Winkel aufweisen. Bedingt ist dies durch den Verlauf der "binding strakes", stärkere, in die Decksbalken eingelassene Plankengänge, die die zentralen Decksöffnungen seitlich begrenzen und abweichend von einer zur Decksmittelline parallelen Lage im Heck- und Bugbereich aufeinander zulaufen. Insofern scheint auch die allgemein übliche, parallel zur Mittellinie ausgeführte Decksbeplankung überdenkenswert.
Für Grätings älterer Schiffe um 1800 sieht es mit dem Steel Naval Architecture von 1805 auch ganz gut aus,da er in den umfangreichen Bau- bestecken für sämtliche Ränge der Kriegs,-u.Handelschiffe Maß-Angaben macht. Ähnlich verhält es sich auch mit dem Knowles 1822.Hoffe nun das der Dafi nun doch noch "glänzende " Augen bekommt ,wenn er mitkriegt das er einen Schwung von mir gepinselter technischer Zeichnungen zum Thema als zuverlässige Modellbauvorlage hochgeladen erhält. Sozusagen als Einstieg in die Sparte Nautische Archeologie ! Wenn das flutscht und interessant erscheint ginge meine Frage auch nach Paris. Hat die Encyclopedie, Freminville oder Etrojat zu Grätings was zu bieten wie etwa konkrete Maßangaben? Mein französisch ist ist leider viel zu holperig!
Aber ja doch Peter, lass knacken
Grüße
Robert
Und wenn mich dann die Arbeitswut packt,....setze ich mich ganz still in eine Ecke und warte bis der Anfall vorüber ist.
In der Werft: Knochenmodell "Royal Caroline" 1749 M 1: 50 Spantmodell Engl. 74 Kanonenschiff 1781 M 1: 50 nach M. Stalkartt Projekt Phantom M 1: 50
Trotzdem würden mich die konkreten Maßangaben für den praktischen Modellbau interessieren.
Wie Deinem ausführlichen Beitrag zu entnehmen ist, verfügst Du ja offensichtlich über diese Angaben.
Wäre schön, wenn Du Dich hierzu äußern könntest, um, wie Du weiter oben ja richtig schreibst, "vor allem dem Praktiker Zugang zu ordentlichen Unterlagen (zu) ermöglichen, mit denen er auch evtl . nachbessern kann".
Viele Grüße Ernst
Im Bau: Holländische Ketsch "Dolfijn" 1750, 1:50 (Corel)
Hallo Kollegen Als erstes einmal vielen Dank für euer freundliches Interesse!
Wie in meinem Beitrag oben schon angedeutet liegen meine vermaßten Zeichnungen schon vor, aber die Texte bedürfen dazu noch der endgültigen Fassung .Meinen diesbezüglichen Beitrag will ich jedoch keinesfalls als "Schnellschuss" behandeln, sondern euch mit der gebotenen Sorgfalt u. mit Quellen-Nachweisen versehen,dies hier präsentieren. Ich werde mich dabei auch bemühen müssen bei der Vielschichtigkeit des Themas , mich auf ca.2oo Jahre zu beschränken und nur die wichtigsten europäischen Seefahrt-Nationen aufgreifen können!
Ich denke aber ein wenig konkretes, aber auch praxisbezogen zum nachkucken, ist immer noch besser als G A R N I X !!!! In diesem Sinne auch um etwas Geduld bittend verbleibe ich,
SUPER, da freue ich mich drauf und warte gerne ein Weilchen!
Viele Grüße, Joachim
Schöne Grüße Joachim
Mein neues Buch in Deutsch und Englisch erhältlich: "Die Farbe Blau im historischen Schiffbau - von der Antike bis in die Neuzeit" siehe dazu: http://www.modellbau-muellerschoen.de
Nachdem ich von Peternavalis nähere Informationen bekommen habe, hier nun der erste Versuch. Rippen sind im Maße von 3" x 3,5" in Tanne und die Latten in 3" x 3/4" in Eiche dargestellt.
Rack
hat folgende Bilder an diesen Beitrag angehängt