Die Postkarte zeigt eine Straßenszene auf Norderney in der belle Epoche. Der Adressat ist eine Liselotte Kuchanski, auch Varietétänzerin, aus Berlin-Charlottenburg, der Absender ist der geheime Medizinaloberrat H. Wiese. Abgestempelt wurde die Karte am 9. Juni 1908. Der Text ist in Kurrantschrift. Hier ist die Übersetzung: Liebste Mausi, gestern hier auf Norderney angekommen. Zugfahrt war angenehm, Dampferfahrt unruhig. Die Kinder haben gelitten, Marta und ich hatten uns mit Ingwer geschützt. Wohnen diesmal im Haus Vaterland, gegenüber vom Seehospitz. Kein Seeblick, haben das sicher Maxe (1) zu verdanken. Marta ist schon rüber zur Villa Edda (2) zum Lüften und zur Vorbereitung, der Kanzler mit Anhang kommen wohl am Samstag. War mit dem Lütten in der alten Werft im Fischereihafen zwischen Gasanstalt und Franzosenschanze. Er interessiert sich so für die Schiffe dort. Gerade richten sie die Mallen für eine Schaluppe her. Offenbar eine neue Methode, auch in der Medizin kommt ja ständig was Neues. Werde Dich im August besuchen, bleib mir treu! Dein Hansel
(1) Wiese meint sicher Bülows Privatsekretär Max Scheffer. Der Kanzler und sein Sekretär pflegten eine homoerotische Beziehung. (2) Villa Edda war der Sommerwohnsitz des Reichkanzlers Bernhard von Bülow. Er war verheiratet mit Maria Beccadelli di Bologna,keine Nachkommen.
Das zweite Bild zeigt die von Dr. Wiese kritisch betrachtete Mallenansammlung der Schaluppe. 11 Querrisse eines Plattbodenschiffes.
Gruß Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Zweite Nachricht an Liselotte in Berlin-Charlottenburg: "Marta nörgelt, dass wir so viel Zeit in der Werft verbringen. Befürchtet, der Lütte wird mal ein Handwerker. Die Mallenkonstruktion steht jetzt. Die Enden müssen noch ausgebaut werden. Von der Form ist die Schaluppe der Marta doch sehr ähnlich. Vemisse Dich sehr, Dein Hansel".
Gruß Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Dieses Bild will ich euch nicht vorenthalten. Ist ja ein historisches Zeitzeugnis. Es war während der Coronoia und Hansi hatte in seiner Hysterie die Mallen falsch gesetzt. Das niederländische Kanonenboot No. 2 mutierte zur Gurke. Ich verfügte dann einen Baustopp. Nur den mittleren Teil konnten wir noch verwenden.
So was passiert uns diesmal nicht.
Gruß Jörg
PS.: Der Baubericht zum "1830 niederländisches Kanonenboot" entstand im Juni 2020. Da haben richtig interessante und wohlmeinende Leute mitgelesen. Die gibt es alle nicht mehr....
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Die Mallenkonstruktion ist nach Symanskis Eiderschnigge. Der Bugbereich ist umgestaltet und Deinen Ausführungen angeglichen, also kein angehobener Bug. Deine Mallenrisse haben zu viele Mallen. Vorn und hinten können sie enger stehen, aber mittig brauche ich nur wenige. Ich werde bei der Schaluppe drei kleine Servos nehmen -Ruder, Segelverstellung, Seitenschwerter-. Das sind alles keine kraftzehrenden Komponenten. Viel Segelfläche hat das Boot nicht. Für die Seitenschwerter werde ich eine Schotwegverlängerung einsetzen. Das entlastet und sieht natürlicher aus.
Hier der Servo für die Seitenschwerter mit doppeltem Hebelarm. Passt gut unter Deck.
Gruß Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
An diesem Foto habe ich mich orientiert. Es zeigt deutlich, dass der Kiel gerade an den Vordersteven stößt und dass die vorderen Mallen im unteren Bereich konkav ausgeformt sind. Das war ein Merkmal der ostfriesischen Schaluppen. Man sieht es bei vielen Bildern und den Rissen. Bei manchen Bildern sieht man auch ein Totholz, meine ich. Dieser Norderneyer Modellbauer in Beitrag 10 baut so, wie die Originalschiffe entstanden, er hat es gesehen, er hat es verinnerlicht. Nach der Beplankung breche ich die Mallen wieder raus, um für die Technik einen freien Raum zu haben. Es bleiben nur die Endmallen im Rumpf, denn an ihnen sind die massiven Heck- und Bugausformungen befestigt. Für ein solches Modell brauche ich 10 - 12 Mallen als Formgeber. Die Schaluppe wird ohne Steven 40 cm lang und 14,5 cm breit. Im Original wären das 15,1 m Länge und 5,5 m Breite gewesen.
Oben ist das Endstück mit Frischhaltefolie beklebt. Die spätere Beplankung dort soll sich nicht mit dem Holz verbinden, denn hier ist die niedrige Bordwand.
Gruß Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Die Beplankung dieser tjalck- oderr kuffartigen Fahrzeuge ist immer einfach. Es gibt viele glatte Flächen. Allein der Übergang von der Seite zum Bug ist etwas schwierig, denn er ist sehr abrupt. Jetzt fehlen noch die Abdeckung der Kimm und die Einpassung am Kielschwein. Ich kann die Seiten des Rumpfes einzeln beplanken, die Mallen sind so fest mit der Helling verbunden, da verzieht sich nichts. Geleimt wird wieder mit Ponal, wasserfest. Im Überwasserbereich kommt noch eine feine Beplankung drauf. Bild 2 zeigt den Bojer, als er in diesem Zustand war.
Gruß Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Hier zeigt euch der Hansi die Rümpfe von dem Kapererschoner und der ostfriesischen Schaluppe. Welch ein Unterschied. Beim Anblick des Schonerrumpfes denken die Pferdekenner unter uns sogleich an den Amercan Standardbred. Die Züchtung entstand aus Pferden, die die Kolonisten im 16 Jh. ins Land brachten, mit englischen Vollblütern, die später eingeführt wurden. Die Amercan Breds haben eine wohl geschwungene Form, sind schnell und schlank. Die Schaluppe entspricht dem nordischen Kaltblüter mit kräftigen, kompakten, fast rechteckigen Körperbau und breitem Rücken. Ich hoffe noch, dass sie sich zum friesisch/niederländischen Kaltblüter entwickelt. Dieser entstand durch die Kreuzung von örtlichen Pferden mit iberischen Vollblütern und ist erfreulicher.
Beide Rümpfe wurden beplankt, geschliffen, gekittet und mit Epoxi eingelassen. Kiel und Steven, sowie die Aufdopplung für die AKF wurden angesetzt. Hartholzleisten wurden mit eingefügt, um die Plankendicke sicher zu stellen. Bei der Schaluppe wird nun die schöne Beplankung im Überwasserbereich gesetzt. Hierbei bildet das Bergholz eine Trennlinie. An den Schiffsenden werden die Bodenplanken bis zum Bergholz hochgeführt.
Gruß Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Die schöne Beplankung im Überwasserbereich wurde angebracht. Im unteren Teil ist die Ausführung nach Horst Menzels Vorgaben erfolgt. Der Bereich wurde gebeizt, er muss noch geschliffen und mit Epoxi versiegelt werden.
Gruß Jörg
Quelle: "Die Tjalk", H. Menzel, Kiel 1995, S. 31
Dritte Nachricht von H. Wiese an L. Kuchanski: " Liebe Mausi, die Postmeisterin hat deine postlagernden Nachrichten der Marta übergeben. Die haben hier auf der Insel kein Gefühl für Anstand und Ordnung. Wohne jetzt zur Untermiete in der Deichstr. 7 a bei Witwe Gesche Visser. Post dorthin senden. Die Bülows sind in der Villa Edda samt Entourage eingetroffen. Wieder sehr viele Schaulustige. Die sollten besser Krabben pulen, statt rum zu stehen. Mein Einsatz beim Kanzler beginnt morgen. Bin sehr niedergeschlagen, dein Hansel"
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Hier stelle ich euch die Schaluppe vor gemeinsam mit dem Uelvesbüller Wrack (1615). Dieses war ein niederländisches Schmalschiff, d.h. es konnte die Donkere Sluis (4,68 Breite) durchfahren, statt den Umweg bei Gouda nehmen zu müssen. Es war gleichfalls ein Plattbodenschiff und segelte bis nach Holstein. Wie die Schaluppe war es ein Wattfahrer. Tatsächlich war es nur 12,5 m lang. Um es segelfähig zu machen, musste ich das Modell "aufblasen". Die Schaluppe war 15,1 m lang und damit ein größeres Exemplar der ostfriesischen Schaluppen. Die Mallen wurden entfernt, das Deck wird in Höhe der schwarz markierten Leiste liegen. Der Durchbruch am Heck ist für die Pinne, denn auf dem Dollbord wird ein Querbalken liegen. Dieser wird den Besanmast tragen. Diese Konstruktion ist fragil und muss gut gesichert werden. Beim U. Wrack sieht man deutlich das Luvholz am Vordersteven, auch die Schaluppe solle es erhalten. Das U. Wrack hatte keine Seitenschwerter und war ausschließlich ein Transportschiff.
Zur Erbauung unseres esoterischen Mitarbeiters aus dem Spreewald habe ich den Rumpf der Schaluppe wieder mit diesen magischen Zeichen versehen. Das Gewebe wurde zugeschnitten und mit dem letzten Schluck aus der 200 g Flasche Epoxydharz L wurde die Laminierung ausgeführt. Bei dem Wetter jetzt kann man diese toxische Arbeit nicht außen durchführen. @victory78
Gruß Jörg
Donkere Sluis . Sie ist heute einzigartig, die doppelten Tore öffnen sich gegen die Strömung und unterstützen dadurch die Reinigung der Wasserstraße von Schlammablagerungen. Der Name lässt vermuten, dass sie ursprünglich überdacht war.
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!