Das erste Bild in Beitrag 15 zeigt es deutlich. Der Übergang zum Bug ist unharmonisch.. Das kann so nicht bleiben. Also habe ich den oberen Teil abgebrochen. Zwei Formteile wurden angefertigt und fest geklebt. Sie sind runder. Anschließend wurden sie mit Frischhaltefolie als Trennschicht versehen. Dünne Balsaholzstreifen wurden aufgebracht, in Form geschliffen und mit Furnierholzplanken beklebt. Somit entstand eine neue "Nase". Sie ist etwas nach innen gebogen, so wie man es auf Fotos häufig sieht. Die neue Anfertigung muss noch mit Epoxi gestrichen werden. Der Unterwasserbereich wurde geschliffen und mit Spritzspachtel besprüht. Diese Wattfahrer hatten nur wenig Tiefgang.
Die Technikteile - 3 Servos - wurden bei Conrad bestellt.
Gruß Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Heute wurde der hintere Teil des Decks gestaltet. Die ostfriesische Schaluppe hatte ein Stürgatt, also eine Plicht, davor befand sich die Kajüte mit dem Ofen. Die Kajüte werde ich so hoch herrichten, dass der Steuermann noch darüber hinweg schauen kann. Der Eingang befand sich hinten. Das Dach wird abnehmbar ausgeführt, unter der Kajüte werde ich die Akkus und den Empfänger lagern. Eine Schaluppe von 11 m Länge und 3,7 m Breite führte einen Steinballast von 300 kg mit sich. Die Ballastkiste war mittig angeordnet, auf beiden Seiten befanden sich Fischkästen. Morgen will ich den Servo zum Heben der Seitenschwerter einbauen. Dafür habe ich die Zeichnung mit der Schotwegverlängerung ausgekramt, sie habe ich mal nach Willis Vorgaben gezeichnet. Dieser Servo kommt in die Mitte des Rumpfes und der Segelverstellservo wird vor dem Mast - man sieht die vorgesehene Stelle für den Mastfuß - untergebracht. @Willi Dann kann ich die übrigen laminierten Decksbalken setzen und das Deck schließen. Aber der Ballast - der Gartenteich ist zugefroren. Ich muss Luken lassen, um das Walzblei später einbringen zu können.
Gruß Jörg
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Heute wurde das "falsche" Deck angefertigt. Zusätzlich wurden 2 Servos gesetzt und die Schoten vertäut. Das erste Bild zeigt die Schaluppe im Bauzustand. Tatsächlich habe ich den Segelservo aufrecht stehend einbauen können. Hier habe ich einen Standardservo genommen, da der Druck auf die Segel mitunter heftig ist. Die Taue für die Seitenschwerter führen seitwärts nach außen. Durch die Kajüte, die Fischluke in der Mitte und die vordere Luke (Ankertau) kann ich noch Ballast einbringen. Das Deck wurde gekittet und geschliffen. Morgen wird es beplankt.
Gruß Jörg
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Während ich so versonnen die Decksbeplankung ausführe, mache ich mir Gedanken. Diese Kleinsegler hatten eine sehr niedrige Bordwand. Tatsächlich war es nur ein Setzbord und die Gefahr über Bord zu gehen war hoch. Joachim Kaiser hat 1979 zwei Bücher veröffentlicht mit dem Titel "Segler im Gezeitenstrom". Er beschreibt darin Frachtewer, die die stark wachsende Hafenstadt Hamburg mit landwirtschaftlichen Produkten aus dem Umland aber auch mit Baustoffen versorgten. Sie waren den zeitgleichen ostfriesischen Schaluppen recht ähnlich mit flachem Boden, nahezu rechteckeckigem Rumpf und Seitenschwertern. Das Spiegelheck - es ließ eine geräumigere Kajüte zu- unterschied sie. Zur Fortbewegung trugen sie Segel, sie konnten aber auch getreidelt oder gerudert werden. Diese Riemen sowie Schiebebäume (fürs Staken) und lange Haken wurden beitseits in zwei Zeptern über dem Setzbord abgelegt. Die Zepter bestanden aus eisernen Stangen, die oben u-förmig ausgebildet waren. So war der Bereich zwischen den Wanten von Groß- und Besanmast wie durch eine Seereeling geschützt. Das zweite Bild zeigt dieses Aufbewahrungsverfahren. Ob die ostfriesischen Schaluppen gleichfalls über diese Wannenspieren verfügten, weiß ich nicht. Auf der Steuerbordseite wären sie beim Fischfang ein Hindernis. Es gibt jedoch Darstellungen von Schaluppen, wo das Setzbord im mittleren Bereich aufgestockt wurde. @Semper talis
Gruß Jörg
Bildquelle: obengenanntes Buch, Bd. 1, Norderstedt 1979, S. 100. Das Bild wurde 1933 im Bereich des Hamburger Hafens aufgenommen. Der Schiffsführer rudert mit der Blickrichtung nach vorne, die Pinne hat er zwischen die Beine geklemmt und steuert so die Schute. Das Schiff ist noch immer unmotorisiert.
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Das Deck der Schaluppe wurde gebeizt und mit Epoxi eingelassen. Der Harz ist bereits trocken, morgen kann ich die Oberfläche mit einer Glasscherbe glätten. Die Schaluppe steht neben dem britischen Billy Boy. Das Schiff war in der Humbermündung und auf den Flüssen Trent und Ouse unterwegs. So konnte es weit in das industrielle Herz Britanniens eindringen, Metallprodukte, Kohle sowie Textilien laden und entlang der Ostküste nach London transportieren. Es ist nach niederländischen Vorbildern entstanden, denn hier herrschen ähnliche Fahrbedingungen.
Es gab einen wichtigen Unterschied zwischen Fischerei- und Transportfahrzeug. Bei einem kleinen Fischereifahrzeug wohnte die Besatzung gemeinsam in der Kajüte, sie war eine Schicksalsgemeinschaft. Bei einem Handelsfahrzeug bewohnte der Kapitän die Heckkabine. Bei sich hatte er die Kasse und hochwertige Waren (Wertgegenstände/Dokumente). Die übrige Besatzung hauste im Vorunter. Im Roof waren die Familie des Eigners oder zahlende Gäste untergebracht.
Bild 2: Wenn man gründlich sucht, wird man fündig. Wir sehen eine ostfriesische Schaluppe mit ihrer gesamten Besatzung. Der Fischer und Eigner Jan Frerich Ulrichs steht im Stürgatt und führt das Schiff, sein Sohn Johann Ulrichs zieht an der Talje des Großsegels. Vor ihm sehen wir einen Zepter mit Riemen oder Haken. Auch auf der Steuerbordseite, wo Fischer Jann Eiben Kluin sitzt, sieht man ein Bündel von abgelegten Riemen/Stangen. Das Schiff war die 1877 gebaute "Fortuna", ihre Länge betrug 11,04 m. Mit diesem Schiff wurden in Verbindung mit dem deutschen Seefischerei verschiedene Versuche ausgeführt. So wurden dänische Ringwaden angekauft und eingesetzt um die Köderbeschaffung für die Angelfischerei zu verbessern. Ulrichs konnte damit Breitlinge (Anchovis) fangen. Beim zweiten Versuch ging es um ein nachträglich eingebautes Mittelschwert. Der Schwertkasten war auf der Backbordseite neben dem Kiel eingelassen. Als Folge konnte das Schiff bei Steuerbord höher am Wind liegen als auf der Gegenseite. Ulrichs verkaufte die Schaluppe im März 1899 und sie bekam den neuen Namen "Adele". Dieses Foto und weitere beweisen, dass auch ostfriesische Schaluppen über Wannenspieren verfügten. Wanne war der schmale Raum zwischen Setzbord und Hauptluke.
Gruß Jörg
PS.: Das Foto und die Angaben zur "Fortuna" sind aus dem Buch "Schaluppen in Ostfriesland", Aurich 2014, Siegfried Borgschulze, S. 152 f. übernommen.
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Heute wurden der Kajütaufbau und die Luken gefertigt. Das Leibholz wurde gesetzt und mit dem Setzbord innen weiß gestrichen. Nachher wird das Deck gemeinsam mit der Rudervergrößerung nochmals mit Epoxi gestrichen. Ich hoffe, das war der letzte Einsatz mit diesem üblen Zeug an diesem Modell. Und was sehen wir unter der Schaluppe? Es sind Planzeichnungen des Segelloggers BV 2 Vegesack. Das Schiff wurde 1895 aus Stahl gebaut und war 20,26 m lang. 11 Jahre lang war es von Juni bis November in der Nordsee auf Heringsfang unterwegs. 1906 kehrte es in die Werft zurück. Es wurde um 1,70 m verlängert und ein Dampfkessel samt -maschine wurden eingebaut. Diese Anlage war aber nur der Antrieb für den Spill, der Logger blieb weiterhin ein Segelschiff. Auch die 3 Schwesterschiffe wurden entsprechend verlängert und mit einem angetriebenen Spill ausgerüstet. Die Betreibergesellschaft - Die Bremer- Vegesacker Fischereigesellschaft - hatte nämlich inzwischen große Schwierigkeiten Fischer anzuwerben. Diese wollten die Schinderei mit dem händischen Einholen des Netzes nicht mehr ausführen.
Als mit dem Ausbleiben der Schollenfischschwärme (um 1890) die Angelfischerei für die ostfriesischen Schaluppen zu Ende ging, mussten die Küstenfischer auf den Einsatz von Netzen umstellen. 1. Stellnetze hatten eine rechteckige Form, bis zu 20 Stück wurden seitlich aneinander befestigt. Die Unterkante wurde mit Gewichten beschwert, die Oberkante mit Auftriebskörpern bestückt. So konnte man die Tiefe des senkrecht stehenden Netzes einstellen. 2. Ertragreicher als die Stellnetzfischerei war der Einsatz von Schleppnetzen. Dieses sackartige Netz wurde mit den Kurrleinen über Grund geschleppt. Die Öffnung des Netzes wurde durch den Kurrbaum gespreizt. Das Netz war mit Gewichten beschwert. Schon das Aussetzen war Schwerarbeit, das Aufhieven war extrem mühselig und schweißtreibend. Schließlich erschien der Steert, der Beutel des Netzes, an der Oberfläche. Waren viele Fische im Netz, konnten die Fischer ihn nicht über das Setzbord heben. Mit einer am Großmast gefestigten Talje wurde er angehoben und dann der Steertknoten gelöst. Die Fischer der Kleinfahrzeuge mussten bis nach dem ersten Weltkrieg warten. Erst dann stand mit dem Glühkopfmotor ein robustes und einfach zu bedienendes Antriebsmittel zur Verfügung.
Die Bv 2 Vegesack überlebte den ersten Weltkrieg, denn die Marine hatte für den Segler keine Verwendung. 1923 erhielt sie einen Glühkopfmotor als Hilfsantrieb (1). Sie wurde nun als motorisierter Frachtsegler eingesetzt. Es gibt sie heute noch. Nicht nur auf dem Vereinsweiher in Oberursel.
Gruß Jörg
Bildquelle: "Ein Schiff wird kommen, das erste Jahrhundert des Segelloggers Vegesack BV 2", Körner/Sammet, Bremen 1995, S 21 (1) Der 2 Takt 2 Zylinder Glühkopfmotor der Deutschen Werke leistete 36 PS. Mein erster VW Käfer hatte fast so viele Pferdestärken. 1939 wurde das Schiff nach Schweden verkauft und bekam 1941 einen stärkeren Motor mit nunmehr 60 PS.
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Das Dollbord wurde aufgesetzt, der Bügel für den Besanmast, "Kniep" genannt wurde, wurde verdübelt. Er besteht aus drei laminierten Leisten. Meine Schaluppe wird ein Anderthalbmaster und der Besanmast mit dem Treibersegel war bei der Netzfischerei sehr wichtig. Selbst der rechts abgebildete motorisierte Fischkutter aus Finkenwerder - ein ehemaliger KFK - verfügte noch über dieses Segel. Es bewirkte, dass das Schiff quer zum Netz lag und durch den Zug das Netz offen hielt. Unter dem Bügel führt die Pinne hin zum Stürgatt. Die Befestigung des Besanmastes erfolgte durch Winkel- und T-eisen. Zusätzlich waren Backstags vorhanden. Die Stabilisierung des Mastes wird eine modellbauerische Herausforderung. Hinten im Barkholz tritt das Anlenkseil für das Besansegel hervor.
Gruß Jörg
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Hat es aber gegeben. Es war die AN 44 Mathilde aus Norderney und sie war für den Fischfang im Wattenmeer eingesetzt. 1918 bekam sie den ersten Motor. Vielleicht war dieser Aufbau keine Kajüte, sondern der Aufbau über dem Motor. Vor dem Großmast hatte sie nämlich ein weiteres, etwas kleineres Deckhaus. Das Schiff existierte bis 1951. Das letzte Bild zeigt sie in einem recht desolaten Zustand. Bilder zur "Mathilde" findet man in dem lesenswerten Fachbuch: "Schaluppen in Ostfriesland, ein vergessener Schiffstyp und sein Verbleib".
Obermedizinalrat Dr. Wiese hätte sich die Mathilde auch gerne angesehen. War aber zum Rapport beim Reichskanzler bestellt. Dieser hielt ihm einen langatmigen Vortrag über Sitte und Anstand. Sekretär Maxe Scheffer stand im Hintergrund und lächelte schief, Gattin Maria betete den lichterreichen Rosenkranz. Nun wünscht sich Hans Wiese eine Landarztpraxis in der Uckermark und Lieselotte als inspirierende Muse vor Ort.
Gruß Jörg
PS: Interessant ist bei dem Mathildenbild auch die Abdeckung am Ruder. Damit sollte verhindert werden, dass das ausgebrachte Netz oder die Kurrleinen in die Schraube geraten.
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Plattbodenschiffe benötigen Seitenschwerter, um die Abdrift zu verringern. Die Seitenschwerter von Fischereifahrzeugen waren schmaler als die von Transportschiffen. Warum, weiß ich noch nicht. Bild eins zeigt die Fertigungsmethode. Der Innenteil besteht aus Pappelsperrholz, die Ränder aus Hartholz. In unteren Teilbereich ist eine Aussparung für Bleistreifen. Dieser Ballast ist nötig, damit das Seitenschwert nicht aufschwimmt. Beim zweiten Schwert ist die Rückseite mit dünnem Furnierholz beplankt. Im zweiten Bild sind die Seitenschwerter angebracht. Auch die Vorderseite wurde mit Furnierholzstreifen beplankt, der obere Teil wurde aufgedoppelt. Ich hatte mich zu früh gefreut. Jetzt muss ich doch noch mal Epoxydharz anmischen und die Seitenschwerter wasserfest machen. Am Rumpf wurden die Speigatten hergerichtet, Pfosten und Halterungen wurden gesetzt, die Innenseite des Setzbordes gestrichen und ein weiteres Barkholz angebracht. Das Modell wurde im Gartenteich ausgewogen und bekam etwas Bleiballast.
Gruß Jörg
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Heute wurde das Schiff gestrichen und die Seitenschwerter wurden angeschlossen. Das Steuerbordschwert ist tief unten, das Backbordschwert ist auf der Gegenseite gerade zu sehen. Wenn der Servo in Neutralstellung steht, sind beide Schwerter knapp über der Wasserlinie. Die elektronische Wasserwaage wird hoch oben im Deckhaus platziert. Je höher, um so mehr Wirkung. War eine üble Geschichte. Die ursprünglich eingebauten Taue waren fasrig und zu rau. Es funktionierte nicht oder nur gelegentlich. Mit Hilfe von langer Pinzette, Drahthaken, langer Spitzzange und Taschenlampe wurden neue Seile eingezogen. Eine Arbeit, die jeden Buddelschiffbauer überfordert hätte. Jetzt bin ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Morgen mache ich mit dem Bratspill und dem Beiboot - wieder nach einer Gipsnegativform- weiter.
Gruß Jörg
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Macht er aber trotzdem! Eine Anzahl der größeren und motorisierten Schaluppen wurden im August 1940 von der Kriegsmarine für die geplante Landung in England eingezogen. Das hier gezeigte Fahrzeug mit der Kennung AN 49 sollte dabei als Artillerieträger eingesetzt werden und war eins von 1600 Motorbooten. Ende November 1940 erhält der Eigner Heinrich Pauls die Schaluppe wieder zurück. Die "Operation Seelöwe" wurde auf einen späteren Zeitpunkt verschoben und war ohne Luftherrschaft nicht machbar. Bei mir kannst du immer noch was lernen, Uwe! @Marten
Gruß Jörg
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Die "Operation Seelöwe" wurde auch wegen der Dringlichkeit der Ostkolonisation verschoben, die Geschütze aus Weißmetall (WM 80, Babbitt) wurden wieder abgegeben. Dafür wurden der Spill und das Beiboot hergestellt. Der Spill wurde nicht nur für die Bergung der Anker eingesetzt, sondern auch für das an Bord Holen des Steerts. Das Beiboot wurde gewöhnlich geschleppt. Wenn schlechtes Wetter aufkam, wurde es an Bord genommen und über der Fischluke festgezurrt. So war es vor Beschädigungen sicher.
Es geht dann weiter mit dem Rigg.
Gruß Jörg
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