Siehste, Peter. das ist der Unterschied!. Deine Kommentare sind immer wohlwollend. Trotz gelegentlicher Kritik ist die Grundhaltung durchaus positiv, während Augsburg........ Ach, was rege ich mich wieder auf. Jetzt habe ich gelesen, dass bei der Strandung im Herbststurm 1818 die 8 Mann Besatzung und die mitreisenden 2 Kinder über den horizontalen Großmast kletternd den Strand erreichten. Sie machten das Beiboot wieder flott und gelangten nach einer Woche nach Detroit. Um diese Zeit gab es kaum Ansiedlungen. Erst mit dem Holzeinschlag zur Mitte des 19. Jh. entstanden zahlreiche Camps und Niederlassungen an den Ufern.
Blutdruck ist wieder im normalen Bereich. Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
In "Model Ship World" habe ich einen Artikel : R & D of Rigging Plan for Model of General Hunter aufgespürt. Einige Hinweise zum Schiff waren mir noch nicht bekannt: a) Der Erbauer William Bell stammte aus Aberdour, Fifeshire, Scotland. Nachdem 1787 das Bauverbot für private Transportsegler auf den Großen Seen wegfiel, suchen zahlreiche Schiffbauer Verdienst und Anstellung in Ontario. Seit 1799 ist Bell auf der Marinewerft in Amherstburg tätig, ab 1800 als master shipwrigt. Er entwirft und leitet den Bau aller größeren Fahrzeuge. Die Werft wird 1812 kriegsbedingt von den Briten aufgegeben und abgebrannt. Die Niederlassung hatte um 1812 ca. 5oo Einwohner. Die meisten von ihnen waren auf der Werft -Royal Naval Dockyard- beschäftigt, es gab auch eine Seilerei (rope walk) und eine Gerberei (tan yard). 48 % der Bevölkerung waren französischer Herkunft, es gab viele Eingeborene, bzw. Indianer mit britischen oder französischen Vätern. Hinzu kamen Briten und einige zugewanderte Deutsche. Auch der Weizenanbau spielte eine bedeutende Rolle. Damit verbunden war die Alkoholherstellung. Sie erfreute sich großer Nachfrage. b) Die HMS "General Hunter" entstand als Schoner, seit 1812 war sie als Brigg getakelt. Ihre Ausführung zeigt die doppelte Rolle der Provincial Marine - das Schiff transportierte Armeeangehörige und Material und betätigte sich als Kriegsschiff (die Relingspfosten waren so ausgeführt, dass die Taljen der Geschütze daran befestigt werden können). Der Baubeginn ist 1804, das Schiff soll zwei kleinere Fahrzeuge - Francis und Maria - ersetzen. Ebenso die nach kurzem Einsatz verunglückte Hope. Die ursprüngliche Bewaffnung bestand aus 8 x 18 pd carronaden und 4 x 4 pd long guns. Bei der Kapitulation waren 2 x 6 pd long guns, 4 x 4 pd long guns, 2 x 2 pd long guns sowie 2 x 12 pd carronaden an Bord, eine logistisch recht anspruchsvolle Ausführung. b) Strandung: 1818 war das Schiff in einem schlechten Zustand, der Großmast angefault. Kapitän Davis hatte mehrmals in schriftlichen Eingaben auf den Verfall hingewiesen. Er versuchte sie 2 Tage lang im Herbststurm von der Küste fern zu halten. Schließlich entschloss er sich zur Strandung, nachdem viel Wasser im Rumpf stand. Die Besatzung verbrachte 2 Tage am Strandungsort und gelangte dann mit dem Beiboot nach Detroit. Die US-Armee schickte zwei Boote ins britische Territorium um Segel, Taue und brauchbare Artikel zu bergen. Der Rumpf wurde in Brand gesteckt und die nun freien Eisenteile wurden mitgenommen. Dem Archäologen K. Cassavoy fällt bei der Freilegung des Wracks 2004 auf, dass Tauwerk, Anker, Blöcke u.ä. nicht vorhanden sind.
Dieses Modell wurde von Dave Stevens - siehe Beitrag 3 - gefertigt und befindet sich im Fort Malden Museum. Der Rumpf der "General Hunter" ist hier gelb gestrichen mit schwarzen Barkhölzern. Die Innenwände sind rot ausgeführt. Als Bewaffnung hat sie hier je eine Carronade und 4 long guns pro Seite. Es sind keine Drehbassen (oder entsprechend ausgeführte Pfosten) vorhanden, wiewohl ein solches Geschütz beim Wrack gefunden wurde. Zwischen den Masten sind zwei Luken, eine weitere Luke (Ausstieg) befindet sich hinter dem Großmast. Das Modell verfügt über kein Nachthaus.
Gruß Jörg
Gruß Jörg
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Ich versuche ja wieder möglichst viel über die Zeit und die Zustände zu erfahren. Die "General Hunter" war eine Einheit der Provincial Marine. Sie war kein Schiff der Royal Navy. Die Provincial Marine entstand während des 7 jährigen Krieges und hatte zunächst die Aufgabe die französischen Schiffe auf den Großen Seen zu besiegen. Ihre Operationsbasis war von 1785 bis 1789 Carleton Island am Ontariosee, von 1789 bis 1813 Point Frederick bei Kingston, ebenfalls am Ontariosee. Sie wurde auch auf dem St. Lawrence River und dem Lake Champlain eingesetzt. Sie unterstand der Armeeführung und die zentrale Aufgabe der Segler war es die Forts und Stützpunkte zu versorgen, d.h. sie führten Transportaufgaben durch. Es wurden meist leichtbewaffnete Topsegelschoner verwendet. Die größeren wurden von Marineoffizieren befehligt, die Mannschaften waren bootserfahrene Anwohner der Großen Seen. Gelegentlich wurden die Schiffe an Pelzhandelsgesellschaften vermietet und von diesen für Transportzwecke genutzt. Die Provincial Marine unterhielt eine Werft in York (heute Toronto) und eine weitere in Amherstburg (Lake Erie). Bei Kriegsausbruch 1812 verfügte sie über 9 Offiziere, 101 Seeleute und 5 Zimmerer. 1813 übernahm die Royal Navy die Kommandogewalt. Commodore James Lucas Yeo war der britische Flottenführer auf dem Ontario Lake. Er verzögerte die Unterstützung mit Waffen, Kanonieren und Munition an Captain Robert Barclay und trug somit zur Niederlage auf dem Eriesee bei. Es ging ihm darum, dass seine Einheiten auf dem Ontariosee ausreichend ausgestattet waren. 1817 wurden mit dem Rush-Bagot Abkommen die Großen Seen zur entmilitarisierten Zone erklärt und die Provincial Marine aufgelöst. England unterhielt nur noch 4 bewaffnete Schiffe (eins pro See) mit einer maximalen Verdrängung von 100 Tonnen.
Gruß Jörg
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Während des amerik. Unabhängigkeitskrieges entstehen mehrere große Kriegsschiffe am Ontariosee. So werden von britischer Seite die Brigg "Ontario" und ihr Schwesterschiff, die "Limnade" gebaut. Diese erhält sogar einen dritten Mast und wird das erste ship-rigged Fahrzeug auf den Großen Seen. Der Master Builder auf der Werft von Carleton Island, John Coleman, rechnete mit einer Einsatzzeit von höchstens 7 bis 10 Jahren für diese Schiffe. Wie wir gelesen haben, war die "General Hunter" bereits nach 5 Jahren in einem nicht mehr seetüchtigen Zustand. Sie wurde aber weiter eingesetzt, da man im Krieg keinen Ersatz hatte und auch später ein allgemeiner Mangel an Transportschiffen herrschte. Ihr schlechter Erhaltungszustand trug zweifellos zu ihrer Strandung bei. Hier habe ich nun Material zusammengetragen um die kurze "Lebenserwartung" dieser Segler zu erklären. 1. Auf den Großen Seen gibt es keinen Gezeitenwechsel. Die Schiffe können nicht trockenfallen, Reparaturen am Unterwasserschiff und am Schiffsboden sind schwierig. 2. Von Oktober bis Mai war wegen der Eisbildung keine Schifffahrt möglich. Die Segler waren Eisdruck und Schollen ausgesetzt. 3. Es gab kein Dock und kaum Möglichkeiten ein größeres Schiff aufzuslippen. 4. Die Küstenlinien und Flussmündungen waren unkartiert. Ein häufiges Aufsetzen war üblich. 5. Während der Liegezeit im Winter wäre es angebracht die Stengen und das Rig abzunehmen und an einem trockenen Ort einzulagern. Das Deck sollte mit einem Schutzdach vor Eis und Regen geschützt werden. Der Rumpf sollte gut gelüftet und Bilgenwasser entfernt werden. 6. Der private Handelsschoner "Nancy" überdauerte 25 Jahre, wahrscheinlich weil er sorgfältig gewartet wurde. Er hatte 16 Jahre lang den gleichen Kapitän, William Mills. Von 1805 bis zum Kriegsausbruch führte ihn Alexander Mackintosh. Das älteste Schiff auf dem Ontariosee war 1813 die "Govenor Simcoe". Sie wurde 1793 für die North West Company (Pelzhandelsgesellschaft) gebaut und ebenfalls gepflegt. Die regierungseigenen Transporter bekamen meist in der folgenden Fahrsaison einen neuen Schiffsführer und der bisherige Kapitän kümmerte sich nicht ausreichend um den Erhalt des Schiffes. Gruß Jörg
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Innenbords war die "General Hunter" rot gestrichen, der Überwasserrumpfteil war gelb ausgeführt, Barkhölzer und Zierstreifen waren schwarz abgesetzt. Der gelbe Farbton war mehr ein gelbliches Grau. Diese Farbgebung finden wir auch bei dem französischen Kriegskutter "Le Renard". Dieser wurde gleichfalls 1806 gebaut und 1813 von Robert Surcouf eingesetzt.
Das Transportschiff "Diana" war zeitgleich. 1813 wurde sie bewaffnet und segelte als amerikanisches Kriegsschiff "Hamilton" auf dem Ontario See. Der Topsegelschoner hatte einen schwarzen Rumpf, ein weiß abgesetzter Streifen erstreckte sich über die gesamte Schiffslänge.
Wir befinden uns in einer Übergangszeit. Die gelb - schwarz - rote Ausführung war im 18. Jahrhundert üblich , die schwarz - weiße Bemalung setzt sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert ( Klassizismus u. Historismus) durch. (1)
Bild 1: Kriegskutter "Le Renard" Bild 2: Bewaffneter Topsegelschoner "Hamilton" Bild 3. Die amerik. "Surprise" überwältigt die britische "Star", 27.01. 1815. Beide Schiffe tragen den weißen Streifen. Bild 4: Ein Blick auf den Royal Navy Dockyard in Amherstburg , Juli 1813. Die "Detroit" ist fast fertig zum Stapellauf, die "Queen Charlotte segelt den St. Clair River flussaufwärts, im Hintergrund ist die "General Hunter" zu sehen. Amherstburg selbst besteht aus einigen wenigen Gebäuden. Die beiden letzten Bilder sind aus dem Buch "Ghost Ships", Emily Cain, Windsor, UK, 1984 entnommen.
Es ist verblüffend, dass die "General Hunter" außen gelb - schwarz, die "Hamilton" schwarz - weiß gestrichen war. Beide Segler waren 1813 auf den Großen Seen eingesetzt.
(1) Die Farbgebung von Kriegsschiffen wird in dem Artikel "Die Entwicklung der Anstrichsmittel" 4. Auflage, 2022/23 Bernd Klabunde, S. 11 beschrieben.
Gruß Jörg
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Das Modell ist gebaut und segelt gut. Man könnte die Recherchen zu dieser Zeit und zu diesem Krieg in Nordamerika beenden. Aber da stößt man immer wieder auf Dinge, die Erstaunen hervor rufen. Die folgenden Abbildungen sind aus dem Buch "Lords of the Lake, the naval war on Lake Ontario, 1812 - 1814" Robert Malcomson, London 1998
Bild 1, S. 121 Die Tintenzeichnung zeigt den typischen Schiffsverkehr auf dem St. Lawrence River, auf der gegenüberliegenden Flussseite liegt Montreal. Links ist ein Floss abgebildet,. Am Bestimmungsort wird es zerlegt und das zugesägte Holz wird verbaut. Rechts segelt eine kleine Sloop flussaufwärts, , im Vordergrund sehen wir ein Ruderboot, wie es die Pelzhändler benutzen. Im Zentrum aber ist ein Dampfschiff abgebildet, das um 1812 regelmäßig zwischen Quebec und Montreal verkehrt. Die moderne Zeit ist angebrochen. Bild 2, S. 280 Eine neue Waffe soll für Panik sorgen. Der britische Kommandant Sir Yeo lässt die gegnerischen Werften mit Raketengeschossen angreifen. Wahrscheinlich war dieses Geschoß eine große Gefahr für die eigene Schiffsbesatzung. Die Rakete wurde mit einer Steinschloss (und langer Leine) gezündet. Durch das Beschneiden der Zündschnur konnte man den Explosionszeitpunkt bestimmen (so ungefähr). Bild 3 Der junge britische Leutnant Emeric Vidal, RN sucht im Frühjahr 1815 den US amerik. Stützpunkt Sackets Harbour heim und erstellt dieses Aquarell. Mit dem Friedensvertrag von Gent am 25.12.1814 ist der Krieg vorüber, verschiedene Einheiten der US Squadron befinden sich im Winterlager. Die Stengen und Rahen sind abgenommen. Auf den Helgen liegt das neuerbaute Großkampfschiff "New Orleans". Mit immer größeren und stärker bewaffneten Schiffen wollte jede Seite die andere übertreffen. Die "New Orleans" wird nie zu Wasser gelassen, sie wird zum Schutz gegen die Witterung eingehaust. Diese Überdachung bricht dann 1832 über dem Rumpf zusammen und die Reste werden abgetragen. Um die "Lebenszeit" der Schiffe zu verlängern und um die Verrottung zu verlangsamen, hatte man Salz zwischen die Spanten gelagert. Bild 4 Ein sehr ähnliches Aquarell erstellt er von der Schiffsansammlung in Navy Bay, wo die britischen Einheiten versammelt sind. Auch sie sind weitgehend abgetakelt, die HMS "Psyche" ist zusätzlich mit einem Schutzdach versehen. Mit dem Rush-Bagot Abkommen, 1818, wird das Gebiet der Großen Seen entmilitarisiert und für all diese "prächtigen" Schiffe gibt es keine Verwendung mehr. Als Frachtschiffe sind diese großen Rahsegler nicht geeignet. Sie benötigen zu viel Personal.
Gruß Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Raketenboote, 200 Mann Verlust. Dieser Kommandant Yeo hatte wohl ein ähnlich lockeres Verantwortungsbewusstsein wie die russischen Kollegen heute noch.