Ahoi Schiffskameraden, nachdem gestern Abend die Schachtel Schoko - Lebkuchen leergefuttert war wollte ich sie einer sinnvollen Verwendung zuführen. Erste Überlegungen die Schachtel an den Kopf zu kleben und mich mit einem Weltretterschild auf die Haupstraße zu setzen wurden wegen einsetzender Dunkelheit wieder verworfen. Also Schiffchen bauen. Im Fundus war noch das Kartonmodell der Grönland vom DSM. Ein hübsches Schiffchen mit einer beeindruckenden Geschichte. Auf einer Basis mit einem kleinen Eisberg ..... Der Bauzustand soll der Abbildung aus Koldeweys Expeditionsbericht entsprechen, d.h kein Maschinenoberlicht und ein Beiboot an Deck. groenland-litho.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Denn man tau, Männers.
Weil ich den Modellbaubogen nicht zerschnippeln wollte hatte ich ihn schon vor einiger Zeit kopiert. Zuerst einmal die Grundplatte den Mittelspant und die Spanten auf Karton geklebt und ausgeschnitten. Bug und Hecksteven habe ich abgeschnitten und werde sie durch Holzteile verfeinern.
Um 02.00 Uhr sah es dann so aus. DSCN4336.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Das Schiff im Zustand als Forschungsschiff habe ich nach dem Bogen aus dem DSM auch schon mal gebaut (der Link zum Modell ist im angebenen Beitrag eingebaut). Schade, dass es die Kartonmodellbogen vom DSM nicht mehr gibt (ebenso wie es das DSM, wie wir es kannten, nicht mehr gibt). Die Bogen waren in ihrem Aufbau sehr einfach, stimmten aber in den Proportionen gegenüber dem Original überein und reizten zum Verfeinern und Detailieren.
@Klabauter Hallo Klaus, Vielen Dank für den Hinweis, die ganzen Beiträge habe ich bei meiner Recherche schon durchgearbeitet. Deine Grönland in der Glühlampe ist eine großartige Arbeit !!!
Zum Bauzustand während der Expedition habe ich aber noch einige Fragen und Überlegungen die ich hier darlegen möchte. Erstmal ein link zur Lithographie der Grönland in einer Augenfreundlichen Auflösung. Damit kann man doch Arbeiten! https://www.dsm.museum/pressebereich/unt...standsanzeiger/
Kann es sein das sich dort die 2. Lenzpumpe befunden hat ? Koldewey schreibt in seinem Expeditionsbericht im Kapitel 2 "Zwei starke eiserne Pumpen hatte ich statt der hölzernen, die da war, machen und einsetzen lassen." Auf der Litho sind 2 dieser T`s zu sehen. Eines vor dem Mast ein anderes vor dem Kompasshäuschen/Kajütniedergang.
- Wurde das große Beiboot mittschiffs hinter dem Mast auf der Ladelucke verzurrt oder kann die Ladeluke damals anders angeordnet sein ? Auf der Litho ist Heckbereich des Beibootes etwas abgebildet was vielleicht eine Ladeluke sein könnte.
- Um Platz für das große Beiboot zu bekommen würde ich den jetzigen Kajüteinstieg weglassen, stattdessen ein kleineres Oberlicht für die Kajüte mit Kompass und einer Navigationseinrichtung? hinbasteln. Auf der Litho schön zu erkennen, unter der halbkugel dürfte sich der Kompass befunden haben aber was könnte das dreieckige Teil sein ?
- Kann der Backbordseitige Kasten auf Höhe der Ausleger für das Beiboot der Kajüteinstieg sein ?
4 Glasen, Auf der Back ist alles wohl und alle Lichter brennen.
Zeit für eine kleine Aktualisierung. Die Spanten sind verklebt. Das Deck werde ich aus 0,5mm starken Reststücken bauen, Bug-/Hecksteven und Ruder werden aus einem 2mm starken Eisstäbchen gebaut. Das wird ein wirklich süßes Schiffchen ! Das Stäbchen ist klasse, der Radius passt ohne Nacharbeit zum Bugsteven. Auch die Stärke ist fast Maßstabsgerecht. Auf den Plänen im Maßstab 1:120 ist der Kiel 2mm stark, die Abweichung zum Modellmaßstab 1:100 kann ich verschmerzen. DSCN4337.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Danke für Dein Lob. Ich habe damals lange geforscht, um den Expeditionszustand möglichst genau zu treffen. Insofern stellt mein Modell in der Lampe meinen Kenntnisstand dar. Deine Fragen sind ein guter Grund, das Modell mal wieder her zu holen und den Staub von der Lampe zu wischen...
Das T-förmige Rohr vorn ist ein Kamin. Ich nehme an, dass darunter ein Ofen im Logis stand. Wo die Kombüse war, weiß ich gerade nicht. Den Kamin habe ich bei meinem Modell jedenfalls nachgebaut (er ist auch auf der farbigen Lithografie zu sehen).
Die Pumpen standen beidseits hinten neben der Mittschiffslinie, vor dem Kajütendach. Daneben, um im Schiffsinneren neben den Kiel zu reichen und dort das Wasser lenzen zu können. Hinten, um bei dem fallenden Kiel den tiefsten Schiffsraum zu erwischen. Interessant: Heute steht die einzelne Pumpe hinten auf der Mittschiffslinie: Das Pumpenrohr hat unter Deck einen Knick (um neben den Kiel zu reichen).
Die Pumpen sind m.M. auf der Lithografie zu erkennen.
Der pyramidenförmige Aufbau auf dem Kajütendach war gläsern und beherbergte den Kompaß. Den Einstieg zur Kajüte habe ich an Backbord hinten an das Kajütdach gelegt (so ist es heute auf dem Original auch noch). Der Eingang muss so gemacht sein, dass er die Führung der Pinne nicht behindert.
Ein Boot steht bei mir auf der mittig liegenden Ladeluke (die Luke steht mittag an Deck), ein weiteres hängt achtern an zwei Davits. Für das Boot auf der Ladeluke habe ich zwei Auflagen gebaut. Die Luke könnte somit geöffnet werden, ohne das Boot anzuheben. Ein Detailfoto ist im Galeriebeitrag zu meinem Modell zu sehen.
Nach den Skizzen im Expeditionsbericht (im Link oben findest Du die Literatur, auch zum LOGBUCH und zur ModellWerft) habe ich das ganze Schiff aussen schwarz gemalt. Im Eis wird die Jacht derart besser zu sehen gewesen sein, der weiße Schanzkleidstreifen wird dann kontroproduktiv gewirkt haben.
Die farbige Lithografie auf der DSM-Seite entstand vor der Fahrt und wurde in "Petermanns Geographischen Mittheilungen" 1868 veröffentlicht. Anfangs stand zur Diskussion, das Schiff GERMANIA zu nennen. Daher findet man die Zeichnung auch unter diesem Namen:
Wenn Du das Bild öffnest, findest Du die Vorlage für Deine farbige Lithografie. Darauf siehst Du nochmal den Kamin vorn, die Lage des Beibootes mittig und auch den mit Eisenplatten verstärkten Bug.
Ich sehe gerade, dass ich bei meinem Modell dem Kajütendach seitlich keine Bullaugen spendiert habe. Es kann sein, dass die damals aus Gründen nicht da waren. Ich habe damals jedenfalls recht penibel geforscht und gearbeitet so dass ich meine, mit meiner Darstellung des Schiffe um 1868 ganz gut zu liegen...
Ich habe mir gerade die große Darstellung der Lithografie von 1868 angesehen. Toll, so groß habe ich das Bild noch nie gesehen. Jetzt verstehe ich auch die Frage zum Kompaß. Die Einrichtung des Achterdecks halte ich für eine Phantasie. So entsprach das nicht dem Original, das zeigen die Skizzen der Expedition und auch die Umbauten an der GRÖNLAND. Der Kajütaufbau war schon immer kastenförmig vor der Pinne, so wie es auch der Kartonbogen darstellt. Auf der historischen Abbildung fehlt auch die markante Tonne am Mast, welche bei der Expedition als Ausgucktonne diente.
Was ich jetzt erst gesehen habe, ist der bei der Heckansicht links im Bild der Schiffsname am Spiegel. Das ist ein reizvolles Detail welches bestimmt diskussionswürdig ist.
Klabauter
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Bildschirmfoto 2022-11-21
Bildschirmfoto 2022-11-21
Nochwas: In Neustadt habe ich 2019 den Schiffer der NORDEN kennengelernt. Er erzählte mir, sein Schiff sei eine Schwester der GRÖNLAND und 1870 auf der selben Werft gebaut. Das müsste man alles genauer prüfen, der Bauort passt aber und die Ähnlichkeit ist aber nicht von der Hand zu weisen:
Hallo Klaus, wieder tausend Dank für deine wertvollen Informationen und dein Interesse und Mithilfe an meinen Bauprojekt. Die große Lithographie war wirklich ein Glücksfund. Den Kajütaufbau werde ich nach den aktuellen Plänen und Bildern genauso übernehmen. In der Publikation " 81°45' Nord unter Segeln " des DSM wird ja auch ein wenig auf die Instandsetzung und die wiederherstellung des Bauzustandes von 1868 eingegangen und die jetzige Form als naheliegendste präsentiert. Vertrauen wir in diesem Fall einmal auf die Wissenschaft! Das Bratspill werde ich in der aktuellen Form nachbauen. Deck, Aufbauten, Maste etc. werde ich alles aus Holz bauen da die Paßform des Modellbaubogens eher dürftig ist. Die Anordnung der Pumpen werde ich von deiner Glühbirnengrönland "abkupfern", wenn du erlaubst. Die Verstärkung des Bugs wird auch umgesetzt, die Eisenplatten dürften sich durch Papierstückchen gut darstellen lassen. Die Beiboote werden natürlich geklinkert und mit Spiegelheck. Bei der Länge des kleinen Beibootes gehe ich einmal von 4 bis 4,5m aus. Das große ca. 5 - 6m, werde ich aber am Modell anpassen und auf Bootsklampen über der Ladeluke positionieren. Soweit mein Plan. Zur Bemastung und Takelung wird es sicher auch noch einige Fragen geben aber bis dahin fließt noch etwas Wasser den Rhein runter. Interessanter link zur Norden. Danke!
Kleines Schiffchen, noch weniger Fragen und viel Bastelspaß !!
Zitat von Claus im Beitrag #10(...) Die Anordnung der Pumpen werde ich von deiner Glühbirnengrönland "abkupfern", wenn du erlaubst. (...)
Na klar. Die Pumpen stehen weit achtern, sehr nah am Kajütaufbau. Damit ist genug Platz, für ein Boot auf der Ladeluke. Die Schwengel der Pumpen sollten nach vorn (wenn dort Platz ist) oder schräg nach achtern stehen. Jedenfalls so, dass der pumpende Seemann nicht im Schwall des gelenzten Wassers steht welches aus dem Pumpablauf Richtung Wassergang fließt. Auf Fahrt wurden die Schwengel meist abgebaut und in der Nähe gelagert. Ich habe die Schwengel zueinander stehend dargestellt:
Zitat von Klabauter im Beitrag #11Ich befürchte, das ist falsch. Die pumpenden Seemänner würden sich so sicher gegenseitig im Weg herum stehen und behindern. Oder passt das?
Sieht eng aus, entweder 2 Schmalhänse an die Pumpen oder halbe Ration !
Nachdem sich der Rumpf zur Spachtelorgie und Schleiforgie entwickelt habe ich im Materiallager (böse Zungen sagen Abfalleimer ) ein kongeniales Schleifklötzchen entdeckt ! Das Gelenkstück eines abgebrochenen Zollstocks ! Sauber abgeschnitten, Schleifpapier dazwischengeklemmt und los geht das heitere Arbeitsplatzeinstauben ! Vom Baurat geprüft und genehmigt, zur Nachahmung freigegeben ! DSCN4353.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Die Kanten des Zollstocks werde ich noch mit einem Radius versehen, dann ist auch das Heck des Schiffchens kein Gegner mehr.