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Hätte man die Vasa nicht aus dem Schlamm gezogen, dann wäre sie vielleicht das bekannteste Schiff des siebzehnten Jahrhunderts, die Beherrscherin der Meere, für die der König, der sie erbauen ließ, das Land in eine Finanzkrise stürzte. Die Holländer nannten sie den „Goldenen Teufel“, und wer mehr über die Geschichte dieses Schiffes erfahren will, für den hält das Netz Hekatomben von Material bereit, so dass ich mich hier kurz fassen kann. Mir geht es natürlich auch mehr um das Modell. Dreimal haben sich Plastikbausatz-Firmen an dieses Projekt gewagt, aber im Maßstab 1:250 mutiert das goldene Prunkschiff leicht zum Anlass für Nervenzusammenbrüche seiner Erbauer. Man braucht sehr viel Geduld und eine sehr ruhige Hand, um eines der beiden kleineren Exemplare (Lindberg, Aurora) zu einem vorzeigbaren Modell zu machen. Möglich aber ist das, wie auch ein Baubericht hier im Forum zeigt. Die meisten Freunde des Goldenen Teufels aber werden sich auf das Exemplar von Airfix konzentriert haben, dessen Maßstab etwa bei 1:150 liegt. Ein außerordentlich schönes Exemplar hat der amerikanische Modellbauer Rex Stewart fertiggestellt. Die Bearbeitung des Rumpfes und die Detaillierung der Takelage sind mehr als staunenswert. ich verneige mich vor dem Resultat, wenngleich die Farbgebung und die Verwendung von Blattgold nicht meinem ästhetischen Konzept entsprechen:
Ein kleiner Blick in die Geschichte. Wie ist es eigentlich zu den Modellumsetzungen gekommen? Warum sehen sie so aus, wie sie aussehen? Ausgangspunkt und zugleich Hinderungsgrund für eine Modellumsetzung dürfte die wunderbare Zeichnung von Willem van de Velde dem Älteren sein, die gewöhnlich als Morgan-Drawing bezeichnet wird. Man erkennt hier, wie üppig die „Kassetten“ an der Bordwand mit Ornamenten gefüllt sind. Gleichzeitig wird man verstehen, wie schwer die Umsetzung dieser barocken Überpracht dem Graveur der Gussform fallen müsste, zumal letzten Endes auch nicht alle Ornamente vollkommen deutlich zu identifizieren sind.
Auch ein zeitgenössisches Gemälde hilft da nicht wirklich weiter.
Doch dann erscheint im Jahr 1961 mit Björn Landströms „Das Schiff“ ein Werk auf dem Buchmarkt, das (von dieser Wirkung bin ich fest überzeugt) die Gestaltung der uns alle heute noch so wohl bekannten Modellbausätze von Segelschiffen revolutioniert. Landström orientiert sich an historischen Dokumenten wie der Morgan-Drawing, er „malt sie ab“, koloriert sie und, was das Wichtigste ist, vereinfacht sie so weit, dass sie als Vorlage für die Formenbauer bei Airfix und anderswo dienen können. Zusätzlich zu der unten wiedergegebenen Seitenansicht malt er auch den Heckspiegel und zeichnet einen Takelplan
Das letzte der drei SotS Modelle, das von Airfix, ist nun zwar das größte und sicher das beste, aber es kommt mir vor, als hätten die Marketingleute dem Graveur die noch unfertige Form aus der Hand gerissen. Denn tatsächlich fehlen im Bug- und im Heckbereich fast alle Ornamente, obwohl die Detaillierung des Heckspiegels zeigt, dass die technischen Fähigkeiten zu ihrer Umsetzung durchaus gegeben waren. Hier der Heckbereich mit den geradezu unanständig nackten Galerien.
Ich besitze einen unberührten Bausatz und mehrere verbastelte zum Üben und wollte eigentlich meine Karriere als Modellbauer nicht beenden, ohne es einmal mit einer SotS versucht zu haben. Tatsächlich aber habe ich noch nicht einmal konkrete Vorüberlegungen angestellt. Doch dann bemerkte ich etwas im eBay. (Nebenbei gesagt: Ich schaue ich gar nicht mehr so häufig hinein, seitdem die Betreiber die Kategorie Modelle/Plastikmodelle/Segelschiffe aufgelöst haben, wahrscheinlich um die Benutzer zu zwingen, sich größere Mengen von Angeboten anzusehen. Pfui über euch!) Ich habe also einen Bausatz gekauft, der offenbar bereits begonnen war und deshalb zu einem moderaten Festpreis angeboten wurden. Was ich bekam, war schon recht erstaunlich. Jemand hat kräftig Hand an die Teile gelegt, so wie ich es zu tun pflege. Offenbar hat er die fehlenden Ornamente mit einer sehr pastosen Substanz nachzuahmen versucht, dann schwarz überstrichen und anschließend wieder mit Goldfarbe und sehr feinem Pinsel hervorgehoben. Zusätzlich hat er die Fenster ausgeschnitten und mit sehr feinem Drahtgitter hinterlegt. Das macht schon einen Unterschied!
Und gleich dieselbe Gegenüberstellung mit der Galion.
Man kann auch erkennen, dass der unbekannte Erbauer versucht hat, die Ornamente durch sehr dünn und fein aufgetragene Goldfarbe so zu vergrößern und zu ergänzen, so dass sie ihre „Kassetten“ stärker ausfüllen.
Und schließlich noch eine letzte, sehr bemerkenswerte Maßnahme. Der Erbauer hat den Rumpf mit dünnen Streifen einer Holzimitation (womöglich dc-fix oder dergleichen) beklebt, um eine Plankenstruktur herzustellen. Das ist recht ansehnlich geworden.
Nun frage ich mich natürlich, warum ein dermaßen anspruchsvolles und offenbar kenntnisreich begonnenes Projekt aufgegeben wurde. Immerhin schlägt das Modell schon jetzt praktisch alle SotS, die ich bislang im Netz gesehen habe, und mir persönlich gefällt die Farbgebung besser als die bei dem Modell von Rex Stewart. Natürlich ist da das Leben, das dem Modellbau gelegentlich in die Quere zu kommen pflegt. Womöglich ist der unbekannte Erbauer auch an seinen eigenen Maßstäben und Ansprüchen gescheitert. Auch das kommt oft genug vor. Ich darf jetzt überlegen, was ich mit meinem Fund anfangen werde. Sicher werde ich das Modell nicht in diesem dc-fix-Stil weiterbauen, da ist mir die Plastik-Anmutung doch ein wenig zu stark. Die Ornamente sind auch auf der anderen Rumpfhälfte bereits appliziert, aber noch nicht bemalt. Vielleicht ist es einen Versuch wert, auf den Spuren des unbekannten Erbauers weiterzugehen und seine Technik gegebenenfalls noch zu verfeinern. Schmidt
Warum das aufgegeben wurde? Ich kenne jemanden in Hamburg, der mal motiviert eine Revell-VICTORY angefangen hat, das Modell dann aber auf halber Strecke jemanden in Münster übergeben hat ...
Ich habe gerade mal den Link oben durchgeflickert und denke bei der Überarbeitung der Deckdetails und auch des Riggs wäre noch eine Menge Luft nach oben. Da kann sich Schmidt noch weidlich austoben.
Die weißen Segel (entsprechend der Darstellung in Archibalds 'Wooden Fighting Ships') sind nicht sehr realistisch, das kann Schmidt besser und dafi könnte sich da Verdienste um Modellbauer von Schiffen des 17. Jh. erwerben, wenn er entsprechende 3D-gedruckte Blöcke in sein Programm aufnehmen würde.
Alles in allem könnte das auch Modell ein Prestigeprojekt werden.