Ich stelle hier mal einen Baubericht über ein zum Schiffsmodellbau passendes Projekt anderer Art ein.
Baubericht kann man so nicht sagen, muß heißen "Stickbericht ".
Das Schiff
Es handelt sich um die USS Niagara die 1812 zusammen mit fünf anderen Briggen auf Weisung und unter Leitung von Oliver Hasard Perry während der Auseinandersetzung zwischen Großbritannien und den Vereinigten Staaten um den Lake Distrikt gebaut wurden.
Die Niagara wurde 1813 versenkt, 1913 gehoben und 1988/ 90 wieder seetüchtig gemacht und segelt als Nationales Denkmal von ihren Heimathafen Erie aus.
Lady Angarvater fand im Internet ein Stickbild dieses Schiffes, und da es mir besonders gefiel hat sie jetzt begonnen es zu fertigen. Hier eine Vorschau auf das was entstehen wird.
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Und hier der Blick in eine andere Art von Werft als ansonsten hier gewohnt.
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Aber das ganze hat Konsequenzen, da mir das Schiff gefällt habe ich mich an das Museum in Erie wegen Bauplänen gewandt und bekam von dort postwendend die Adresse von Modell Shipways, und gerade habe ich die Pläne geordert.
Beste Grüße
Angarvater
To the optimist the glas is half full. To the pessimist the Glas is half empty. To the ingenieur it is twice. As big as it needs to be.
Auf der Helling „Witsen“, holländisches Pinassschiff,1671. Nach Plänen von Ab Hoving
Hallo Hartmut, ein sehr interessantes Projekt! Mein bewaffneter Schoner Hamilton ist ja zeitgleich auf dem Ontariosee gesegelt und ebenfalls noch erhalten, aber tief unten auf dem Grund des Sees. Die Abbildung der Niagara zeigt, dass schon 1912 nicht mehr viel von ihr übrig war, H. Chapelle hat neue Pläne gemacht, Trockenfäule breitete sich aus und das heutige Schiff hat wohl kaum Teile des ursprünglichen Schiffes. Aber schön und bedeutend war diese Snow-Brigg doch. Freue mich auf den Bericht!
Bildquelle: Wikipedia, USS Niagara (1813)
Gruß Jörg
Gebbi
hat folgende Bilder an diesen Beitrag angehängt
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Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
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Es gibt keine Schiffspläne von der ursprünglichen "Niagara". Ihr Erbauer, Noah Brown, hatte ebenfalls die Corvette "Saratoga" vom Lake Champlain entworfen und von ihr gibt es einen Plan. H. Chapelle (The History of the Amercan Sailing Ship, New York, 1935, S. 112 f.) nimmt an, dass die "Niagara" einen ähnlichen Rumpf hatte. Es war ein Glattdecker mit sehr geringem Tiefgang. Die Niagara wurde während des Krieges in einer Bucht am Eriesee gezimmert, eine Sandbank schützte den Bauplatz vor britischen Überraschungsangriffen. Das fertige Schiff musste dann mit Kamelen - abgedichteten, versenkbaren Leichtern- über diese Barre gehoben werden. Die Nachschubswege waren weit, die Zeit drängte. Man verwendete grünes (nicht abgelagertes) Holz, auf Eisen wurde verzichtet. Das Schiff wurde von Holzpflöcken (Treenails) zusammengehalten. Bewaffnet war sie mit 18 Carronaden und 2 Langrohrgeschützen, d.h. die Entscheidung wurde im Nahkampf gesucht. In der Schlacht auf dem Eriesee blieb sie zunächst zurück, ihr Schwesternschiff mit Oliver Perry an Bord wurde zusammengeschossen. Perry setzte während des Gefechts im Beiboot zur aufgeschlossenen Niagara über und durchbrach nach beiden Seiten feuernd die englische Linie -crossing the T. Die Aktion war nachhaltig, die britischen Schiffe wrack. Immerhin hatten die Briten nur 6 Einheiten gegenüber den 11 US-Schiffen und waren artilleristisch unterlegen. Beide Seiten setzten hauptsächlich bewaffnete Handelssschiffe ein. Die britische Flotte auf dem Eriesee gab es nicht mehr, Perry hatte keinen Aufgabe. Die gegnerischen Geschwader auf dem benachbarten Lake Ontario umkreisten sich nur. Die Kommandanten wussten, dass ein falsches Manöver und eine Schlacht die Entscheidung bringen konnte. Das Schiff wurde 1820 versenkt um es zu konservieren. So machte man es mit den Kriegsschiffen von Lake Champlain auch. Ein Einsatz als Frachtschiff wurde erwogen, aber verworfen. Die Niagara hatte zu wenig Volumen.
Ich bin gespannt, welchen Plan Shipways verwenden. Wenn H. Chapelle an dem Entwurf beteiligt war, wäre das gut. Gruß Jörg
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Das Museum schreibt sinngemäß zur Frage ob es sich bei der heutigen Niagara noch um das Originalschiff handelt, wo sich nur noch wenige der hölzernen Bauteile von 1812 im Schiff befinden,, daß das eine Frage ist, die jeder für sich selber entscheiden muss.
Egal, ich finde, dass sie ein schicker Kahn ist. Dabei geht es mir mit der Niagara so wie mit der Golden Hind nach Hoeckel. Ich finde sie beide einfach nur schön und faszinierend. Und darum kommt sie auch auf die Helling.">
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Auf der Helling „Witsen“, holländisches Pinassschiff,1671. Nach Plänen von Ab Hoving
Mach das, Hartmut. Sie ist ein schicker Kahn und man muss dafür brennen. Sonst hält man nicht durch und der Torso landet auf dem Dachboden. Ich habe da noch was gefunden und irgendwie gehört es dazu. Da gab es den Schoner Nancy. Der war für den Fellhandel gebaut worden und trampte von einem Außenposten zum anderen. Bei Kriegsausbruch wurde sie von den Briten konfisziert und diente als Versorgungs- und Kriegsschiff in dem Geschwader. Sie überstand die Schlacht vom 10 September und floh. Es gab aber keinen geschützten Hafen mehr für sie und die Amerikaner suchten mit bewaffneten Ruderbooten jede Bucht ab. Die verzweifelte Besatzung versteckte das Schiff weit oben in der Georgian Bay im Nottawasaga River bei einem Blockhaus. Schließlich entdeckten die Amerikaner die Masten hinter dem Blockhaus und schossen das Schiff mit ihrer mitgeführten Kanone zusammen. Die Nancy sank in der Flussmitte, an dem Hinternis sammelten sich Sedimente und es entstand Nancy Island. In den 70 Jahren grub man die Reste des Schoners aus und baute für sie ein Museum. Erhalten blieb praktisch nur der Boden bis zur Kimm. Ich war dort, ich hab es gesehen. Sie war halt ein Schiff wie meine Hamilton von Ontariosee. Ich mag Schoner. IMG_5127.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)IMG_5128.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Gruß Jörg
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Während mein Polyesterharz trocknet, kann ich noch was schreiben. Ich habe ja immer viel Sympathie für die zweiten Sieger. @Carpfanger Oliver Perry ist der Strahlemann, obwohl sein Manöver tollkühn und eigentlich unmöglich war. Crossing the T, hat aber geklappt. Der interessantere Charakter ist Captain Robert Heriot Barclay. Der Pfarrerssohn tritt mit 11 Jahren in die Royal Navy ein und ist 1805 als midshipman auf der HMS Victory. Die Trafalgarschlacht erlebt er als Leutnant auf der Swiftsure (78 Kanonen) mit. Er ist von Geist der "Band of Brothers" erfüllt, fähig und tapfer. Gute Offiziere machen in dieser aktionsreichen Zeit schnell Karriere.@dafi 1809 wird er bei einem Enterkampf schwer verwundet und sein linker Arm wird amputiert. Diese Operation ist das sicherste Vorgehen um eine Blutvergiftung zu vermeiden. 1812 wird er (28 Jahre alt) nach Kanada geschickt und übernimmt das Kommando der britischen Flotte auf dem Eriesee. Dieser Posten war von einem anderen Offizier abgelehnt worden, wegen der ungünstigen Umstände ( Mangel an Nachschub, ausgebildeten Seeleuten, Fahrzeugen). Er lässt sich auf die Seeschlacht am 10. Sept. ein, damit die britischen Truppen in Detroit nicht abgeschnitten werden. In der Schlacht erweist er sich als besserer Taktiker, hat aber weniger Kräfte. Er erleidet zwei schwere Verwundungen; Hüfte und Schrapnellsplitter im rechten Arm. Diesen wird er später nur eingeschränkt nutzen können. Zurück in England bietet er seiner Verlobten die Auflösung des Eheversprechens an, er sei ja jetzt ein Krüppel. Agnes Cosser besteht darauf ihn zu ehelichen. denn es zählt der Geist nicht der Körper. Das Paar hat dann 8 Kinder. Das Kriegsgericht spricht ihn ehrenhaft frei und bewilligt ihm eine jährliche Zahlung von 200 Pfund. Seine Bitte, wieder ein Schiff führen zu dürfen, wird nicht erfüllt. Als Gründe können gelten: die Flotte wird nach den Napoleonischen Kriegen verkleinert, er ist verwundet, sein Name ist mit der Niederlage auif den Großen Seen verbunden. Der einarmige Captain stirbt 1837 mit 53 Jahren in Schottland.
Gruß Jörg
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Es gibt noch zwei weitere Verlierer. Da ist der britische Generalmajor Henry Patrik Procter. Er hatte seine ganze militärische Karriere in Nordamerika verbracht. Während in Europa der Krieg gegen Napoleon stattfindet, kämpft er und sein Regiment ,41 st on foot, am äußersten Ende des Empire. Die Niederlage der britischen Flotte auf dem Eriesee zwingt ihn zum Rückzug. Viele Geschütze seiner Einheiten waren auf den Schiffen eingesetzt worden und nun verloren. 1/3 seiner Soldaten bildete die Besatzung der 6 britischen Kriegsschiffe und fehlt jetzt. Der Nachschub ist mangelhaft. Waffen, Munition, Decken, Uniformen etc müssen per Seeschiff den St. Lawrence Strom hochgebracht werden bis Montreal. Die Weiterfahrt findet wegen der Stromschnellen mit Ruderbooten statt. Bei Kingston am Ontario Lake werden die Güter auf Segelschiffe verladen und bis Niagara gebracht. Sie werden über Land zum Eriesee geschafft. Dann geht es weiter mit dem Segelschiff bis Amherstburg bei Detroit. Viel kommt da nicht mehr an. Die Amerikaner haben es besser. Sie versorgen sich aus dem Hinterland. Die demoralisierten und hungrigen Briten werden von den amerikanischen Truppen verfolgt. Ihr General ist Harrison, er wird anschließend neunter Präsident der USA. Die Amerikaner erobern den Tross mit den britischen Munitionsvorräten. Am 5. Oktober 1813 kommt es am Thames River zur Schlacht. Procters Truppen fliehen kopflos vor der amerikanischen Kavallerieattacke, nur die indianischen Hilfstruppen kämpfen noch eine Stunde weiter in ihrer Flankenstellung und ermöglichen so die Flucht der Briten. Ihr charismatischer Häuptling wird getötet. Procter erreicht mit 250 Soldaten Ontario, circa 600 Mann geraten in Gefangenschaft. Mit nach Ontario fliehen ca. 2000 indianische Frauen und Kinder, die anschließend bettelnd durchs Land ziehen. Procter wird vom Kriegsgerichtsverfahren der Feigheit beschuldigt und verurteilt. Er litt wohl an battle fatigue - Frontkoller/ Erschöpfung. Der zweite Verlierer ist der Shawnee Häuptling Tekumseh. Sein Stamm verliert das Jagdgebiet in Ohio an die amerikanischen Siedler. Tekumseh verbündet sich mit den Briten um mit ihrer Hilfe Siedlungsgebiet zu bekommen. Er will eine Allianz der zerstrittenen Stämme gegen die Eindringlinge erreichen und träumt von einem unabhängigen Indianerstaat. In Kanada wird er als Patriot in Gedichten und Liedern verehrt. Sein Einsatz bei Frenchtown (Jan. 1813) und sein "Opfertod" am Thames River wird entsprechend gedeutet, leonidasmäßig. Ihm blieb aber keine Wahl. Er braucht für seinen Stamm Nahrung, Schutz, Waffen und Munition von den Briten. Tekumseh verachtet General Procter. Dieser hatte das Massaker an amerikanischen verletzten Gefangenen nach der Schlacht von Miami Rapids (Mai 1813) zugelassen, er floh vor den Amerikanern und gab Forts und Gebiete preis, er verbrachte die Nacht vor der Thamesschlacht mit seiner Ehefrau, statt bei seinen Soldaten. Tekumseh hat einen jüngeren Bruder, den Schamanen Tenskwatawa. Dieser prophezeit den indianischen Kriegern Unverwundbarkeit vor der Schlacht bei Frenchtown. Anschließend verliert er sein Ansehen. Gruß Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Hallo! von Robert Malcomson gibt es das Buch Warships of the Great Lakes 1754-1834, das die Geschichte und Verlauf der Einsätze schildert. Es werden sämtliche Schiffe aufgeführt die von beiden Seiten eingesetzt wurden. Einige Schiffsskizzen sind von Capelle oder aus verschiedene Museen und Archiven. 160 Seiten,gebunden. Erschienen ist das Buch 2001. ISBN 1-84067 535 7. Siegfried
In meinem Baubericht : 1812 Bewaffneter Schoner Hamilton ... (2015) habe ich über R. Malcomsons Buch "Warship of the Great Lakes" geschrieben. Es kann die Erwartungen nicht erfüllen. Die Abbildungen sind sehr schön und ausdrucksstark, viele stammen von Peter Rindlisbacher. Dieser hat sich seit Jahrzehnten mit diesem Thema beschäftigt und lebt in Amherstburg, Ontario. Er hat diese vergangene Zeit nicht erlebt. Viele Risse sind von Chapelle. Ein hervorragender Historiker und Schiffsarchitekt, aber er lebte 100 Jahre später. Authentisch ist sind die Risse der Snow Brigg "Ontario" von 1780 oder des Schoners "Hunter" von 1807. William Bell hat sie gezeichnet. Die meisten Kriegsschiffe auf den Seen waren requirierte Handelsschoner oder Kutter. Sie wurden nach Halbmodellen oder überkommenen Vorstellungen gebaut. Also ohne Pläne. Von den französischen Schiffe um 1760 gibt es nur vage Strichzeichnungen. Die Mehrzahl der Marineschiffe auf amerik. und britischer Seite wurde nach Kriegsausbruch (um 1780) und nach 1812 hastig zusammengezimmert ohne erhaltene Pläne. Zumeist kennen wir nur ihre Maße und Bewaffnung. Dem Anspruch "eine gute Quelle für Schiffsmodellbauer" zu sein, wird das Buch nicht gerecht.
Fahrbild 2.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Die "Hamilton" auf der Fahrt nach Oswego
Gruß Jörg
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Zitat von Gebbi im Beitrag #11Es gibt noch zwei weitere Verlierer. ............................ Der zweite Verlierer ist der Shawnee Häuptling Tekumseh. Sein Stamm verliert das Jagdgebiet in Ohio an die amerikanischen Siedler. Tekumseh verbündet sich mit den Briten um mit ihrer Hilfe Siedlungsgebiet zu bekommen. Er will eine Allianz der zerstrittenen Stämme gegen die Eindringlinge erreichen und träumt von einem unabhängigen Indianerstaat. ........................ Gruß Jörg
Da gibts auch einen Film aus meiner Kinderzeit.....Ossis werden sich erinneren: gucken!
Uwe vom Dunkelwald (lat.: Miriquidi)
Mitglied des Phantomprojektes Recherche: Fleute Zeehaen Kiellegung: Golden Hinde Fertiggestellt: Die Kolumbusflotte