Die Balkenbucht war bei den oberen Decks meist größer als bei den darunterliegenden Decks. Bei diesem speziellen Modellschiff hat der Erbauer es aber ein wenig übertrieben. Mir sind 9 bis maximal 12 Daumen bekannt. Im 16. und auch noch im frühen 17. Jahrhundert wurde das Halbeck und oft auch das Backdeck als Gräting-Deck ausgeführt. Das ging auf eine Tradition im Schiffbau zurück. In den uns bekannten frühen Zeugnissen schützten sich die Seeleute vor dem geentert werden mit einem über das Schiff gespannten Netz. Daraus entstanden die netzartigen Decks. Später im 17. Jahrhundert blieben dann nur die Grätings, um den Pulverrauch loszuwerden.
Vielen Dank @Werner, diese Grätingdecks hat ja auch die Barentsz Replik. Ich bin aber unschlüssig, ob ich die Decks des Modells dahingehend interpretieren sollte. Es ist nicht eindeutig, ob die Gräting einfach nur Überdimensioniert dargestellt sind oder ob hier wirklich ein komplettes Grätingdeck gemeint war. Gräting bis zu den Leibhölzern, oder doch nur zwischen den Scherstöcken, das ist die Frage. Gab es eigentlich Übergangsformen? Wobei ich auch nicht ganz sicher bin ob Halb- und Backdeck in jedem Fall Scherstöcke hatten.
Meine Kenntnisse entnehme ich immer den mir vorliegenden Bestecken. Sie sind aus der Zeit von 1550 bis ca. 1900. Eine große Menge an Informationen zur Entwicklung des niederländischen Schiffbaus.
Die netzartigen Decks nannte man in den Niederlanden "bovenet" oder "bouchnet". Es gab auch andere Bezeichnungen, da die Menschen vor ca. 1630 noch keine eindeutigen Bezeichnungen für die Dinge des Schiffs hatten. Man kann aber davon ausgehen, dass diese Decksausführung bis in die 20er Jahre des 17. Jahrhunderts verbreitet waren. Man kann das auch auf den vielen Gemälden aus der Zeit verfolgen.
Als man dann die Decksstruktur im 17. Jahrhundert an das noch Notwendige angepasst hatte, gab es auf den wichtigsten Decks, und da zählten auch das Halbdeck und das Backdeck dazu, nur noch zwischen den Scheerstöcken Grätings vorgesehen. Sie lagen nach Auskunft der Bestecke meist 5 Fuß auseinander, nie weniger.
Scheerstöcke wurden auch für das Halbedeck, bzw. dem Backdeck vorgesehen.
Hier mal ein Beispiel, wie der Künstler das Deck gesehen hat.
Gruß Werner
Werner
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Adam-Willaerts-1614-002.P
(14) Noch een voorcasteel(1) lanck vanden binnencant vande Steven tweentwintich voeten hooch aen boort vyff voeten en halff de balcken van het voorcasteel een voet bocht dick ende breet als int vaste bouchnet,
(1) Das „Voorcasteel“ bekam eine Länge von 22 Fuß. Gemessen wurde von der Innenkante des Vorstevens nach hinten. Die Höhe des Kastells war mit 5 1/2 Fuß angegeben. Die Decksbalken bekamen eine Balkenbucht von 1 Fuß.
Da stellt sich mir eine Frage zu den Scheerstöcken. In Abbildung 2 sieht man sehr deutlich dieses kleine Dach unter dem der Mann am Kloderstock war. Das Ding ist sehr breit. Liefen die Scheerstöcke links und rechts daran vorbei? Dann waren erhablich mehr als 5 Fuss Abstand notwendig. Oder endeten sie davor?
Nächste Überlegung: Grätings begegnen einem immer als rechtwinklige Gitterkonstruktionen. Wenn die aber die ganze Breite eines Decks einnahmen, dessen Seiten wohl höchst selten parallel waren, was dann? Ich ahb da mal bisserl rumskizziert. grätingdeckLübecker.png - Bild entfernt (keine Rechte)
Da gibst ja viele Möglichkeiten. Schräg gelegte Latten, "dreieckige" Abschlussstücke, einfach so tun als hätte das mit den schrägen Bordwänden nix zu tun,...die Gräting nur so breit wie an der schmalsten Stelle Platz ist.
bela
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grätingdeck1.png
grätingdeck2.png
Es ist ja immer wieder interessant, welche Überlegungen zu einem Thema auftauchen. Sicher werden wir die Details einer Einrichtung nur schwer erklären können. Aber Dein Argument mit der konkreten Ausführung leuchtet mir natürlich ein. Eventuell gab es sogar verschiedene Ausführungen. Auch das die Grätings bis zum Wassergang ausgeführt wurden. Leider geben die Bestecke nicht viel zu diesen Details her. Die damaligen Schiffbauer wussten ja, wie das geht.
Das ist eine sehr interessante Seite. Da gibt es vieles zu entdecken. Bei vielen Bildern kann man total nah ran scrollen. Feine Sache, nicht nur für Schiffsbauinteressierte.
Was immer wieder auffällt sind die recht groß dimensionierten Grätingsteile und die weiten Abstände der Leisten. Waren Grätings zum Anfang des Jahrhunderts "grober" dimensioniert als zu Wtsens Zeiten? (An den habe ich mich bei meinen Beispielen gehalten und da sind die Leisten doch deutlcih zahlreicher und dichter gesetzt)
Nun, die Bestecke sagen, dass die Querhölzer (Ribben) ca. 4 x 4 Daumen im Querschnitt hatten. Die längsliegenden Latten hatte eine Breit von 4 Daumen und eine Stärke von 3/4 Daumen. Die Löcher konnten varriabel ausgeführt werden. Es sollte aber niemand mit dem Fuß im Loch hängen bleiben.
Die Künstler haben eventuell etwas großzügig gemalt.