Ein kulturschaffender Künstler braucht Inspiration und visuelle Anreize. Auf unserer Slowenienreise habe ich Fotos und Modelle der Piran Braccera gesehen und will sie bauen. Die Mallen der Trekandini habe ich verdichtet und zur Seite gestellt. Sie müssen noch besser durchtrocknen. Kommen anschließend ran.
Das Foto ist vom Kirchturm aus aufgenommen und zeigt das kleine Piran mit den Häfen. Die Stadt war aber durch die ausgedehnten Salzgärten ein wichtiger Stützpunkt der Serenissima. 1805 fiel die Stadt dann mit ganz Istrien an Österreich. In dieser Zeit wurde dieser Bracceratyp entwickelt und war bis 1970 in Gebrauch. Mit diesen Küstenseglern wurde das Salz nach Triest gebracht und von dort mit großen Schiffen in die weite Welt. (Das zweite Bild ist aus dem Reiseführer "Slowenien", M. Müller Verlag, 5. Auflage, S. 445)
Diese beiden Bilder zeigen die typische Piran Braccera. Über die Braccera allgemein wurde nicht viel geschrieben. Eberhard @wefalck hat mich bei der Quellensuche unterstützt, aber es gibt da kaum was. Es war halt ein einfaches, unauffälliges Arbeitsboot, die kleine Schwester der Trabacul. Zeljko Skomersic, ein hervorragender Modellbauer, der in Kroatien auf der Insel Krk ein shipmodelling workshop (Werkstatt und Museum) betreibt, beschreibt das Fahrzeug so: Es war ein frachttragender Küstensegler, aus Eiche und Kiefernholz gebaut. Das Schiff trug einen Pfahlmast mit einem Lugersegel. Hinzu kam der Bugspriet mit dem Klüversegel. Es hatte einen geringen Tiefgang und das Ruder reichte bis weit unter den Kiel. Tatsächlich ist der Rumpf identisch mit der Trabakul, das Schiff war jedoch kleiner und trug nur einen Mast. Es war erschwinglicher. Die Bilder zeigen es uns aber deutlich. Die Piran Braccera war mit Lateinersegel ausgestattet.
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Der Großmast der Prian Braccera stand vor der Schiffsmitte, der Fockmast war ganz weit vorn und bugwärts geneigt. Die Hals des Focksegels wurde über den Bugspriet geführt. Auf einer Kroatienreise besuchten wir Herrn Skomersic und ich holte mir die bereitgelegten Pläne ab. Neben denen der Trabakul hatte er mir Unterlagen zur Braccera besorgt. Beide stammen von dem kroatischen Modellbauer Joso Rumora. Meine Trabakul habe ich schon 2012 nach diesen Quellen gebaut. Sie war mein erstes Fahrmodell mit Lugersegeln und hat gute Segeleigenschaften.
Nun will ich die Braccera herstellen, sie soll aber die Ausstattung mit Lateinersegeln erhalten. Die Querrisse, Bug- und Heckpartie wurden herunterkopiert. Das Modell wird 45 cm lang (über die Spanten) und 14,3 cm breit. Hat also schön das Verhältnis 1 : 3. Der Vordersteven wird nicht in einen Kopf enden. Im Internet könnt Ihr Herrn Skomersic über "leut krk" finden.
Gruß Jörg
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Hallo Eberhard @wefalck hast Du in Beitrag # 1 auf dem linken der beiden Museumsbilder die Forcole gesehen? Auf beiden Schiffsseiten? (Für andere: Forcole sind Halterungen für Riemen.) An Deck liegen offenbar auch die Riemen. Ich bin mir natürlich bewusst, dass es ein Risiko ist, nur nach zwei Modellen und einigen nicht sehr deutlichen Fotos einen Schiffstyp zu bauen. Wenn nun ein Modellbauer vom anderen "abgeschrieben" hat? Wenn beide Modelle vom gleichen Erbauer sind? Ich werde diese Ausführung mit den Lateinersegeln trotzdem bauen. Diese Besegelung, auch mit dem schrägen Fockmast, war im Mittelmeer weit verbreitet.
Gruß Jörg
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Viele, wenn nicht die meisten Boote und kleineren Schiffe in der nördlichen Adria hatten solche Forcole (=Gabeln) für Riemen. Nicht alle Forcole waren so komplex, wie die der Gondole. Bei der Gondola gibt es diverse Lagerpunkte für unterschiedliche Arten des Ruderns oder Wriggens. Kleine Schiffe hatten oft nur ein oder zwei Lagerpunkte in der Forcola, zum Rudern bzw. Bremsen.
Nachtrag (irgendwie war beim Abschicken vorher diese Sätze verloren gegangen): Kleine Schiffe hatten mindestens vier Halterungen für Forcole, zwei vorn und zwei hinten. Das erhöhte die Manövrierfähigkeit in Häfen beträchtlich.
Die kopierten Mallen wurden ausgeschnitten und auf 5 mm Pappelsperrholz geklebt. Es sind 15 Stück und der Abstand wird 2,3 cm betragen. Das wird eine solide Sache. Bei der Trekandini habe ich nur 10 Mallen, sie ist dafür 4 cm kürzer. Deck- und Bordwandhöhe sind auf beiden Seiten markiert. Ich baue wieder auf einem Hellingbrett "über Kopf".
Gruß Jörg
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Ich denke wohl, Johann. Jedenfalls hat mein Weiberl keine weiteren Reisen in diesem Jahr geplant. Die Heizung in der Werkstatt funktioniert, gut ausgeleuchtet ist sie auch. Wenn halt die Altersgebrechen nicht wären...........
Gruß Jörg
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Wann de was machen willst, bester Uwe, mach das verzinkte Zaungitter mit Gestein zu. @Marten Damit die Götzschtaler Mönchsgrasmücke ein Winterquartier hat und die Zöblitzbacher Würfelnatter ablaichen kann. Ich geb ja hier auch alles.
Gruß Jörg
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