Nach der Vänta Litet möchte ich eine weitere Kandidatin für mein nächstes Projekt vorstellen; in den Untiefen des dänischen Archivs bin ich über eine überaus interessante Schiffsklasse gestolpert, die Lolland von 1810. Besonders die Bewaffnung sticht ins Auge, 2 bronzene 6-pfünder, 8 kurze 18-Pfünder, 8 lange 18-Pfünder, was wohl eine ausgewogene Kampfstärke über die Kurz- als auch die Langdistanz bewirken sollte.
Dank AvM kann ich noch dazu anmerken, dass die Lolland 1847 verkauft und danach als Handelsschiff eingesetzt wurde, bis sie 1862 strandete.
Konzipiert wurden diese Klasse von Jens Joergen Pihl, wohl hauptsächlich um als Art Mutterschiff für die in den dänischen und norwegischen Gewässern operierenden Kanonenboote während des Kriegs gegen England zu fungieren. Die Lollands waren demnach auch größer dimensioniert als die zwölf Briggs (89' / 24') die zuvor nach den Entwürfen von E.W. Stibolt gebaut wurden.
Von dem was ich über die Klasse lesen konnte, galten sie als sehr manövrierfähig, steif und kamen auch mit heftigen Seegang gut zurecht. Schnell waren sie anscheinend auch, die Schiffalbauer der Replika (siehe unten) gehen von einer Höchstgeschwindigkeit unter Segeln von 13 Knoten aus.
Zudem schienen diese Schiffe, bzw. die 'neue arithmetische Methode' von Pihl, die zur Entwicklung der Wasserlinien diente, auch einen nicht unerheblichen Einfluss auf die weiteren Entwürfe der dänischen Marine gehabt zu haben, hier zum Vergleich die Gefion von A. Schifter und Lolland:
Jetzt sollte ich mich langsam mal für eine Kandidatin (Vänta Litet, Lolland, L'Amarante) entscheiden, aber prokrastri...ähm, gründliches recherchieren macht auch Spass
Ja das Archiv hat noch jede Menge ungehobener Schätze. Auch für die preußisch-deutsche Marine läßt sich da verschiedenes finden.
Was die Form des Oberdecks angeht hat das wahrscheinlich neben der Mode der Zeit auch praktische Gründe. Das etwas ausladende Überwasser-Vorschiff hebt den Bug beim Eintauchen in eine Welle heraus. Das breite Vordeck gibt genug Platz, um das Vorgeschirr und das Ankerspill (falls vorhanden) zu bedienen. Darüberhinaus lassen sich Jagdgeschütze neben dem Bugspriet aufstellen.
Im Prinzip hatten die meisten kleineren bis mittelgroßen Schiffe auf der Ostsee bis um die Mitte des 19. Jh. diese Form des Oberdecks. Die später preußische GEFION ist ein wesentlich größeres Schiff.
Da ich mich schon seit einigen Jahren mit dem Planbestand im Rigsarkivet beschäftige, kann man sagen, dass da noch einige ungehobene Schäze schlummern. Die o.a. angeführte Zeichnung (Bild 3 in #1) ist mir auch schon aufgefallen.
Wenn ich helfen kann, etwas zu lokalisieren, tue ich das gerne.
Tatsächlich sind ca 5000 Zeichnungen im digitalen Archiv nicht im Index enthalten, der auf der Archivseite mit angeboten wird. Ich habe inzwischen einen deutlich vollständigeren Index. Mehr dazu auf meiner WebSite (siehe Link unten).
Ja, da sind schon wahre Schätze zu finden, treib mich ebenfalls schon einige Jährchen in diesem Archiv herum, aber Überraschungen erleb ich immer noch, wie etwa die Zeichnungen, die die verschiedenen Bauabschnitte der Freia von Schifter dokumentieren:
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(2 von insgesamt 21 Blättern)
Besonders Modellbauer, die mal 'was anderes' bauen wollen, sollten im riksarkivet fündig werden. Krabbe, Gerner und Stibolt kombinierten frz. anmutende Rumpformen mit nordisch schlichten Verzierungen, das hat schon eine gewisse Eleganz. Zum Beispiel hier Stibolt's 12-Pfünder Fregatte Triton von 1789:
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(Hab ein paar Blätter digital übereinandergelegt)
Ein paar Jahre später unter Hohlenberg siehst dann schon ganz anders aus:
Hm, hab heute mal aus Interesse ein einfaches Hüllenmodell der Lolland gebastelt (nur 'auf Spant', ohne Plankendicke). Sieht weit weniger plump aus, als das geringe L/B-Verhältnis von 3.4 vermuten läßt.
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Keineswegs so elegant wie die Vänta Litet oder etwa die vergleichbare britische Cruizer-Klasse, aber die mussten ja auch keine acht langen 18-Pfünder mitschleppen.
Mal schauen, ob ich da weitermach, muss ja nicht immer ein 'schönes' Schiff sein :)
Zitat von Thommie im Beitrag #5Da ich mich schon seit einigen Jahren mit dem Planbestand im Rigsarkivet beschäftige, kann man sagen, dass da noch einige ungehobene Schäze schlummern. Die o.a. angeführte Zeichnung (Bild 3 in #1) ist mir auch schon aufgefallen.
Wenn ich helfen kann, etwas zu lokalisieren, tue ich das gerne.
Tatsächlich sind ca 5000 Zeichnungen im digitalen Archiv nicht im Index enthalten, der auf der Archivseite mit angeboten wird. Ich habe inzwischen einen deutlich vollständigeren Index. Mehr dazu auf meiner WebSite (siehe Link unten).
Viele Grüße Thomas
Das Link zeigt "komische" Seiten oder mach ich was falsch?