hast Du schon einmal ein solches 50-Kanonen Schiff rekonstruiert ? Wenn ich mir Deine Fragestellungen im Wettringer Forum so ansehe, bezweifle ich das. Außerdem zeigt die Hahn-Methode keinesfalls den originalen Spantbau, sondern eine sehr simple und vereinfachte Form, die von der Realität weit entfernt ist. Zudem sollte man sehr fundierte Fachkenntnisse in der Rekonstruktionsarbeit haben, sonst geht das Ganze mal schnell in die Hose.
Versteh mich nicht falsch, ich will Dich keinesfalls entmutigen - ist nur ein gut gemeinter Rat.
Wäre ein wirklich tolles Projekt - vielleicht schilderst Du erst einmal das ganze Vorhaben im Detail und welche Fachkenntnisse Du hast, dann kann man sich ja ein Bild davon machen.
Also meine Erfahrungen in der Rekonstruktion sind sehr gering, aaber ich denke, dass es zwischen der detailgenauen Rekonstruktion und der Qualität eines Bausatzes aus dem Handel viel Platz ist ein gutes Modell herzustellen. Meine derzeitige Idee ist (mangels Quellen zum Thema Spanntformen, Abstände, Stärken dh. alle meine bisherigen Fragen wurden nicht beantwortet) habe ich mich für die Hahn-Methode interessiert, weil dadurch für jeden Spannt eine eindeutige, virtuelle Referenzebene existiert, um die Spannten zu setzen. Meine derzeitige Unterlagen bestehen aus einem NMM Plan der 50-gun Klasse aus 1744 (Linienplan). Desweiteren habe ich digitale Kopien der Deckspläne dieser Schiffsklasse. Außerdem habe ich das Buch "the 50 gun ship", was sehr informativ ist, aber eben leider keinen Spanntplan enthält für das 1744 establishment, sondern nur jüngere Schiffe. Und dann sind noch allgemeine Bücher, wie "Masting and riging of english ships of war", der MArquart für die Takelage, Ein Buch über die Ausrüstung englischer Schiffe der Periode und ein Buch zum Thema der Seemannschaft auf solchen Schiffen. Etwasa dünn ist halt die Dokumentenlage in Bezug auf die Konstruktion der Rümpfe. Ich habe schon versucht aus den Bildern vorhandener, historischer Modelle einiges zu erkennen, aber das bleibt natürlich auch nur Bruchstückhaft. Mein Ziel wäre ein Modell zu bauen, das auf der einen Hälfte einen vollgeplankten (Innen und aussen) Eindruck des Schiffs inklusive der Mannschaften zeigt, um dort insbesondere eine Szene zum medizinischen Versuch des Herrn Lind darzustellen. Dort werden die Gun-Ports auf dem Gundeck geschlossen sein (Marschfahrt auf dem Blockadedienst!). Die andere Hälfte soll die innere Konstruktion des Schiffs zeigen, wobei ich dabei noch viele Hinweise brauche. Und hier denke ich werde ich einige Kompromisse machen müssen, weil 1. meine Fähigkeiten nicht reichen 2. meine Werkstattausstattung nicht ausreicht 3. die Informationen nicht ausreichen bzw. ich nicht drankomme Deshalb auch schon meine Fragen im anderen Forum...die ich dann hier nochmal stellen möchte: Wieviele Kantspannte im Heckbereich und entsprechend im Bugbereich wurden gebaut? Gibt es Regeln der Schiffbauer in welchem Winkel diese Kanntspannte gesetzt werden? Wie sind die diagonalen Linien im Spanntriß zu interpretieren (ich hab schon eine Idee dazu, bin aber nicht sicher, ob dort meine Interpretation stimmt)? Detailfrage zur Interpretation der Linien der Deckslinien im Plan: Sind diese Linien anders als die Linien, die parallel zur Wasserlinie liegen, auf die jeweilige Deckhöhe (die liegt bei jedem Spannt ja wo anders) bezogen?
Fachkenntnisse ... ? na ja ich sag mal so Das was ich am meisten habe ist Durchhaltevermögen. Projekt 1: 14" Newtonteleskop mit selbstgeschliffenen lamda/6 Hauptspiegel - Bauzeit ca. 18 Monate Projekt 2: Le Renard 1:50 Bausatz, dessen Material ich noch fast vollständig da liegen habe, weil ich alles an dem derzeitigen Modell selber hergestellt habe. Derzeitige Bauzeit schon 7 Jahre. Aber jetzt bald kommt das Rigg dran. Projekt 3: HO 2-8-0 Bausatzumbau einer generischen Consolodation hin zu einer Nachbildung einer N&W Class W Maschine (Messingarbeit)
So all das qualifiziert jetzt nicht direkt dazu eine so großes Schiff, wie die HMS Salisbury zu bauen, aber ich habe hier noch eine andere Motivation (die ist eher schräg) - ich hab es schon im Titel erwähnt - Das Modell steht für mich für die wirklich Großtat von Herrn Lind, die Geißel der Seeleute -Scorbut- und auch aller anderer Menschen mit einer geprüften Heilmethode zu Leibe zu rücken. Gleichzeitig ist dieses Model für mich eine Erinnerung daran, wie schwer wir Menschen wir uns mit Veränderungen tun, es hat ja noch mehr als 40 Jahre gebraucht, bis die britische Marine, Zitrusfrüchte zur Standardverpflegung gemacht hat. Insofern ist das Model für mich eher eine Art Denkmal und nicht in erster Linie eine Aufgabe in der Exaktheit der Nachbildung historischer Bauweisen. Es soll halt eine gute Nachbildung der HMS Salisbury ergeben, wobei die Pläne aus Greenwhich z.B. KEIN Hinweise auf die Dekorativen Elemente machen :(
Du hast im Spantenris 4 Diagonalen gezeichnet. Im Längsschnitt kann ich diese aber nicht finden. In der Draufsicht sehe ich dann die rot eingefärbten Ansichten der Diagonalen. Ist das korrekt? Meine Frage lautet im Augenblick: Was verstehst du an dieser Zeichnung nicht? Ist es eine Originalzeichnung, oder ist sie von dir gezeichnet?
Die Diagonalen Linien kann man aber zur Beurteilung eines Rumpfes schwer einordnen. Verstehe meine Fragen bitte nicht falsch. Mir liegt daran zu verstehen, was du damit machen möchtest.
Die roten Diagonalen sind im Original in der Seitenansicht (in wenigstens einer Linie gezeigt) Die Diagonalen sind auch nicht wirklich Diagonalen sondern haben jeweils eigene Winkel. Die Roten Linien können doch genauso wie die waagerechten Linien zur Erstellung der Spanntrisse genutzt werden...oder?
Ich habe die Idee, daß die Strecke zwischen dem Schnittpunkt Diagonal-Mittellinie und Diagonal-Spanntaussenkante in Aufsicht wiedergefunden werden kann. Wenn das so ist, kann man diese Linien für die genauere Entwicklung der Spanntrisse benutzen.
- Kannst Du mir eine Indikation geben ab welchem Spannt im Heckbereich/Bugbereich die Kanntspannte beginnen? - Wie wurde der Winkel mit der die Kanntspannte von der Lotrechten zur Schiffsmittellinie abweichen in Abhängigkeit von Ihrer Position auf dem Kiel bestimmt?
Gruß Winfried PS: Danke schonmal für Deine Anmerkungen...Ja der Linienriss wurde vom Originalplan aus dem NMM Greenwhich abgezeichnet!
Wir müssen uns wohl erst von den Englandkennern die zeitliche Eingrenzung erklären lassen. Trotz der Suche habe ich nur die beiden Zeichnungen gefunden. Wann haben die Engländer angefangen, diese Details in ihre Zeichnungen aufzunehmen? Und wichtig, wann wurde dieses wieder aus den Zeichnungen entfernt?
Grundsätzlich kann man sagen, dass die Engländer auch im 18. Jahrhundert noch über Senten ihre Entwürfe gemacht haben. Dazu gab es die Flursente, die Herzsente und die Toppsente.
Eventuell können wir uns da ein wenig herantasten. Die Drehspanten werden sicher von der Schiffsform abhängen. Eine rechtwinklige Anordnung zur Außenhaut würde ich aber nicht in Betracht ziehen, obwohl sie aus baulicher Sicht sicher sinvoll wären.
Hallo Winfried, die "Diagonalen" findet man bei fast allen Schiffskonstruktionsplänen des späten 17. und 18. Jahrhunderts. Sie sind die Fixpunkte des sogen. "Sentenrisses" und geben dem Fachkundigen Hinweise auf die "Völligkeit" und damit "Belastbarkeit" des Unterwasserrumpfes. Zudem gelten sie als Markierungspunkte für einzelne Spantbauteile und sind u.a. ausschlaggebend für die "rising line" und damit den "Charakter" eines Schiffes. Der Verlauf des Sentenrisses bei einem Kriegsschiff mit massiven Geschützen oder Frachtschiffes mit schwerer Last unterschied sich daher von dem eines Schnellseglers deutlich. Bei der Spantkonstruktion dient der Riss lediglich zur genaueren Bestimmung der Form des Unterwasserrumpfes. Im Modellbau spielt er normalerweise keine Rolle. Die Lage und Zahl der Spanten und Kantspanten (im Bugbereich beispielsweise beginnend ab dem ersten Schott) sind normalerweise über die "Station lines" bzw. "timber and rooms" des Risses zu erstellen; es sollte jedoch beachtet werden, dass um die Zeit der "Falkland (1744) nur wenige, detaillierte Konstruktionspläne auf den Werften vorlagen und besonders die Einbautechnik der Kantspanten, wie Franklin es ausdrückt, etwas "sophisticated" gehandhabt und beschrieben wurde Wie Du bemerkst, alles in allem eine ziemlich komplizierte und aufwändige Arbeit, die jedoch innerhalb mehrere Jahre durchaus machbar erscheint. Ein hohes Ziel. Etwas widersprüchlich finde ich demgegenüber Deine Aussage, dass Du auf historische Korrektheit geringeren Wert legen willst und dafür beabsichtigst, die Schaffung eines "Denkmal Lind" in den Vordergrund zu stellen ? Wie kann man sich das vorstellen?