Forum für historischen Schiffsmodellbau und Geschichte
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Sekundär- und moderne Literatur
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Martin, Tyrone - A Close Up - Minutieae For The Modeler And Artist
Tyrone Martin hat eine Monographie verfasst, die aber leider mit den Werken des Ancre-Verlags mitnichten zu vergleichen ist.
Es handelt sich eigentlich um eine relativ schmalen Ordner oder besser ein Ringbuch (ca. 2 Daumen breit, einseitig - ich würde sagen tintenstrahl-bedruckte Seiten), in dem er - sortiert nach Thema - alle Informationen, derer er habhaft werden konnte inklusive Quellenangaben auflistet.
Nach einführenden Texten und Überblicken folgt meist eine Liste - manchmal unterbrochen von einem Schwarz-weiss oder Farbdruck - mit Datum und Quellenangabe - und den jeweisl beschreibenden Sätzen der Texte.
Beispiel: 21. Sept. 1812 -- "Carpenters empd. cutting two Bridle Ports." [Midshipman Frederick Baury Jounals, MHS.] From this time, the ship appeared to have 16 ports on each side atg the gun deck level. .... oder 8. Oct. 1812 -- Five "drops" (carvings) replaced between stern windows. [Navy Agent Amos Binney Summary Statement (with enclosures), 1-31. Oct 1812 ...] .. oder 9. Sept. 1833 -- Gun deck port sills made a uniform two feet above the deck. Bridle Ports moved forward ten inches, made to same dimensions as gun ports. [Ltr, Chief Naval Constructor Samuel Humphreys to Boston Navy Yard Commandant Jesse Duncan Elliot, 16. Sept. 1833]
An diesen drei Beispielen kann man sehen, wie man die ein oder andere Antwort (oft aber auch mehr Fragen) aus dem Gelesenen Ableiten kann .. nämlich hier: Bridle Ports gab es nicht vor Sept. 1812! Sie waren bis Sept. 1833 10 inches weiter aussen - und hatten andere Dimensionen als die Gun Ports. .. ich glaube bei Chapman (unser Joerg) habe ich irgendwo gelesen, Steward hätte die Bridle Ports, die von Bainbridge 1812 nach übernahme Kommando von Issac Hull hat einschneiden lassen vergrößert, so dass sie als Pforte für die Chaser hätten genutzt werden können. DAS kann ich z. B. aus diesem Text nicht lesen - dann hier sieht es ja aus, als seien die Bridle Ports erst 1833 angeglichen worden ...
Die Qualität der Drucke ist - in meinem Fall von 2008 - vermutlich Tintenstrahl gedruckt. Ich gehe stark davon aus, dass jedes Exemplar "handgefertigt" ist.
Die Planseiten mit Kopien der Originalpläne sind sw-Ausdrrucke, auf denen eigentlich nichts erkennbar ist - jedenfalls nichts messbares. Es sind auch Längsschnitte und Zeichnungen der 1927er Rekonstruktion im Buch. Einige Zeichnungen von John Charles Roach (die man im Netz häufig findet) sowie Fotos des Isaac Hull Models, die Olof Erikssen übermittelt hatte, sowie das ein oder andere Bild eines Artefaktes der Geschichte.
Ich will die Tage mal ein Photo meines Ordners einstellen, damit Ihr Euch einen Eindruck machen könnt.
Auch wenn diese Monographie sich in keinster Weise mit den Werken eines Boudroits messen kann - man erhält für relativ wenig Geld eine sehr umfassende Auflistung mit tatsächlichen Quellen - echten Angaben. Sie ist nach meinem Verständnis - für eine vertiefte Untersuchung des Schiffes und eine genauere Darstellung desselben eine tragende Säule. Wer nicht in Primärquellen suchen kann - hier hat er eine sehr fundierte Basis!
Man erhält NICHT eine klare Anweisung, wann das Schiff wie ausgesehen hat ! Aber man erhält hunderte von Hinweisen, die helfen, die Fehler in Bausätzen oder weniger fundierte Aussagen zu hinterfragen und sich des Interpretationsspielraumes bewußt zu werden !
Und eine gemeine Frage. Läßt sich sagen inwieweit Informationen in dem Ordner enthalten sind die noch nicht in irgendeiner Form (Bücher, Blog oder seiner Website) aktuell veröffentlicht wurden? Die Zusammenstellung nimmt einem natürlich viel Arbeit ab und ist damit bereits das Geld wert. Wenn nur der unsichere Bezahlvorgang per Bargeld nicht wäre, dann hätte ich das Werk bereits.
ZitatAn diesen drei Beispielen kann man sehen, wie man die ein oder andere Antwort (oft aber auch mehr Fragen) aus dem Gelesenen Ableiten kann .. nämlich hier: Bridle Ports gab es nicht vor Sept. 1812! Sie waren bis Sept. 1833 10 inches weiter aussen - und hatten andere Dimensionen als die Gun Ports. .. ich glaube bei Chapman (unser Joerg) habe ich irgendwo gelesen, Steward hätte die Bridle Ports, die von Bainbridge 1812 nach übernahme Kommando von Issac Hull hat einschneiden lassen vergrößert, so dass sie als Pforte für die Chaser hätten genutzt werden können. DAS kann ich z. B. aus diesem Text nicht lesen - dann hier sieht es ja aus, als seien die Bridle Ports erst 1833 angeglichen worden ...
Beziehst Du dich auf diese Textpassage? Ich schrieb hier im Forum:
ZitatEine Jagdpforte war sie eigentlich erst unter Stewart. Das Schiff besaß ursprünglich keine Jagdpforte bzw. Bridle-port. Erst Bainbride hat, neben anderen Veränderungen, die Bridle-port einbauen lassen. Erst Stewart hat den Bugbereich des Decks dahingehend umbauen lassen das die Bridle-ports auch als Jagdpforten zu verwenden war. Allerdings wenn man sich den Waldo-Plan anschaut blieb diese Pforte offenbar schmaler als die Stückpforten.
So, hier nun die versprochenen Bilder - zum Bilden eines Eindrucks: DSC_8937.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)DSC_8938.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)DSC_8939.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)DSC_8940.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) Hier der einzige "Original-Plan" wobei es nicht ersichtlich ist, ob das hier die Doughty oder die Fox-Zeichnung ist. Auch ist die Qualität der Kopie so schlecht, dass ein Modellbauer nur schwerlich etwas ablesen kann. DSC_8941.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) Das hier ist die typische Auflistung - chhronologisch sortiert auf ein Thema bezogen (hier "Hull") - unterbrochen von Bildern mit Details Im Folgenden einige der Planseiten sowie Skizzen .. DSC_8942.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)DSC_8943.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)DSC_8944.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)DSC_8945.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)DSC_8946.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)DSC_8947.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)DSC_8948.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)DSC_8949.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Es ist schwer zu sagen, ob das Buch mehr oder gar weniger bietet als die Captains Clerk-Seiten. In jedem Fall etwas besser thematisch sortiert. Aber es gibt auch ein Kapitel '"Lucky bag" in dem wiederum Informationen etwas bunt gewürfelt sind. Alles in Allem eine große Informationsdichte. Aber noch immer muss ein ein bischen suchen, bis man für sich alle Informationen für die von einem gewählte Epoche beisammen hat.
Das Bezahlen - ich erinnere mich - war damals, vor gut 6-8 Jahren ein echtes Problem. Ich glaube, ich habe das damals über diese internationalen Banken (wie die Western Union Bank) die oft in Bahnhöfen oder Flughäfen sind gemacht. Aber es war kompliziert und auch teuer. Wie T. Martin das heute macht, weiss ich nicht. Aber man sollte nicht glauben, wie schwierig es zu sein scheint, Geld in ein anderes Land zu bekommen, wenn keine Kreditkarte oder Paypal oder ähnliches genutzt werden soll.
Vielen Dank für die bildliche Erweiterung deiner Buchvorstellung.
ZitatEs ist schwer zu sagen, ob das Buch mehr oder gar weniger bietet als die Captains Clerk-Seiten. In jedem Fall etwas besser thematisch sortiert. Aber es gibt auch ein Kapitel '"Lucky bag" in dem wiederum Informationen etwas bunt gewürfelt sind. Alles in Allem eine große Informationsdichte. Aber noch immer muss ein ein bischen suchen, bis man für sich alle Informationen für die von einem gewählte Epoche beisammen hat.
Thematisch besser sortiert auf jeden Fall, und auch so einiges mir noch Unbekanntes konnte ich entdecken. Ich werde Ihn mal anschreiben in der Hoffnung das PayPal möglich ist.
Zitat von Chapman im Beitrag #5... und auch so einiges mir noch Unbekanntes konnte ich entdecken.
Was denn z. B. ?
Ich habe bewußt Fotos gemacht satt Scans, damit ich kein Copy-right schädige. Aber da ich ja expliztit auch auf die Quelle verweise, denke ich mal, ich bin da nicht angreifbar. Ich kann die Mappe an sich nur empfehlen - auch wenn der Preis und die Leistung (eben nur ein Ordner mit Kopien, Bezahlung und Versandt damals nicht unbedingt, was man professionell bezeichnen würde) in einem scheinbaren Missverhältnis zu stehen scheinen. Es ist kein Buch, keine Mappe wie von Ancre.
Andererseits: sie wird genau genommen von einer Privatperson eigenhändig (und mit viel Liebe) individuell generiert - auf Anfrage. Man bekommt also eigentlich ein persönliches Expemplar. Ich hätte auf eine Signatur von T. Martin bestehen sollen ;-) .. T. Martin liefert auch nach. Ich hatte ursprünglich ein Verzeichnis der Quellen nicht in meinem Ordner. Das hat er mit aber sofort nachgereicht.
Ich hatte den Ordner ja schon länger - aber damals bin ich irgendwie abgelenkt worden. Sehr spannend fand ich daher den Gundeckplan von 1816 .. denn da ist ja nun die Position und zumindest Breite der Bridle-Ports drin. Die sind ja nun wirklich kaum zu nutzen, um mit 24-Pfündern als Jagdgeschütz nach vorn zu schiessen.
Die Fire"engines" sind ein interessantes kleines Detail. "cisterns were filled with water drawn by buckets from the sea".. also wurde der Druck der Pumpen nur fürs Spritzen aufgebaut... Da das Bild anmerkt, "wheeled for land use'" gehe ich mal davon aus, dass sie auf dem Schiff ohne Räder auskommen mussten. Kennt man solche Spritzen aus englischen oder anderen Marinen?
ZitatSehr spannend fand ich daher den Gundeckplan von 1816 .. denn da ist ja nun die Position und zumindest Breite der Bridle-Ports drin. Die sind ja nun wirklich kaum zu nutzen, um mit 24-Pfündern als Jagdgeschütz nach vorn zu schiessen.
Der Plan ist übrigens auch auf der Plan-CD vom Constitution Museum enthalten, daher hatte ich bisher meine Informationen zu den Bridle-Ports. Ich finde ebenfalls das die für eine Jagdpforte recht schmal ausfallen. In Anbetracht der Datierung auf 1819 (Edit: siehe Anmerkung *) spiegelt der Plan vermutlich den Bauzustand unter Steward wieder, jedenfalls war das bisher meine Vermutung. Die Größe der Bridle-Ports scheint mir aber eher zu Bainbridge´s Zeit (Java Gefecht) zu passen??
* Anmerkung: Lt Beschriftung auf dem nachgezeichneten Waldo Plan des Gun und Spardeck auf der Plan CD stammt der Originalplan von 1819. Die Schmuckbeschriftung des Waldo Plans auf den oben eingestellten Foto ist dort nicht zu sehen. Ich frage mich ob der Plan mit Schmuckbeschrifitung ursprünglich für eine Publikation vorgesehen war.
Feuerlöschpumpen kannte man auch in anderen Marinen. Erstaunlicherweise gibt es sogar einen Bausatz mit einer solchen Punpe - der Superbe Bausatz von Heller. Das Thema wird in der Literatur etwas Stiefmütterlich behandelt, und auf Modellen sieht man dieses Detail leider sehr sehr selten. Vielleicht könnte einer der Experten dieses vernachlässigte Thema mal aufgreifen und einen kleinen Überblick geben? Bitte!
ZitatNavy leadership took the ever-present threat of fire seriously, and from the beginning wished to provide fire-fighting equipment for each of the frigates. As early as November 1794, Commissioner of the Revenue Tench Coxe began to pester Secretary of War James McHenry for fire engine specifications. It took two months before McHenry addressed the issue by requesting Naval Constructor Joshua Humphreys to transmit the ideal dimensions for the engines to Coxe.
At the beginning of February 1795 Humphreys obliged. He proposed that the boxes or cisterns of the engine be five feet long, two feet wide, and 18 or 20 inches deep. The chamber would be six inches in diameter with pistons of composition metal. They would come complete with 50 feet of leather hose and a 30 foot long suction pipe for drawing seawater from alongside the ship. The common land-based fire engines used in towns of the time were too bulky for ship board use, so Humphreys suggested a few modifications. “The levers of these Engines should be so constructed as to open in such a manner as to admit a number of men to work the engine & to fold up into a small compass when she is to be stowed away. Every fastening of the box and every other part of the Engine should be of copper or other metal that will not corrode with the sea water.”
ZitatCaptain Samuel Nicholson, superintending Constitution’s construction in Boston, suggested that the engines for his frigate be procured from a Mr. Thayer in Boston. As an endorsement, he claimed Thayer made “the best Fire Engines in America, and on the simplest principles.”
Mr. Thayer was Ephraim Thayer of Boston. A former apprentice of Paul Revere and an ardent Federalist, Thayer had started making fire engines as early as 1793. These first engines have been designated “hand tubs” by collectors because they were typically hand drawn and hand fed with buckets. The pumping handles make them look like the old railroad hand cars. By pumping the handles up and down, the operators drove the pistons to produce enough pressure to shoot water to astonishing heights. Surprisingly, a relatively large number of Thayer’s products still survive. The Boston Fire Museum owns what is purported to be his first engine, a 1793 hand tub designated West Boston No. 6. Henry Ford owned another, and the Old Plaza Fire House in Los Angeles has one. A Thayer hand tub was even sold at auction just last year.
Kennt einer diese Unikate? .. wäre mal spannend die mit dem Photo von T. Martin zu vergleichen - wahrscheinlich ist das das Bostoner Modell .. reine Vermutung allerdings.. wobei das Schild an der Engine 1792 zeigt .. (also ein Jahr VOR dem "as early as 1793 ??)
Gerade entdeckt: Tyrone G. Martin hat seine Sammlung der Allgemeinheit zugänglich gemacht - und das USS Constitution Museum hat jetzt sein "Close up" als PDF download online gestellt: