Der Bau meiner zweiten Statenjacht dient in der Hauptsache der Vorbereitung auf den Bau der Postiljon und anderer Modelle, die Artitec demnächst auf den Markt bringen wird. Daher geht es vor allem um die Bemalung des Rumpfes. Ich werde hier nicht so intensiv auf den Zusammenbau des Modells eingehen. Das habe ich in einem anderen Baubericht getan. Wer möchte, kann dort nachlesen:
Wichtigster Unterschied zu meiner ersten Statenjacht ist die neue Bemalungstechnik. Statt wie dort eine stark verdünnte Öllasur über das mit Humbrol Farben bemalte Modell laufen zu lassen, streiche ich es jetzt deckend mit Ölfarbe, um die dann wieder abzuwischen. Ich hatte noch einen aus 2. Hand gekauften und leider leicht beschädigten Bausatz der Statenjacht, von dem ich "Probeschnitten" abgegossen habe. Die Technik dürfte von Dafis Victory-Schnitte bekannt sein. Die Grundbemalung habe ich etwas verändert: Die Figur ist körperfarben gemalt, der Rumpf im unteren Bereich etwas heller ohne abgesetzte Barkhölzer. Das Ornament neben dem Fenster ist farbig gestaltet.
Wie Schmidt weiß, habe ich seit gut sechs Jahren auch einen Original-Bausatz. Da juckt schon seit langem in den Fingern (http://www.maritima-et-mechanika.org/mar...tatenjacht.html), wenn da nicht noch andere Sachen fertig zu machen wären .
Bin mal gespannt, was Schmidt dieses mal daraus macht.
Hallo wefalck! Dein Baubericht über den Botter von Artitec ist auch für mich stilprägend!
Ich sagte es ja schon einmal: Der Zusammenbau eines Artitecmodells erfordert kaum mehr, eher weniger Arbeit als der eines konventionellen Plastikmodells. Bei der Statenjacht sind Rumpf und Deck ein Teil, man muss bis zur ersten Lackierung eigentlich nur den Heckspiegel ankleben und die (allerdings ziemlich knifflige) Galion zusammensetzen. Für die Fotos unten sind das Schot und die Decke des hinteren Aufbaus nur eingesteckt. Das Modell ist mit Humbrol Weiß Matt im oberen Bereich dünn lasiert und im Unterwasserbereich deckend (mehrfach!) gestrichen. Die Lasur dient dazu, die Details erkennbarer zu machen und Stellen aufzudecken, an denen man ggf. nacharbeiten muss. Ich hätte früher sprühlackiert, habe das bei meiner ersten Statenjacht auch getan, bin aber zur Pinsellackierung zurückgekehrt. Der Grund: Die Grundfarbe wird beim Abwischen der Ölfarbe teilweise, besonders an Kanten, recht stark strapaziert. Da sollte die Schicht nicht zu dünn sein. Natürlich dürfen andererseits die Strukturen nicht zugekleistert werden. Dünne Überzüge mit dem Pinsel, mehrfach wiederholt, leisten aber dasselbe wie eine Sprühlackierung. Außerdem ist der noch leicht erkennbare Pinselstrich dem Gesamteindruck eher förderlich. Meine Lackiermethode zielt ja nicht auf klinische Oberflächenperfektion, sondern auf den Eindruck eines alten Ölgemäldes.
Kenne ich. War zuletzt im kalten Februar dort. Trotzdem herzlichen Dank für den Link zu den schönen und aufschlussreichen Fotos! Beim meinem Modell werde ich allerdings nicht allen Details des Schiffes in Utrecht folgen. So entsprechen z.B. dessen Takelage und Anstrich nicht dem Zustand des Vorbilds im 18. Jahrhundert. In der Takelage kam sicher weniger Metall (Haken etc.) zum Einsatz, und die Farbe wird nicht die Qualität und das Aussehen moderner "coatings" gehabt haben. Ich bin aber für alle Hinweise dankbar! Schmidt
Wenn 1000 Menschen Bauklötze staunen, und 2 Superspezialisten ein paar Fehler auflisten.....müßte man den größten Teil der Menschheit entsorgen. Das Wissen von Spezialisten ist zu ehren, aber es gibt immer noch eine realen Teppich.
Über die Ästhetik und Technik der farblichen Fassung kann man lange diskutieren. In Hovings Buch zur Statenjacht gibt es auch ein paar Zeilen zu diesem Thema.
Ich bin mir nicht sicher, welche Materialien bei der UTRECHT wirklich verwendet wurden. Wahrscheinlich hat man sich auf die Verwendung von Pigmenten konzentriert, die seinerzeit verfügbar waren (eine zeitnah ausgerüstete Farbmühle wird heute noch in Zaandam betrieben, DE KAT). Es dürfte sich dabei wohl auschließlich um mineralische Pigmente handeln, da nur diese ausreichend Lichtbeständig sind. Ein anderes Thema sind die Bindemittel und da wird man wohl aus praktischen Gründen Konzessionen gemacht haben. Die Bindemittel sind aber ein wesentlicher Faktor bei der Alterung der farblichen Fassung. Heutige Kunstharzlacke verhalten sich ganz anders als klassische Ölfarben, deren Bindemittel Leinöl und verschiedene organische Harze ist. Die Lackoberfläche wird durch das UV-Licht schnell oxidiert und erodiert rasch, wenn sie den Elementen ausgesetzt ist. Daher sehen solche Oberflächen schon nach relativ kurzer Zeit viel pastellhafter und weniger bunt-schreiend aus als die UTRECHT.
Ein anderer Aspekt ist die Art, wie unser kollektives ästhetisches Empfinden geprägt wurde. Wir kennen solche Schiffe ja nur von alten Gemälden und Modellen. Den Gewohnheiten der Zeit enstprechend waren die meisten Gemälde bis über die Mitte des 19. Jh. mit einem Schlußfirnis (während der 'Vernissage') versiegelt worden. Dieser stark harzhaltige Firnis ist schon von sich aus etwas gelblich und dunkelt im Laufe der Jahrhunderte stark nach. Im elterlichen Eßzimmer hängt z.B. seit Mitte der 1950er Jahre eine Reproduktion einer niederländischen Marine aus dem 17. Jh. aus der National Gallery in London; Ende der 1980er habe ich mir der Kuriosität halber einmal das Original im Magazin zeigen lassen und war entsetzt von der rokokohaften Farbigkeit - man hatte inzwischen das Gemälde gereinigt und den Firnis abgenommen. Auch viele Modelle dürften einst viel bunter ausgesehen haben als heute.
Die Frage ist, was will man erreichen: a) ein Aussehen, wie eben frisch gepönt, b) als ob der letzte Anstrich schon eine Weile her ist, oder c) die Patina eines alten Modells … da die Statenjachten ja Yachten im heutigen Sinne waren dürfte d) von Wind und Wetter gebeutelt, eher weniger in Frage kommen.
Hier sind zunächst noch einmal drei Fotos von meiner ersten Artitec-Statenjacht. Bei der Farbgebung war ich den Hinweisen der Gebrauchsanleitung gefolgt, die sich wiederum an das "Original" in Utrecht anlehnen. Die Humbrolfarben sind mit einer verdünnten Öllasurfarbe von Schmincke überzogen. Der Vorgang muss für jede Seite separat durchgeführt werden und das Modell muss dabei liegen, damit die Farbe sich gleichmäßig verteilt.
Ich hatte versucht, eine dynamische Segelstellung zu simulieren. Die Segel aus Seidenpapier haben in den Kanten eingelegte Kupferdrähte, die Schoten am Klüver und am Marsssegel sind ebenfalls Kupferdrähte. Das Großsegel habe ich an einem "Übungsmast" aus feuchtem Seidenpapier geformt.
den Baubericht Deiner alten Staatenyacht habe ich damals mit großem Interesse verfolgt. Auf die Ergebnisse der geänderten Lackiermethode bin ich sehr gespannt. Die neue Vorgehensweise scheint der zu entsprechen, mit der ich damals am besten klar kam.
Gruß Christian
in der Werft: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776 - 1:36 auf dem Zeichenbrett: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776, HM Fireship Comet, 1783, HM Boomb Vessel Aetna, 1777
Pause: HMS Triton, 1771 - 1:48
"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen." "Habe keine Angst vor der Perfektion - Du wirst sie nie erreichen" Salvador Dali