Ich will da mal ein Schiff kaufen, weil ich bin reif für die Insel. Von hier segel ich dann rüber nach Spiekeroog. Ich darf das, ich habe den Segelschein auf dem Chiemsee gemacht. Im Herbst und Frühjahr fange ich Schellfische mit der Langleine und im Sommer bringe ich die Badegäste zu den Seehundbänken. Mal wieder aktiv werden so im Sinn von "Der alte Mann und das Meer". Umweltschonend und nachhaltig soll es sein, also ein Schiff ganz ohne Motor. Es soll so aussehen wie die Abbildungen auf dem zweiten Bild. Ein Plattbodenschiff mit ganz wenig Tiefgang, Breite-Länge-Verhältnis 1 : 3, der Besanmast steht auf einem Balken, der auf dem Dollbord aufgesetzt ist. So kann die Pinne unter dem Balken durchführen. Und ich stehe als Rudergänger in der Plicht, also vertieft. Bin unterwegs zum Mingers´schen Gasthof. Nicht das der Siegfried es mir wegschnappen tut! @Semper talis
Gruß Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Hallo Jörg, Mingers-Gasthof ist heute ein Hotel. Geh mal rüber nach Rodenbäcks. Da gibt es für dich etwas zum sehen und wenn es dir gefällt, melde dich. Ach noch etwas: Der Chiemseesegelschein nützt dir nicht viel. Du brauchst eine Fischereierlaubnis und ein Küstenpatent. Da du ja große Mengen fangen wirst, auch eine Handelserlaubnis. mfG Siegfried
Dann lasse ich das mit der "Edda". Wäre auch nicht im Sinn meines Weiberls. Die wird so leicht seekrank. Schon auf der Fähre nach Dover. Noch im Hafen von Ostende. Baue doch lieber ein Modell. Und hier beginnt schon die Schwierigkeit. Diese ostfriesischen Schaluppen waren nämlich kleine Fahrzeuge. Im Durchschnitt waren sie um 1840 8 m lang, bis 1890 steigerte sich die Größe auf 12 m. Der Hauptgrund dafür war, dass die vorgelagerten Inseln (Norderney, Baltrum, Langeoog u.a.) sowie die kleinen Fischerorte auf dem Festland bis 1890 keine Häfen aufwiesen und die Boote bei Sturmwarnung hoch aufs Ufer gezogen werden mussten. Erst nach 1890 mit dem Ausbau der Hafenanlagen entstanden größere Schaluppen wie die "Freundschaft" (15,6 m), "De junge Willempje" (15.4), "Kronprinzessin Victoria" (15,64) oder "Nordstern" (14,31 m). Nur eins dieser Modelle kommt für mich in Betracht, denn ich muss bei dem geplanten Fahrmodell im Maßstab 1 : 35 die Technik (Servos, Akkus, Empfänger) unterbringen. Für den Bau stehen mir die Recherchen von Hans Syzmanski "Die Segelschiffe der deutschen Kleinschifffahrt", Lübeck 1929, von Werner Jäger "Helgoländer Schaluppe", Logbuch 1966/67, von Siegfried Borgschulze "Ostfriesische Schaluppen", Logbuch 1987 , 4 und natürlich sein Buch "Schaluppen in Ostfriesland, ein vergessener Schiffstyp und sein Verbleib", Aurich, 2014 zur Verfügung. In diesem Buch beschreibt der Autor alphabetisch alle Schaluppen mit Bauwerften, Maßen, Besitzern, besonderen Ereignissen. Auch wird auf ihre Anpassung an die sich wandelnden Bedingungen - Bünn, Eiskiste, Registrierungen, Motorisierung, Kriegseinsatz eingegangen. Interessant ist, dass diese Schiffe nicht allein zum Fischfang eingesetzt wurden, sondern auch als Transportschiffe, für Lustfahrten mit Badegästen oder als Postschiffe. Besonders im Sommer fanden die Fischer hier ein Auskommen, da in dieser Jahreszeit wegen der mangelnden Kühlmöglichkeiten der Fischfang eingeschränkt war. Ich habe vor Jahren schon ein Modell nach Siegfrieds Vorgaben gebaut. Es war die türkische Mahone, ein Fracht- und Fährschiff vom Bosporus. Er hatte im Archiv von Münster einen alten zeitgenössischen Bericht zu diesem interessanten Klappmastfahrzeug gefunden und im Logbuch veröffentlicht. @Semper talis
Abschließend will ich heute noch eine segelnde Bragozzo einstellen. Von der Formgebung ist sie der ostfriesischen Schaluppe recht ähnlich. Auch sie war im Wattengebiet unterwegs und zwar in der Lagune von Venedig. Beheimatet war sie in Chioggia. Statt der Seitenschwerter hatte sie zur Verminderung der Abdrift ein überlanges Ruder, das auch ein drohendes Aufsetzen anzeigen konnte. Um 1960 habe ich bei meinem ersten Venedigbesuch noch diesen Segelveteranen erleben können.
Gruß Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Beim Rodenbäck waren wir gestern. Fruti de mare in Sahnesoße für 12 €. Dazu die Schiffsmodelle beschauen. Ich baue ja auch Modelle, aber richtige, Fahrmodelle. Hier ein bunter Reigen von kleineren Plattbodenschiffen:
Das älteste Schiff ist das Ueversbüller Wrack, ein Wattfahrer, der von Groningen nach Schleswig segelte. Also in den nahen Osten. Ich habe das im Original nur 12 m lange Schiff vergrößert um Raum für die Technik zu haben. Bei der geplanten Schaluppe will ich eine Vergrößerung vermeiden. Der Billy Boy war ein Küstenfahrer und von den Midlands nach London unterwegs. Sein Design ist niederländisch. Er führte Seitenschwerter. Das niederländische Kanonenboot ist aus der Zeit nach den Napoleonischen Kriegen. Das Land hatte als Seemacht ausgespielt und beschränkte sich auf den Küstenschutz. Der Bilander -by land- war ein Küstenfahrer, wie es die Bezeichnung schon ausdrückt. Durch das große Besansegel war diese Brigg sehr wendig. Bei der Fahrt in beschränkten Gewässern ist diese Eigenschaft wichtig. Der Seeewer war ebenfalls ein Frachtschiff und im Bereich der Nord- und Ostsee unterwegs. Er ist der beste dieser Segler. Einige dieser Küstensegler hatten zusätzlich zur Heckkabine ein Deckhaus. Hier wohnte gewöhnlich die Familie des Schiffers. Bis auf den Seeewer haben alle anderen Segler einen runden, völligen Bug und ein löffelförmiges Heck. Die Seiten sind weitgehend parallel, der Tiefgang ist gering. Die Schaluppe wird ein ähnliches, von den Niederlanden inspiriertes Aussehen haben. Wie der Billy Boy und das Kanonenboot braucht sie Seitenschwerter. Ich habe da eine elektronische "Wasserwaage", ein kleines Bauteil, das ich rasch von einem ins andere Modell überführen kann. Es senkt mir das entsprechende Seitenschwert.
Gruß Jörg
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Hallo Jörg, vielleicht solltest du nochmal bei Rodenbäck's speisen, rechts neben dem Durchgang hängt ein alter Plan an der Wand, vielleicht entspricht das mehr deiner Vorstellung. mfG Siegfried
Kenn ich. Kenn ich alles! Das zweite Bild zeigt einen Messbrief. Er entspricht dem Kfz Brief. Nun geht es aber weiter mit dem Ursprung der ostfriesischen Schaluppen. Seit 1790 werden Schiffe in Neuharlingersiel als Schaluppen bezeichnet. Um 1795 verlegten zahlreiche niederländische Schaluppen von Zeeland in das Fürstentum Ostfriesland um den Napoleonischen Beschränkungen zu entgehen. Aus der Zeit von 1811 haben wir eine Auflistung von Schniggen und Chaloupen aus Norderney mit Größenangaben, Besitzern und Herstellungsort. Um 1824 werden diese Handelsfahrzeuge und Fischerboote auf Norderney als "kleine, einmastige, offene Fahrzeuge" beschrieben. Später, so um 1840 müssen sie sich zu gedeckten Schiffen entwickelt haben. Die Vorteile sind erheblich. Das Schiff kann bei hohem Seegang nicht voll laufen und versinken, Ladung und Besatzung sind vor Regen und Seegang geschützt. Unter Deck befanden sich u.a. der Steinballast und die Kombüse mit Ofen, Rauchabzug und Geschirr. Der Raum unter Deck hatte nur Kriechhöhe. Ab 1833 wurden auch in der Fischerei Messbriefe ausgestellt und wir wissen jetzt mehr über diese Fahrzeuge, da auch der Schiffstyp erfasst wurde. Die Schiffe wurden über Wasser mit einer Mischung aus Leinöl und Harz gestrichen, unter Wasser wurde Holzteer verwendet. Der Fischfang fand in Küstennähe mit Langleinen statt. Gefangen wurden Schellfisch und Kabeljau. Die Langleine war auf ein rechteckiges Brett aufgewickelt. An jeder Langleine waren 4 Leinen befestigt und an jeder dieser Leinen hingen 80 Angelschnüre mit Haken. Als Köder verwendete man Sandwürmer von 15 - 20 cm Länge. Diese Ausrüstung nannte man Back Want und jedes Besatzungsmitglied hatte 3 dieser Back Wants dabei. An Bord einer Schaluppe befanden sich 3 - 4 Mann. Man nannte sie Partsmänner, meist waren sie nahe Verwandte des Schiffseigners. Die Vorbereitung der Back Wants wurde zumeist von Frauen ausgeführt - Ausgraben der Würmer, Reinigen und Richten der Leinen, Bestückung der Haken-. Sobald das Fangboot eine Wassertiefe von 9 bis 18 m Tiefe erreicht hatte, wurden die Leinen ausgerollt. Gefangen wurde im Herbst und im Frühjahr, denn die Fische mieden warmes Wasser.
Der Schellfischfang kam um 1890 zu einem abrupten Ende, da die Fischschwärme ausblieben. Man machte den perfiden Trawlfischern aus Albion den Vorwurf die nationalen Küstengewässer leer gefischt zu haben, so wie heute moderne Fabrikschiffe vor Afrika oder Asien tätig sind und den lokalen Fischern schaden. Die Anzahl der Fischereischaluppen ging zurück, viele Fischer konnten die Anschaffung einer Ausrüstung mit Grundschleppnetz nicht bewältigen. Die verbliebenen Fischer fingen fortan Plattfische.
Weiterhin blieb die Kühlung des Fanges ein großes Problem. Eine Schaluppe hatte grundsätzlich keine Bünn, gelegentlich schleppten sie einen wasserdurchfluteten Fischkasten mit einem Tau nach sich. Auch wurden Eiskästen mitgeführt. Der Verkauf der Fische erfolgte über Geestemünde oder Wilhelmshafen. Im Sommer führten viele Fischer nun Ausflugsfahrten mit Feriengästen durch.
Die beiden Schiffsbilder hat mir S. Borgschulze zukommen lassen.
Gruß Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Die Existenzbedingungen der ostfriesischen Wattfischer hatten sich zu Ende des 19. Jahrhunderts erheblich verschlechtert. Gründe dafür waren das Ausbleiben der Schellfischschwärme und die Notwendigkeit teure Netze für den Fang von Plattfischen kaufen zu müssen. Die Fischer auf den vorgelagerten Inseln waren besonders betroffen. Ihnen fehlte die Absatzmöglichkeit ins Binnenland, sodass sie nur für den Eigenbedarf fischten. Viele waren gezwungen auf Fracht- und Fischdampfern anzuheuern oder sie verwendeten ihre Schaluppen als Transportfahrzeuge. Die Haltbarmachung des Fanggutes durch importiertes portugiesisches oder spanisches Salz war kostspielig, einige Inselfischer boten Vergnügungsfahrten für die immer zahlreicher werdenden Urlauber an. Den Fischer auf dem Festland ging es besser, da mit der Anbindung an das Eisenbahnnetz der Absatz regelmäßig und schnell erfolgen konnte. Es fehlten um 1900 noch Kühlanlagen. Die Angelfischerei war mit einem Segelboot gut möglich, der Einsatz des Grundschleppnetzes verlangte jedoch ein zugkräftiges Fischerboot. Auch war für das Einholen des Netzes eine motorbetriebenen Winde erforderlich. Um 1909 wurden in Dtld. die ersten kleinen Bootsmotoren gebaut. Mit Hilfe staatlicher Darlehen nahm die Motorisierung der verbliebenen Schaluppen nach dem Ersten Weltkrieg einen Aufschwung, als Standardtyp setzte sich der Glühkopfmotor durch. Neue motorisierte Fischerboote entstanden mit dem strömungsgünstigen Kutterrumpf, Schaluppen wurden seit 1920 nicht mehr gebaut.
An der ostfriesischen Küste gab es eine Anzahl von Kleinwerften, wo Schaluppen gebaut und repariert wurden. In der Nähe befanden sich auch die nötigen Zulieferbetriebe, wie Schmiede, Seilerei und Segelmacherei. Die Schiffe wurden nach Block- oder Mallenmodellen gefertigt, wobei man Umrechnungstabellen verwendete. Diese Werften waren sehr einfach ausgestattet, es genügten eine Helling, eine Aufschleppbahn, ein Spill, eine Grube für die Arbeit mit der Schrotsäge und ein Geräteschuppen. Gelegentlich übernahmen die Werftinhaber noch den Fährverkehr zu einer vorgelagerten Insel um in auftragsschwachen Phasen beschäftigt zu sein. Auch traten sie als Vermittler und Sachverständige bei Verkäufen von Booten auf.
Heute verkaufen wir die Kufftjalk "Zwei Gebrüder" unter der Hand zu angenehmen Bedingungen. Die Takelage ist beinahe neu. Reflektierende wollen sich ehestens bei mir einfinden, um zu contraktieren. Westeraccumersiel, den 10. Januar 1865 H. de Vries, Schiffbaumeister
Gruß Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Ein wichtiger Bestandteil einer Schaluppe sind die Segel. Die Unterkante dieser Segel war rund geformt, damit das Tuch eine bauchige Form annehmen konnte. Es gab eine Reihe von lokalen Segelmachereinen, einen guten Ruf hatten die Firmen Block in Brake oder Visser in Norderney. Die Unternehmen stellten auch Zelte, Markisen, Flaggen und Planen her. Der Schiffer Georg Raß zahlte für seine 11,3 m lange Schaluppe "Trina" im Jahr 1885 2450 Reichsmark. In der Summe waren der Holzbau mit Eisenbeschlägen, Malerarbeiten, Ballastkiste und Riemen enthalten. Der Preis konnte in Raten beglichen werden. Für das Tauwerk und die Blöcke musste Raß weitere 432 Mark aufbringen, die Segel kosteten zusätzliche 609 Mark. Neben weiteren Ausrüstungsgegenständen erwarb er einen gebrauchten Anker für 20 Mark und einen gebrauchten und reparierten Kompass für weitere 20 Mark. Im Vergleich dazu erwirtschaftet der Fischer Eilert Noormann 1896 den Fangerlös von 2800 Mark vom Frühjahr bis zum Herbst.
Die Segel wurden genäht, mit dem Liektau versehen und mit Blöcken bestückt.
Gruß Jörg
Bildquelle: "Schaluppen in Ostfriesland", S. Borgschulze, Aurich 2014, S. 185
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Es gibt da Details, die werden stiefmütterlich behandelt, auch bei manchen Museumsmodellen. So die Lenzpumpen. Siegfried und ich haben recherchiert und uns dann auf Stockpumpen geeinigt. So auch Horst Menzel, ein Experte der Plattbodenschiffe. Er scheibt: ".. Doch waren die Pumpen nicht nur für den Notfall gedacht. Auch die tägliche Leckage musste gelenzt werden... Durch das ständige Arbeiten der Schiffsverbände bei Seegang ließ sich ein Leck oft nicht vermeiden..... Die Schiffer (der niederländischen Binnenschiffe) hatten die Einstellung, ein leckes Schiff könnte als Armutszeugnis ausgelegt werden. Man versuchte, die Lenzpumpen, die seitlich neben dem Mast beim Gangbord plaziert waren, zu verbergen. Sie sollten nicht sofort ins Auge fallen. Darum hatten die niederländischen Binnenschiffe keine deutlich sichtbaren Pumpen mit Schwengel, die bequem zu handhaben gewesen wären, sondern Stockpumpen, ähnlich den losen Setzpumpen, aber fest eingebaut. Sie überragten das Deck nicht und waren für das ungeübte Auge nicht sofort zu erkennen. Dass sie schwer zu bedienen waren, nahm man in Kauf.(1)" Weiter scheibt er: "Bei den Smakken befand sich je eine Lenzpumpe seitlich im Gangbord in Höhe der Schwertaufhängung. Sie reichten bis in die Kimmen, weil sich dort das Wasser sammelte, sobald das Schiff etwas Lage hatte...(2)
So habe ich meine Pumpen ausgeführt, Aus Eisenguss, Stockpumpen im Gangbord. @Semper talis Das Bild zeigt noch ein Detail, dass kaum gewürdigt wird. Seit 1897 müssen in Deutschland registrierte Schiffe Positionslichter führen. Ich habe sie in Höhe des Großmastes auf Stangen gesetzt.
1 "Die Tjalk", H. Menzel, Kiel, 1993, S. 74 f 2. "Smakken, Kuffen, Galioten", H. Menzel, Hamburg 1997, S. 75
Das zweite Bild zeigt eine Einsetzpumpe. Sie ist der beschriebenen Stockpumpe recht ähnlich. Mit dem Luftschutzgesetz von 1935 wurde jeder Hauseigentümer zum Kauf eines solchen Brandbekämpfungsgerätes verpflichtet. Die Pumpe kostete 5 Reichsmark. Sie sollte auf dem Dachboden stehen und zwar in einem gefüllten Eimer. Mit ihr waren Dachbrände zu löschen. Auch musste der Eigentümer Verdunklungsrollos, Gasmasken, Verbandsmaterial bereitstellen.
Ich hatte das Gerät aufgefunden, als wir weiland ein älteres Haus (Baujahr 1936) erwarben und restaurierten. Die Pumpe habe ich dann gelegentlich als Anschauungsobjekt mit in die Schule genommen. Mit ihr und dem Tafelputzeimer zogen wir dann auf den Schulhof und machten Wasserspiele, wobei auch die Lehrkraft mit einbezogen wurde. Ich vermisse diese Zeit doch sehr!
Gruß Jörg
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Das Buch "Schaluppen in Ostfriesland", S. Borgschulze, Aurich 2014 war die maßgebliche Quelle für meine Untersuchungen zur Schaluppe und ermöglichte den Bau dieses Modells. Herr Borgschulze listet in dem Buch alle namentlich bekannten ostfriesischen Schaluppen auf, erstellte den Lebenslauf der Fahrzeuge mit wichtigen Ereignissen und stellte dazugehörige Fotos und Zeichnungen ein. @Semper talis Bei den Biographien fiel mir immer wieder auf, dass die Fischer öffentliche Darlehen nutzen konnten bei der Anschaffung eines Bootes, des Schleppnetzes oder der Eiskiste. Über diese Reichsdarlehen wollte ich mehr wissen. Bei meinem Studium an der Johann Wolfgang Goethe Universität zu Frankfurt hatte ich darüber nichts erfahren und in meinen Richtlinien für den Geschichtsunterricht kam es auch nie vor. Trotz dieser eklatanten Wissenslücken durfte ich jahrzehntelang Abiturprüfungen im Fach Geschichte abnehmen. Eigentlich absolut fahrlässig... Eine sehr gute Informationsquelle dazu ist der Aufsatz von Helmut Olszak mit dem Titel "Die Entwicklung der Hochseefischerei an der südlichen Ostseeküste im 19. und 20. Jahrhundert", Dt. Schifffahrtsarchiv 36/37, 2013/14, S. 205 -283. Herr Olszak war viele Jahre Mitglied in unserem Forum, er verstarb 2017 mit nur 68 Jahren nach langer Krankheit. Der Aufsatz ist als PDF im Internet verfügbar. Herr Olszak schreibt: Im 19. Jahrhundert war die dt. Hochseefischerei unterentwickelt. Das Emder Hochseefischereiunternehmen war die einzige Reederei, die Hochseefischerei betrieb. Die Seefischerei beschränkte sich auf Küsten- und Strandfischerei. Die veralterten Fangmethoden mittels Stellnetzen, Langleinen, Reusen und Zuggarnen , das fehlende Absatzsystem, die mangelnden Kühlmöglichkeiten, nicht vorhandene Häfen behinderten den Vertrieb. Gesalzener Hering wurde aus Schottland und Skandinavien eingeführt und verursachte den "Abfluss" von ca. 30 Mill. Reichsmark im Jahr 1897. Das rasche Wachstum der Städte in der Gründerzeit verlangte die Sicherstellung der Ernährung dieser Industriearbeiter, sodass der Staat Fördermittel für die dt. Seefischerei bereit stellte. Zuständig war der Reichskommisar für Fischversorgung. Gelder (200 000 - 400 000 Reichmark) wurden verteilt. Sie gingen an a) Versicherungskassen - Gegenseitigkeitsverbände zur Versicherung der Fahrzeuge b) einzelne Fischer als Darlehen bei der Neuanschaffung von Fahrzeugen oder zur besseren Verwertung (Eiskiste, Räucherei, Motorisierung) c) Dt. Fischerverein für wissenschaftl. Untersuchungen d) Einrichtung von Seefischerschulen (40 Unterrichtsstunden pro Lehrgang mit bescheidener Selbstbeteiligung) Die Darlehen waren zinslos und hatten zumeist eine lange Laufzeit von 10 Jahren. Der dt. Fischerverein konzentrierte sich auf Verbesserungen wie Motorisierung, Serienbau mit kraweeler Außenbeplankung (1), Verwendung von gedeckten Fahrzeugen, Einführung der Scherbretter, Entwicklung geeigneter Fischkutter. Die Förderung endete 1922, da die dt. Regierung die Finanzierung wegen der Auflagen der Siegermächte nicht mehr leisten konnte.
Zu Bild 1. Der Schiffsmotor trieb durch ein Vorgelege auch die Netzwinde an. Das Schiff verfügte über eine Bünn zum Frischhalten des Fangs. Die Besatzung war im Vorunter untergebracht. Die Motoranlage verbrauchte fast den halben Nutzraum. Zu Bild 2. Neben dem Zylinder befindet sich der Pressluftbehälter. Er reicht für 2 - 3 Anlassvorgänge. Die Bilder sind aus dem obengenannten Artikel.
Gruß Jörg
(1) Am Serienbau beteiligt waren Bootswerften wie Abeking & Rasmussen oder Lürssen aber auch die Luftfahrgesellschaft Stralsund, die Firma Flugzeugbau Friedrichshafen, Zweigstelle Warnemünde und Schütte & Lanz. Diese Firmen hatten Luftschiffe und/oder Wasserflugzeuge im Krieg gefertigt und verfügten über Fachpersonal, Maschinen, Material und Werfthallen. Der militärische Flugzeugbau war ihnen nach dem Krieg verboten.
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!