... ich möchte die Galerie mal mit etwas Exotischen bestücken:
Im LOGBUCH 1/2016 ist ein Bericht über ein chinesisches Flussschifferboot. Es geht darin um ein Modell welches um 1900 in China gefertigt wurde und heute im Verkehrsmuseum Dresden aufbewahrt wird. Seit drei Jahren baue ich an einem Kreuzermodell der kaiserlichen Marine. Das Wasserlinen-Modell im Maßstab 1:250 ist in ein kleines Diorama einfügen. Im Schraubenwasser des Kreuzers soll eine Dschunke dümpeln um die Lokalität der Szene zu illustrieren und den Größenunterschied Kreuzer/Dschunke deutlich zu machen. Die Vorbild-Dschunke sollte klar als asiatisches Schiff zu erkennen sein und nicht sehr groß sein. Der LOGBUCH-Artikel mit dem kleinen Flusschiff kam mir dazu gelegen. Anhand der Skizzen und Fotos im Heft habe ich aus Papier und Karton mein Modell gebaut. Es war das erste Mal dass ich mich mit Dschunken beschäftigt habe. Das hat Spaß gemacht und war eine gute Abwechslung!
Das Modell ist 4,6 cm lang. Es führt sein Segel hoch am Mast. An Fluss- und Kanalufern wird der Wind durch Bewuchs und Böschungen oft geschwächt. Das hohe Segel half, den Wind oberhalb dieser Hindernisse zu nutzen (Der Kreuzer fährt demnach in Küstennähe wo ein Flussschiff noch segeln konnte). Ausserdem konnte das Segel frei über die Seitenstützen schwingen. Die Seitenstützen dienten zur Befestigung von Schutzdächern um eine Decksladung zu bedecken. Bei Windstille konnte das kleine Schiff über drei lange Riemen bewegt werden. Ein festes Ruder war nicht vorhanden. Ein Mann führt daher einen Riemen zum steuern.
Im Topp weht eine kleine Flagge mit chinesischen Schiftzeichen. Sie bedeuten "Weise Mutter des Tien-chan"
Klabauter
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Danke für Dein Lob. Der chinesische Schiffbau war bis dahin absolutes Neuland für mich. Das kurze Hineinschnuppern hat mir gezeigt, dass die Menschen in Fernost ähnlich pragmatisch Schiffe bauten wie in Nordeuropa zur Hansezeit. Mit einfachen Mitteln wurden angemessene und solide Ergebnisse erzielt die lange und ohne großes Personal wirtschaftlich fahren konnten.
Im Forum Kartonbau.de hat mal jemand eine Dschunke nach dem Logbuch-Sonderdruck "Shaohsing Ch'uan" gebaut. Das ist auch ein interssantes Schiff welches im Buch vorgestellt wird.
Unser Mitwerker, dieser Willi, kennt den Herrn Schnebbe persönlich und hat mich auf dieses Modell aufmerksam gemacht. Es hat wohl sehr gute Segeleigenschaften.@Willi Interessant ist auch, dass diese Dschunken keinen großen Laderaum haben, sondern durch zahlreiche Querschotten unterteilt sind. So können sie bei einem Leck kaum sinken. Im 19 Jh. durften Seedschunken nur 2 Masten führen, damit sie auf den Küstenverkehr beschränkt blieben - Selbstisolation. Geschickter Weise wurde der 3. Mast dann erst unterwegs in seinen Köcher gesteckt. Natürlich solltest du diese gehaltvollen Ausführungen zur Chekiang Dschunke lesen. Und gründlich!
Gruß Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Bei der Farbgebung habe ich mich an die Vorlagen aus dem Logbuch bzw. an die Modellfotos dort gehalten. Das waren arme Flussschiffer die kein Geld für teure Farbe hatten ...
Hallo! du hättest im doch wenigstens ein neues Mattensegel spendieren können. Das wäre dann hell gewesen. Als ich die Dschunke von Herrn Schnebbe zum erstenmal segelnd gesehen habe, war mein erster Gedanke die muss aber einen Zusatzkiel haben, hatte sie aber nicht. Es geht also auch ohne. Vom Autor des Sonderdrucks Herr Asbach gibt es noch mehrere Plänne für chinesische Schiffe. Sie wurden eine Zeitlang im Büchershop des Schifffahrtsmuseum in Amsterdam angeboten. Siegfried
"Es geht also auch ohne" Das ist richtig, Siegfried, aber: 1. Das Modell wird schwer. Du musst viel Innenballast einbringen. 2. Die Masthöhen/Segelfläche müssen reduziert werden.
Dieser Gloucester Schoner aus meiner Sammlung, ein Frühwerk, segelt ohne Zusatzkiel. Aber er braucht viel Wind, denn er ist schwer. Deswegen ist er nicht mein Freund. Die Verfärbungen der Gaffelsegel zeigen an, dass sich das Fahrzeug oft weit überlegt. Die Dschunke von Herrn Schnebbe ist recht groß. Da geht es auch ohne Zusatzkiel. Maßstab 1 : 20, L 155 cm, B 40 cm (!). Die möchte ich nicht tragen.
Bekanntlich mussten die Segler früher Ballast aufnehmen, wenn sie ohne Ladung unterwegs waren. Die wären sonst auch umgefallen.@Semper talis Aber zurück zu den Dschunken. Hier halst eine vor Gibraltar. Die Affen haben sie schon entdeckt. (Bild 2)
Gruß Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Damit das Flusschifferboot nicht so allein sein muß, habe ich dem kleinen Schiff ein Modell des Kreuzers II. Klasse S.M.S. HANSA zugestellt.
Der 1899 in Dienst der Kaiserlichen Marine gestellte Kreuzer wurde 1900 vor Chinas Ostküste zur Niederschlagung des Boxeraufstandes eingesetzt. Die HANSA operierte im Rahmen einer internationalen Flotte und schiffte ein Landungscorps zum Marsch auf Peking aus. In den folgenden Kämpfer verzeichnete das Schiff mit 13 Toten und 24 Verwundeten die höchten Verluste aller beteiligten Marineeinheiten. Nach der Rückkehr in die Heimat wurde das unmoderne Schiff 1906 zum Schulschiff für Schiffsjungen und Seekadetten umgebaut. Im Ersten Weltkrieg leistete die HANSA zunächst noch Wachdienst in der Ostsee, wurde aber schon bald Wohnschiff in Kiel und 1919 abgewrackt.
Das Flusschifferboot soll zeigen, dass sich die HANSA auf chinesichen Gewässern, vielleicht sogar in einer Flussmündung, bewegt. Der Kreuzer ist im Zustand des Jahres 1900 dargestellt.
Viele Grüße, Klaus
Klabauter
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