Erstaunlicher Bericht von eyner gar schrecklichen Reyse, die dann doch eyn gutes Ende nahm – niedergeschrieben zur Erbauung und zum Troste des geneygten Lesers
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Erstaunlicher Bericht von eyner gar schrecklichen Reyse, die dann doch eyn gutes Ende nahm – niedergeschrieben zur Erbauung und zum Troste des geneygten Lesers
nachfolgend ein Bericht über eine außergewöhnliche Bahnfahrt, die zu erleben mir gestern vergönnt war Natürlich - dem Namen des Forums huldigend - im Stil eines alterthümlichen Reiseberichts.
Erstaunlicher Bericht von eyner gar schrecklichen Reyse, die dann doch eyn gutes Ende nahm – niedergeschrieben zur Erbauung und zum Troste des geneygten Lesers.
Und es begab sich zu jener Zeyt, dass der Herr der schnellen Kutschen alle tapferen Mannen in die Hauptstadt Beyerns befahl, sich eynzufinden in eynem Saale um Kenntnis zu nehmen von den neuesten Berichten über neue Lindwürmer, schnell auf der Reyse und in mancherley Gestalt und eynen davon gar in Augenscheyn zu nehmen; allsdann auch zu hören von Tafeln, erstellt im Namen des Gottes der Zeyt, die erzählen vom Thun der Leute; und ebenso zu hören von eyner Bibliothek namens „UniDok“, in der allerley Schriften gesammelt werden. Zum Ende sollte wohlfeyl von der Zahlenmystik Kunde getan werden, die sich da nennt „Mittelfristplanung“.
Und so begab sich eyn tapferer Recke auf die Reyse nach Beyern, um dem Befehle nachzukommen und das Geschlecht der Güterkarren zu vertreten, alldieweyl viele seyner Mitstreyter verhindert waren, so dass es ihm alleyn oblag, das Banner der Güterkarren auf dem Empfange hochzuhalten und zu verteydigen.
Geleytet von den Flügeln des Merkur begab er sich auf die Reyse und kam auch alsbald in der Hauptstadt Bavarias an, um sich zu ergötzen an den erhabenen Worten, die dort dargeboten.
Und am Abend des Tages hatte der Burgherr geladen zu Speys und Trank, um dem Gesinde zu danken, für dessen Thun. Und der Recke speyste und trank und alles war wohlfeyl.
Sodann begab er sich zu seyner Herberge, welche am Rand der Stadt lag. Im „Hotel Grünwald“, so ihr Name, fand er gute Unterkunft für die Nacht und wurde am nächsten Morgen mit vorzüglicher und ausreychender Atzung versorgt. Und für all dies hatte er zu zahlen nur 77 Dublonen.
Auch am zweyten Tag der Reyse lauschte er ergeben den Worten und sah die Bilder an der Tafel – und es ward gut.
So nun war gekommen der Zeytpunkt, sich wieder zu seyner Heymstatt zu begeben und er machte sich auf zur Station, um dort zu nehmen den weyß-roten Lindwurm, der ihn eynen Großtheyl des Weges tragen sollte.
Aber, ach – noch ahnte der Recke nicht, welch Ungemach ihn auf dieser Reyse treffen sollte!
Und siehe, an dem Ort, wo der Lindwurm erscheynen sollte, stand eyne Tafel, darauf geschrieben „Geänderte Wagenreyhung. Beachten Sie bitte die Anzeygen“ und so richtete er seyn Augenmerk auf die mystischen Symbole auf der Tafel, die ihm sagten, dass sich der Kopf des Lindwurms auf dem Anger „A“ befinden würde, sobald dieser denn eyntreffen würde.
Und er begab sich auf den Anger und harrte dem Zeytpunkt entgegen, da sich das Geschöpf zeygen würde. Und als der Lindwurm eyntraf, da musste er zu seynem Entsetzen erkennen, dass der Wurm gedreht war und er sich nicht am Kopf, sondern am Arsche des Wurms befand. Eylig griff er seyne Lasten und eylte zum Kopf hin, wobey er auf allerley Reysende traf, die ihm entgegen kamen, auf der Suche nach den ihnen zugewiesenen Plätzen. Und schließlich erreychte er seyn Reysequartir, nahm Platz und gab sich der Atzung hin, schloß die Augen und sinnierte über das, was er gehört und gesehen, und siehe: Es war gut!
Und es ward von eynem Herold kundgetan, dass sich der Lindwurm nach der Hälfte der Reyse der Station Erfurt nähere, wo der Kutscher seynen Platz tauschen würde und es gläubigen Reysenden möglich sey, für das weytere gute Gelingen der Reyse eyn Rauchopfer darzubringen. Und so geschah es, und es wurden Opfer angezündet und der Lindwurm setzte seyne Reyse fort.
Doch – oh weh! Ob es der Opfer nicht genug waren oder ob sich gar ein falscher Schuft unter die Gläubigen gemischt hatte - schon nach kurzer Zeyt hielt er an und der Herold verkündete, dem Kutsche sey zu warm auf seynem Bocke und der Wurm müsse gedrehet werden, um dem Kutscher eynen anderen Platz zuzuweysen, der da kühler sey. Und so geschah es – und es nannte sich „Drehfahrt“, obwohl der Wurm keyne Anstalten machte, sich auf die eyne oder andere Seyte zu drehen. Und alsbald konnte durch die Butzenscheyben eyn Gehöft namens „Werk Erfurt“ betrachtet werden, wo der Lindwurm eyne Pause eynlegte. So dann, als die Fahrt weytergehen sollte, that der Herold kund, dass es an den Lichtern, die den Kutscher leyten, eyne Störung gäbe und man warten müsste, bis sie wieder angezündet seyn. Und siehe! – nach kurzer Zeyt setzte sich der Lindwurm wieder in Bewegung und erreychte wieder die Station Erfurt, um dort zu erneut rasten. Es mag wohl seyn, dass dort dem Kutscher neue Befehle übergeben wurden.
So kam dann vom Herold auch die Kunde, dass die Gläubigen wohlfeyl Zeyt hätten für eyn neues Rauchopfer, um den Rest der Reyse günstig zu beeynflussen. Und so thaten viele und brachten mancherley Opfer dar.
Da geschah eyn gar schrecklich Unglück!
Kaum waren die Opfergaben gezündet, da setzte der Lindwurm die Fahrt fort und etliche blieben an den Opferstätten zurück, denn sie hatten die Kunde nicht gehört und es erhob sich eyn schreckliches Klagen und Stöhnen von ihnen, welches im Lindwurm aber nicht zu hören war. Doch sie erreichten mit ihrem Klagen wohl einen Boten, sodaß dem Lindwurm geboten wurde, an der nächsten Station zu warten.
Und so geschah es, daß der Lindwurm inne hielt im Schutze der Burg des Fleckens Eysenach. Und der Herold verkündete, dass die Reysenden wohl gebracht würden von eyner anderen Kutsche und der Wurm deshalb warten würde. Doch die Zeyt verging und keyne Kutsche kam. So ward beschlossen, dass die Traglasten der Reysenden eynzusammeln seyn und an der Station niedergelegt werden sollten und bewacht werden sollten sie vom Gesinde der Marketenderey des Wurms, die sodann für den Rest der Reyse geschlossen bliebe. Und so ward gethan und die Lasten warden gesucht und der Herold bat um Hilfe bei der Suche und mahnte die Reysenden auf ihre Lasten zu achten, daß nicht auch diese aus dem Wurm entfernt werden würden. Und so solle alsbald die Reyse weytergehen.
Doch es that sich eyn Wunder, denn Merkur hatte sich den elenden Reysenden angenommen und ihnen eyne Kutsche gesandt, so sie konnten zu dem Orte eylen, wo der Lindwurm sich befand. Und so wurden die Traglasten wieder aufgenommen und auch die Marketenderey wurde wieder geöffnet, um den Reysenden Atzung und Getränke darzubieten. Und alsbald traf die andere Kutsche eyn und die Reysenden strömten zu dem Lindwurm. Und es soll sich eyn allgemeyner Freudentaumel erhoben haben und die Leute scherzten und lachten, da die verlorenen Seelen wieder in die Gemeynschaft aufgenommen werden konnten.
Doch der tapfere Recke ward geplagt von ehrlichem Kummer, hatte sich die Reyse des Lindwurms doch arg verzögert und er sah sich in Gefahr, die letzte langsame Kutsche in Richtung seyner Heymstatt zu verpassen, die da starten sollte in der Nacht in der Gemarkung Hannover. Doch Lindwurm genügte tapfer seyner Pflicht, und es blieben ihm 20 Minuten, so die Kutsche starten sollte. Dennoch trieben ihn noch mancherley Zweyfel, denn an der nächsten Station hatte er nur kurze Zeyt, um von der eynen Kutsche zur nächsten zu wechseln, die ihn in seyn Heymatdorf bringen sollte.
Aber an eyner Tafel ward kundgethan von eynem anderen Lindwurm, der da kam aus des Reyches Hauptstadt mit dem Ziele der großen Stadt am Rheyn, verspätet zwar, weyl das Gesinde nicht rechtzeytig erschien zum Start der Reyse, doch ihm war es wohlfeyl, da diese Kutsche früher an der Wechselstation eyntreffen sollte und er 30 Minuten hätte, um die Kutsche für den letzten Abschnitt seyner Reyse zu erreychen. Und so begab er sich an den Ort der Abfahrt, wo eyne weytere Tafel die Kutsche ankündigte, so dass er beschloß, den Göttern eyn Rauchopfer zu bringen, um für dieses günstige Geschick zu danken und die weitere Reyse günstig zu beeynflussen.
Und so er da stand, da wechselte die Schrift an der Tafel und es ward angekündigt eyne andere Kutsche, deren Ziel war Oldenburg. Da kamen ihm Zweyfel und er befragte seyn Orakel, doch dies theylte ihm mit, dass der Lindwurm dort eyntreffen würde, wo er sich befand und zu einer rechten Zeyt. Doch die Zeyt verging und die langsame Kutsche nahm ihre Reyse auf, was er mit bangen Augen beobachtete. Schließlich tat eyn Herold verkünden, daß der Lindwurm sey nahe. So konnte er schließlich eynnehmen seynen Platz, doch der Lindwurm machte keyne Anstalten, sich in Bewegung zu setzen. Und die Zeyt, die da vom Herold verkündet worden war, da sich der Wurm in Bewegung setzen sollte, verstrich und nichts geschah. Und alsbald trafen zur Überraschung des Recken weytere Reysende eyn, die sich dem Wurm anschließen wollten. Und endlich setzte sich der Lindwurm in Bewegung, langsam zwar, aber die Reyse ging weyter.
Doch – oh weh! Der Lindwurm that nichts, um schneller zu werden, war er wohl erschöpft von der langen Reyse. Und der Recke betrachte die Tafel, die da zeygte die nächste Station und lauschte dem Herold, der da verkündete die Zeyt, da der Wurm dort ankommen sollte. Und er rechnete und ihm ward Angst und Bange, schrumpfte der Vorsprung des Lindwurms doch immer mehr.
Aber anscheynend waren seyne Rauchopfer dankbar von den Göttern angenommen worden und er erreychte die Wechselstation rechtzeytig, und ihm blieben 10 Minuten, um zum Abfahrtsort der Kutsche zu gelangen, die ihn an seyne Heymstatt bringen würde. Und sie kam pünktlich und brachte ihn wohlbehalten an den Ort seyner Heymstatt.
So geschehen anno MMXXIII, am eynundzwanzigstigen Tage des Monats Juno.
Niedergeschrieben am darauf folgenden Tage, zur Erbauung des wohlfeylen Lesers, dem der Author dieser Zeylen folgenden Spruch ans Herz legen mag: „Der Weg ist das Ziel“
Auch die welschen und die Lindwürmer der Angeln und Sachsen keuchen manchmal arg und wissen denn nicht was vorn und hinten ist, wie Schreiber dieser Zeilen in der Woche ultimo erfahren durfte ...
Ich bin auch gestern unterwegs gewesen. Mit Gepäck und Frau und Kind. Aber zum Glück nicht mit der Bahn. Die fuhr wegen der schweren Wetter nicht zwischen Fulda und Hannover. Aber an beiden Städten kam ich vorbei. Mit dem Automobil. Im schwersten Gewitter mit Hagel und Windböen. Ich schwamm mehr z. T. als das ich fuhr... Aber ich habe alle wohlbehalten in den heimatlichen Hafen geschafft. Wobei meine Frau noch geschaffter war als ich, der wacker am Ruder war. Im Norden war da Wetter dann wieder fein. IMG_20230623_221649.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)