Dieses Projekt knüpft an die Arbeit an, die ich vor vier Jahren mit einem Phenix-Rumpf der Firma Heller begonnen hatte. Damals war die Idee, so etwas wie eine "Soleil Royal" in Medium zu bauen. Das Projekt ist mir entglitten, als es mir nicht gelang, aus den diversen Bauteilen für die Heck der Heller-Schiffe etwas überzeugendes zusammen zu stellen. Mittlerweile bin ich ein bisschen weiter, was das freie Skulpturieren und das Samplen von Gussteilen angeht. Außerdem habe ich mir den Chefbildhauer und Meisterstuckateur Leimprinz ins Boot geholt. Aber Vorsicht mit dem Fell des Bären!
Hier erst einmal der Stand der Dinge. So sieht der Rumpf des Phenix aus, wie ihn die Firma Heller um 1968 nach einer Reihe von Abbildungen aus dem "Album Colbert" entwickelt hatte, einer Art Programmschrift für den Neuaufbau der französischen Marine in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. In meinem einschlägigen Baubericht sind diese Beziehungen ausgiebig diskutiert, und das Resultat der Arbeit dort stellt meinen Versuch dar, das Modell mit sehr wenigen Änderungen, aber allerlei Verbesserungen möglichst gut zu bauen. Phenix (Heller) nach dem Album Colbert
Das haben die Firma Heller und ein ungenannt bleiben der Modellbauer aus dem schönen Phenix-Material in der Absicht gefrickelt, eine möglichst stark abweichende Bausatzvariante herzustellen. Nach dem Motto: konstruiere einmal, kassiere zweimal. Die etwas zwielichtige Sirene ist übrigens immer noch im Handel, während der historisch schöne Phenix nur noch Secondhand und auch dann meistens sehr teuer zu haben ist.
Und hier der Eingriff, den ich vor vier Jahren unternommen hatte. Der Rumpf ist hinten um ein kurzes Poopdeck und vorne um ein Backdeck erhöht. Außerdem hat der Bereich zwischen Achterdeck und Back jetzt ebenfalls ein Schanzkleid, hinter dem Geschütze aufgestellt werden können.
Zum besseren Verständnis hier noch einmal die hinteren Bereiche der drei Varianten.
Mein (unser) Plan ist es nun, auf Basis des Phenix ein Modell zu bauen, dass ein berühmtes Vorbild hat, den "Dauphin Royale" ( die1738 ). Von diesem Schiff gibt es im Maßstab 1:24 ein wunderbares Modell, das kurz nach der Indienststellung seines Vorbilds als Lernobjekt für den Sohn des französischen Königs Ludwigs XV gebaut wurde und das heute im Marinemuseum in Rochefort verwahrt wird.
Ich stehe erst am Beginn der Recherche, aber gleich hier wird es kompliziert. Denn der real existierende Dauphin von 1738 wird überall als 74er bezeichnet, während das Modell in Rochefort eindeutig einen Dreidecker zeigt. Nun habe ich zu überlegen: Der unbearbeitete Heller-Rumpf gibt einen klassischen Zweiecker mit 74 Geschützen wieder, meine Erweiterung macht zwar keinen Dreidecker daraus (weil sie nicht drei gedeckte Geschützdecks hat), kommt aber immerhin auf neunzig Geschütze. Nun will ich gleich klarstellen, dass mir nicht darum geht, größtmögliche historische Exaktheit zu erreichen. Mich lockt vielmehr die hochbarocke Gestaltung von Heck und Bug, eine Herausforderung, die das Figurenprogramm der schwarzen Perle toppt. Aber zu dem beeindruckenden Figurenschmuck des Rochefort-Modells (DRR) gehört ein Rumpf, der in seiner gesamten Linienführung harmoniert. Am ehesten tendiere ich im Moment dazu, meinen Umbau nicht weiter zu verfolgen, sondern einen Heller-Rumpf unmittelbar über dem oberen Geschützdeck abzuschneiden und die oberen Bereiche nach der Vorlage des DRR zu gestalten. Aber ich überlege noch! Schmidt
Mittlerweile tendiere ich stark dazu, dass Delphin-Projekt mit einem anderen Rumpfspender zu realisieren. Inzwischen bin ich mir sicher, dass Heller sein Modell des Royal Louis einem Trainingsmodell nachgebaut hat, das im Pariser Marinemuseum steht (Maßstab 1:18). Und diesem wird ein Vorbild zugeschrieben, das 1759 gebaut wurde, also nur zwanzig Jahre nach dem Delphin. Man muss höllisch aufpassen! Die französische Marine besaß im siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert praktisch immer einen Königlichen Ludwig, der bei Verlust oder Außerdienststellung durch ein Schiff des gleichen Namens ersetzt wurde. Einer dieser Ludwige wurde sogar gewissermaßen zweimal gebaut, weil ein Schiff noch auf der Werft verbrannte. So denke ich, dass ich, wenn ich den Delfin nachzubauen versuche, mich wesentlich sinnvollerer Weise am Rumpf des Heller-Ludwigs orientiere, statt den des Phoenix mühsam aufzustocken. Das hätte den angenehmen Nebeneffekt, dass ich mich endlich einmal mit dem besagten Heller Modell befasse, zum ersten Mal seit 1971, als ich es von meinen Eltern zu Weihnachten geschenkt bekam. Ich erinnere mich noch daran, dass ich es überhaupt nicht abwarten konnte und deshalb aus dem Kleiderschrank meiner Mutter, wo der Kasten versteckt war, selbigem schon lange vor Heiligabend die Kanonen entnahm, um sie zusammenbauen zu können. Nun habe ich mich in den letzten Jahren wieder intensiv mit diesen Bausätzen verfasst, habe dabei aber um den Ludwig stets einen großen Bogen gemacht. Das liegt im wesentlichen daran, dass ich den Rumpf misslungen finde. Nicht wegen seiner Dimensionen, die scheinen mir im Gegenteil gut getroffen zu sein. Aber die Barkhölzer stehen viel zu weit vor. Das Schiff sieht aus, als trage es hölzerne Schwimmreifen. Hier hat der Konstrukteur offenbar etwas ganz und gar missverstanden. Zunächst einmal die Materialstärke, dann aber auch die Struktur der Barkhölzer selbst. Mehr davon im nächsten Beitrag. Hier schon mal der Link zu einem Baubericht, in dem sich jemand entschlossen und handgreiflich des Modells angenommen hat: https://modelshipworld.com/topic/22374-r...r-1200-plastic/ Es lohnt sich übrigens, in dem Forum nach den anderen Modellen von George Kapas zu suchen. Was er zum Beispiel aus einem Uraltmodell der Bombenketch von Pyro gemacht hat, ist ganz erstaunlich. Schmidt
Vielen Dank für den Umzug dieses Baubericht. wollte man ganz korrekt sein, müsste er allerdings unter der Jahreszahl 1751 eingeordnet werden, orientiere ich mich doch an dem Modell in Rochefort, von dem Daniel die wunderbaren Fotos eingestellt hat. Inzwischen ist mir der Zusammenhang zwischen den verschiedenen Dauphins einigermaßen klar geworden. Es gibt einen historisch nachweisbaren aus dem Jahr 1738, der in der Entwicklungslinie der 74er liegt. Das Modell in Rochefort repräsentiert dagegen kein Schiff, das wirklich existiert hat, sondern zur Anschauung des Thronfolgers einen Idealtypen dessen, was französische Schiffsbaukunst zu diesem Zeitpunkt zu leisten imstande war. Will ich das Modell nachbilden, oder wenigstens nachahmen, so sollte ich mich am Dreidecker Royal Louis orientieren, der in derselben Dekade tatsächlich gebaut wurde. Ein Modell davon gehört zu den Glanzstücken der Sammlung des Pariser Marinemuseums und lieferte Mitte der 70er Jahre das Vorbild für einen der bestgelungenen Bausätze der Firma Heller. Und genau so einem will ich jetzt ans Polystyrol-Fell, um ihn zum Delphin zu machen. Nachdem dies nach einigem Hin und her geklärt war, konnte ich mit den Vorarbeiten beginnen. Wobei Vorarbeiten ein bisschen untertrieben ist. Es war nämlich eine ebenso heikle wie langwierige Arbeit, einen Rumpf des Ludwig von der eingravierten Maserung und insbesondere von den völlig überdimensionierten Barkhölzern zu befreien. Dabei muss ich gleich vorweg sagen, dass die Maserung und die dezente Plankenstruktur des Originalrumpfes gar nicht soooo schlecht sind. Aber die Barkhölzer sind in ihrer Dimensionen schlichtweg unerträglich. Auch die Struktur ist falsch, da die Planke zwischen den Hölzern ebenfalls auf einem wesentlich höheren Niveau liegt als der Rumpf.
Um nicht mehr Material wegzunehmen als nötig, habe ich der Rumpf zunächst einmal abgeklebt, kein wirklicher Schutz vor dem Fräser, aber eine Orientierung für die fräsende Hand.
Danach kam ein Instrument zum Einsatz, das mir eine Fußpflegerin überlassen hat, weil es für ihre beruflichen Bedürfnisse entschieden zu aggressiv sei. (ho ho ho!)
Man muss mit diesem Ding höllisch vorsichtig umgehen! Frisst es sich einmal in das Material hinein, ist man schnell auf der anderen Seite des Rumpfes. Man muss es vorsichtig und fließend bedienen und dabei ausgesprochen gut festhalten, damit es nicht eigene Wege geht. Weniger problematisch ist das Abziehen mit einer scharfen Klinge.
Am Ende dieser Materialschlacht war dann immer noch viel Barkholz übrig, das ich möglichst punktgenau mit Schleifpapier über Fingerkuppe weiter reduziert habe.
Und hier das Ergebnis. Die Gravur ist verschwunden, und von den Barkhölzern ist gerade noch so viel übrig, um anzuzeigen, wo neue Barkhölzer aus Polystyrol angebracht werden sollten.
Sollte ich vergessen haben zu sagen, dass das Ganze eine ziemliche Plackerei und Schw...ei ist, sei das hiermit nachgeholt. Die Polystyrol-Späne sind irgendwie elektrisch, und ein paar davon schaffen es immer, zusammen mit dem Modellbauer ins Bett zu gehen.