Nachdem schon seit langem eine 1/50 Variante von Ingermanland von den Chinesen vermarktet wird, und das sogar in 2 Versionen, haben die eine kleinere Variante davon produziert. Die 1/50 war mir viel zu groß leider, und daher habe ich mich sehr darüber gefreut, die 1/96 Variante zu packen. Die ist mit 65cm lang, 56cm hoch und 36cm breit sehr handlich fuer die kleine Wohnung, und wird bei mir nach dem Schoner aufs Tisch kommen. Kostenfaktor war bei mir mit knapp 500 USD sehr gut, besorgt habe ich die aus Vladivostok in Russland von Modelshipyard.ru
Aktuell ist die noch in der Post, und es handelt sich um die Herstellerbilder. Die Bilder meines Exemplars kommen dann nach der Lieferung.
Kurz zu dem Vorbild: Die Ingermanland wurde in 1715 in Russland für die Ostseeflotte gebaut. Die Pläne wurden persönlich von dem Zaren Peter den Grossen erstellt, das Bau wurde von dem Richard Cosenz überwacht. Es war der Lieblingschiff von Peter den Grossen, und sehr oft sein Flaggschiff. Für eine Weile war der der Flaggschiff von einer Russisch-Dänisch-Holländisch-Englischer Flotte. Sowie Ingermanland als auch seine Schwester Moskva galten als sehr gute Seeschiffe, stabile Artillerieplattformen, und als die schoensten Schiffe der Ostseeflotte. Vom Typ her waren es Zweidecker mit kurzer Back und 64 Kanonen. Die Laenge am Oberdeck war ca. 46.3m, Breite 12.8m. Die Mannschaft war bis zu 470 Mann. Es gibt mehrere umstrittene Zusammenstellungen der Bewaffnung, welche da korrekt ist, kann man derzeit nicht mehr sagen, evtl waren die auch in verschiedenen Jahren unterschiedlich. Eine Version war, dass im unterem Deck 26 24pdr, am Oberdeck 26 18pdr, 12-16 kleinere Kanonen am Achterdeck und 4 auf der Back. Die andere besagt, dass unten 24 30pdr oder sogar 32pdr waren, Oberdeck mit 24 16pdr trug, und am Achterdeck und Back 14-14pdr und 2-2pdr Kanonen aufwies. Einige weiteren Quellen geben noch zwei 12pdr "Chaser" an.
Der Heckspiegel war sehr reich verziert, und davon gibt es noch eine Gravur.
Eine große Kontroverse ist, ob der Schiff Flachgatt oder Rundgatt hatte. Der Bausatz hat einen Flachgatt, obwohl die meisten derzeit zu dem Rundgatt tendieren. Viele, die die Grosse 1/50 Ingermanland bauten, haben die auf Rundgatt umgebaut, und ich werde es wohl auch tun.
Nach dem Bau war die Ingermanland aktiv an den Diensten in Ostsee beteiligt. In 1716 verlegte die als Teil des Geschwaders des Adm. Sievers aus Revel nach Copenhagen, und wurde danach als Flaggschiff von Peter den Grossen bei seinem Kommando von 4-Nationen-Flotte genutzt. In 1717 war die an der Landung auf Gotland beteiligt, und dann weiterhin in Ostsee operiert, zum Teil unter Zarenflagge. Eine Grundberuhrung nahe Lameland in 1719 hat zum Glück keine große Schäden hinterlassen. Nach dem Kriegsende war die in Kronstadt stationiert, und nahm vor allem an der Ausbildung teil. Ab 1725 wurde das Schiff nicht mehr eingesetzt, und sollte nach Befehl von Peter den Grossen "für die folgenden Generationen erhalten" bleiben. Allerdings haben die Nachfolger von dem Peter den Grossen nicht mehr an der Flotte interessiert, und mangels Wartung sank die in 1735 an der Stelle, und wurde bis 1737 oder 1739 abgebrochen. Fast die ganze Zeit von 1715 bis 1724 wurde die von dem Kapitän Martin Gossler befohlen.
Glaubt man den Bildern, hat man die meisten Teile mit Laser geschnitten, es gibt PE-Teile, und gedrehte Rohre. Dekor ist aus Resin nach 3D Druck Master. Deko stimmt mit den Gravuren und Rekonstruktionen weitestgehend ueberein.
PetrOs
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ich denke bei der Frage Rund oder Plattgat sollte es keine Zweifel geben. Cozens war ein englischer Schiffbauer der mit joseph Noy und John Deane (dem Sohn von A.Deane) zusammen in Russland Schiffe gebaut haben. Seine Ausbildung zum Mastershipbuilder hat er in England bekommen. In England baute man die Schiffe mit Rundgat, und ich denke nicht das man in Russland einen Schritt in der Konstruktion zurück gegangen ist. Zar Peter I. hat ja im laufe der "großen Gesandschaft" selber in England die Schiffe in Augenschein nehmen dürfen. Und Peter war der Moderne sehr zugetan. Auf dem nächsten Bild ist auch klar und deutlich ein Rundgat gezeichnet.
oben links Goto Predestinatsya, oben rechs Ingermanland, unten links Slava Rossi, unten rechts Sviatoi Plakida Quelle: Russian Warships in The Age of Sail S.23
Auch der folgende Riss zeigt eindeutig das Rundgat:
IA Ivanov, AC Konstantinov "Sudosztrojenyije" 1979, Zeichnung AA Popov
Und diese zeitgenössische Radierung untermauert das Rundgat:
Der Baukasten beruht auf älteren polnischen Plänen.
Ich bin schon eine ganze Weile an der russischen Marine dran, gerade unter Peter I. ist das Material hochinteressant. Wenn ich mal wieder Zeit habe stelle ich mal einen Bericht ein.
Ja, Popov-Rekonstruktion ist wahrscheinlich am nächsten, und die hat Rundgatt. Er hat die Rekonstruktion in 1830ern anscheinend auf den nicht mehr vorhandenen Originalunterlagen erstellt, und die direkten Nachfolger, die letzten 66 Kanonenschiffe, waren evtl sogar noch vorhanden. Diese wurde ich auch bei meinem Bau dann zugrunde legen.
So, es ist vor 1-2 Tagen gekommen, und ist GENIAL!
Karton ist recht klein, und hat bei mir etwas bei der Post gelitten. Der Inhalt ist aber ohne Schaden.
Anleitung ist sehr verständlich gehalten, es gibt zwar ein Paar stellen wo etwas auf chinesisch ist, das kann man aber locker mit Google Translate App mit Handy entziffern ;)
Plan ist riesengross, und ist mindestens 1.5 meter x 1 meter... Die Abbildung darauf ist in Masstab gehalten.
Resinguss ist sehr gut. Nur ein Defekt - eine der Kariatiden hat ein Problem mit einer Brust, ist aber kein Problem zum ausbessern.
PetrOs
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Kanonen sind klasse gedreht, und es sind 24 große, 24 mittlere, und 14 kleine dabei. Was der Rekonstruktionsvariante mit 24 30pdr, 24 16pdr und 14 kleineren Kanonen entspricht. Geätzte Teile sind allesamt sehr gut. Blöcke sind ordentlich, Anker usw. auch. Seile sind akzeptabel, aber glänzen zu stark. Ich werde diese eher ersetzen. Segel sind aus gutem Stoff, und sind vorgeschnitten und markiert. Man muss aber den Liek einkleben/nähen, und die Nahte simulieren. Dünne Rundhölzer sind ok, dickere haben zu starke Poren.
PetrOs
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Und jetzt Laserholz - es ist einfach genial. Es besteht aus 2 oder 3 Holzarten (feingemaserter Dunkelrotholz, helles Holz, und evtl etwas anderer helles Holz), die sehr sauber gelasert sind. Sperrholz ist mit nur minimal Verzug, und durch die Konstruktion wird es wieder gerade. 2 Beibootsbausaetze krönen den Abschluss. Nur die gelaserten Jungfern sind nicht so der Hit, die sind aber problemlos durch die Teile von Master Korabel oder Falkonet zu ersetzen.
Also, bis auf Tauen und Jungfern ein recht gelungenes Bausatz, mit etwas Handarbeit kann man daraus einen Show Stopper bauen! Was die Chinesen mittlerweile schaffen, an neuen Bausätzen zu produzieren, ist einfach Toll.
PetrOs
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