Wer kennt noch die Namen : POMMERN -(Liegeplatz Marienhamm) PASSAT - (Liegeplatz Travemünde) MOSHULU - (Liegeplatz Philadelphia) PEKING - (Liegeplatz New York)
auch die PAMIR wäre so als Museumsschiff geendet, wenn nicht ihr spektakulärer Untergang 1957 gewesen wäre.
Über den Glanz und Untergang der PAMIR habe ich 2009 auf der Messe "boot 2009" in Düsseldorf einen Vortrag gehalten, den ich hier in verkürzter Form wiedergebe. Der Vortrag basiert auf das Buch von Eigel Wiese mit dem Titel : " PAMIR - Glanz und Untergang eines Segelschiffes "
Drei Gründe sprechen für die Berühmtheit der PAMIR: - die Trauer um die 80 mit der PAMIR untergegangenen Seeleute - das Ende der Frachtsegler - die bis heute noch anhaltende Schuldsuche.
Was für ein Schiff war die PAMIR ? - eine Viermastbark und sogenannter Tiefwassersegler - ein Dreiinselschiff - eine der sogenannten " 8 Schwestern ", die aber keine Schwestern waren - einer der Flying P-Liner, die alle der Reederei Ferdinand Laeisz gehörten.
Die 8 Schwestern waren keine richtigen Schwestern, aber wegen ihrer Ähnlichkeit wurden sie so genannt : - PAGANINI 1903 - PETSCHILI 1903 - PAMIR 1905 - PEKING 1911 - PASSAT 1911 - POLA 1911 - PRIWALL 1920 - PADUA 1926 - der letzte gebaute Flying P-Liner und der einzige, der heute noch unter den Namen KRUSENSTERN unter russischer Flagge fährt. Technische Daten Länge: 114 Meter Breite: 14,02 Meter Masthöhe: 52,5 Meter Länge der Großrah: 28,0 Meter Gewicht der Großrah: ohne Segel 5 t ; mit Segel 9 t Gebaut von Blohm + Voss Stapellauf 1905
Die erste Reise begann am 31.10.1905 in Hamburg und führte mit 33 Mann Besatzung (Besatzung des ADLER VON LÜBECK 1566 ca. 1000 Mann) nach Valparaiso. Dauer der Fahrt ca. 80 Tage. Die Rückkehr in Hamburg war am 29.Mai 1906.
Es folgten 9 Jahre lang ähnliche Fahrten, wobei die Ladung meist aus Salpeter bestand. Dann folgte eine besondere Reise : am 17.Juli 1914 lichtete die Mannschaft die Anker in Taltal (Südamerika) zur Heimfahrt nach Hamburg. Die Ladung bestand wiederum aus Salpeter. Am 04.August passierte die PAMIR Kap Horn und überquerte am 31.August den Äquator. Es schien eine ganz normale Heimreise zu werden. Zwei Tage später sichtete der Ausguck Segel. Ein französisches Schiff hatte die Flagge für "Kriegszustand" gesetzt. Mehr wußte die Besatzung der PAMIR nicht. Es gab keinerlei Nachrichtenverbindungen, weder Funkgerät noch Radio. Und auch keine Handy's waren an Bord. Erst zwei Wochen später begegnete die PAMIR einen Dampfer, der unter holländischer Flagge fuhr. Doch beim Heransegeln entpuppte sich der Dampfer als getarntes deutsches Versorgungsschiff MACEDONIA, welches sich für die Versorgung eines deutschen Hilfskreuzers bereithielt. Erst jetzt erfuhr die Besatzung, daß sich Deutschland im Kriegszustand befindet. Das wurde für die PAMIR mit ihrer Salpeterladung gefährlich. Englische und französische Kriegsschiffe machten Jagd auf deutsche Salpeterschiffe. Salpeter wurde auch für die Herstellung von Sprengstoff genutzt. Kapitän Jürs entschloß sich, einen neutralen Hafen anzulaufen. Am 01. Oktober 1914 ließ die PAMIR auf der Reede vor dem kleinen Hafen Santa Cruz de la Palma der Kanareninsel La Palma ihre Anker fallen. Kapitän Jürs notierte in seinem Tagebuch : " Im neutralen Hafen ! Krieg ! "
Ja meine lieben Freunde, wie gehts nun weiter - mit mir und der PAMIR ??? Alle hofften, daß der Krieg bald aus ist und sie nach hause fahren durften. Kapitän Jürs versuchte die Mannschaft zu beschäftigen, und das - was Niemand geglaubt hatte - über 5 Jahre lang. Die Zeit verbrachte die Mannschaft mit der Instandhaltung des Schiffes, mit Unterrichtskursen zur Vorbereitung auf die Seefahrtschule, mit den Bau von Modellschiffen und mit kleinen Jobs an Land. Die Männer der PAMIR fanden an Land vielseitigen Kontakt zur Bevölkerung und waren bei dieser sehr beliebt. Es geht das Gerücht um, daß auf der Insel La Palma noch heute Nachkommen der PAMIR-Besatzung leben. Am 12.Januar 1917 schrieb die Lokalzeitung von Santa Cruz einen Artikel mit der Überschrift : Die Germanen der PAMIR - Bewunderung und Dankbarkeit
Einen Matrosen mit Namen Johannes Diebitsch gelang es, sich nach Deutschland durchzuschlagen und ab 1919 die Seemannsschule zu besuchen --- Die PAMIR würde erst viele Jahre später sein Schicksal werden...
Erst Anfang 1920 erlaubten die Siegermächte der PAMIR, ihre Salpeterladung nach Hamburg zu bringen. Die Mannschaftsstärke betrug nur noch 17 Mann und die Ausrüstung war nach der langen Liegezeit auf Reede dringend erneuerungsbedürftig. Von einem Schlepper wurde die PAMIR in den Hafen von Santa Cruz de Tenerife gebracht. Kapitän Jürs ließ notwendige Reparaturen durchführen und konnte die Mannschaft auf 28 Mann verstärken. Damit trat er die Heimreise an. Am 17.März 1921 traf die PAMIR nach sechs Jahren endlich in ihrem Heimathafen Hamburg ein.
Die PAMIR wurde als Kriegsreparation an Italien übergeben. Am 15.Juni 1921 verließ die PAMIR den Hamburger Hafen unter den italienischen Kapitän Ambrogi. Das Schiff wurde bis Rotterdam geschleppt, wo es eine Ladung Kohlen übernahm. Auch über die weitere Strecke bis Neapel mußte es im Schlepptau genommen werden. Die Italiener waren nicht in der Lage, eine Mannschaft auf die Beine zu stellen, die die PAMIR segeln konnten. Am 26. Juli 1921 erreichte die PAMIR Neapel, die Ladung wurde gelöscht, und das Schiff vor Castellammare am Golf von Neapel aufgelegt. Dort lag die PAMIR, bis sie von der Reederei Laeisz 1924 zurückgekauft wurde. Kapitän Heinrich Nissen segelte das Schiff mit 1500 t Ballast am 26. Februar 1924 in 29 Tagen nach Hamburg, wo es am 26.März eintraf. (Kapitän Nissen hatte auch das Kommando auf der legendären PREUSSEN und führte die Fünfmastbark POTOSI achtmal um Kap Horn) Als erstes wurde die deutsche Handelsflagge und die Flagge der Reederei Laeisz wieder gesetzt.
Bei Blohm & Voss wurde die PAMIR grundüberholt. Am 10.Mai 1924 nahm sie unter Kapitän Nissen ihre üblichen Salpeterfahrten wieder auf, als ob sie nie jahrelang auf Reede gelegen hätte. Am 09.Februar 1925 kehrte die PAMIR wieder nach Hamburg zurück. Die nächste Reise zeigte, daß die PAMIR ihren unspektakulären Ablauf der Routine- reisen an die Westküste von Südamerika und zurück nach Hamburg wieder gefunden hatte. Es war Kapitän Nissen's letzte Reise. Er ging in den Ruhestand. Im Dezember 1925 übernahm Kapitän Heinrich Oellrich die PAMIR und verließ mit ihr am 20.Dezember zur nächsten Fahrt den Hamburger Hafen. Am Silvesterabend geriet die PAMIR im Kanal in einem schweren Sturm und erlitt schwere Schäden. Kap. Oellrich mußte am 07.Januar 1925 den Hafen Falmouth anlaufen, um die Schäden reparieren zu lassen. Er selbst wurde bei dem Sturm von einer Sturzsee verletzt und kam in ein Krankenhaus. Kapitän Carl Martin Brockhöfft wurde auf die PAMIR beordert. Er führte die Reise fort, und auch die nächsten drei Reisen verliefen unter seinem Kommando ohne besondere Vorkommnisse. Nach der Rückkehr von seiner 4. Reise mit der PAMIR am 12.März 1929 trat Kapitän Brockhöfft eine Kur an und der bisherige 1. Offizier Robert Clauß übernahm mit 34 Jahren das Kommando über die PAMIR. Kapitän Brockhöfft zog sich nach mehr als 30 Jahren Seefahrt von der See zurück. Er hatte 45 mal Kap Horn umrundet, davon 22 mal als Kapitän
Die Frachtfahrten auf Segler wurden langsam unwirtschaftlich. Am 28. Juli 1931 endete die vorläufig letzte Fahrt der PAMIR. Die Mannschaft holte die Segel ein und nahm ein Teil der Rahen ab. Man richtete sich auf eine lange Liegezeit ein.
Die Zukunft der PAMIR war ungewiß
Fortsetzung folgt
"Eigentlich bin ich ja ganz anders, aber ich habe zu selten Gelegenheit dazu "
"Fang' nie an aufzuhören, und höre nie auf anzufangen" (Joachim Fuchsberger)
"Ich gibs so gut / als ichs errang / Drumb ist mir vor keim Momo bang. Wer bessers waist / und kans erweisen / Der gebs herfür: Ich will ihn preisen." (Joseph Furttenbach 1591-1667)
Doch schon am 06.November 1931 kaufte der Äländer Reeder Gustav Erikson die PAMIR für 4000 engl. Pfund. Erikson verstand es in dieser schweren Zeit mit wenig Aufwand eine Flotte zusammenzustellen. Die PAMIR wurde zum Weizen- und Guanotransport nach Australien und Südamerika auf mehrere Fahrten unter finnischer Flagge eingesetzt. Aber auch für Erikson kam die Rezession. 1939 wurde die PAMIR in Göteborg aufgelegt um auf bessere Zeiten zu warten .
In Europa begann der Krieg!!!
Eriksons Flotte wurde durch den Krieg stark dezimiert. Nachdem Finnland mit Rußland 1940 einen Waffenstillstand geschlossen hatte, setzte er die PAMIR für eine weitere Getreidefahrt wieder ein. Am 14. März 1940 verließ die PAMIR Göteborg mit Kurs Montevideo. Erikson hatte die PAMIR deutlich als Schiff eines neutralen Landes markiert. Auf der Seite war eine riesige finnische Flagge gemalt mit der genau so großen Aufschrift " PAMIR-FINNLAND" Es folgte noch eine zweite Reise. Am 2.Juni 1941 nahm die PAMIR von den Seychellen aus mit einer Ladung Guano Kurs auf Neuseeland. Die Fracht wurde gut bezahlt. Erikson und sein Kapitän BJörkfelt waren optimistisch.....
Da wurde die PAMIR zum zweiten mal ein Opfer des Krieges!!!
(Die nächste Folge trägt den Titel : Unter neuseeländischer Flagge)
"Eigentlich bin ich ja ganz anders, aber ich habe zu selten Gelegenheit dazu "
"Fang' nie an aufzuhören, und höre nie auf anzufangen" (Joachim Fuchsberger)
Meine lieben Freunde der PAMIR, nicht das Ihr denkt, ich wäre mit der PAMIR untergegangen ! Mein letzter Beitrag ist vom 27.04.12 Über die Ursache meiner " Untätigkeit" informiert Euch bitte im Projektordner "ADLER von LÜBECK". Dann brauche ich meine Endschuldigungen nicht wiederholen. Ich denke, so ab Mitte Juni kann ich wieder weiter daran arbeiten. Liebe Grüße Klaus
"Eigentlich bin ich ja ganz anders, aber ich habe zu selten Gelegenheit dazu "
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Jaaa - da san ma wieder !!! Hallo, Freunde der PAMIR,
Es geht nun endlich weiter mit der PAMIR-Monographie. Zur Erinnerung an die letzte Folge : Die PAMIR ist mit einer Ladung Guano auf Kurs Neuseeland....
DIE PAMIR UNTER NEUSEELÄNDISCHER FLAGGE
Es ist Sonntag, der 03.August 1941 : Am Kai von Wellington liegt die PAMIR. An der Bordwand zeigen riesige Buchstaben die Neutralität des Schiffes an :
P A M I R --- F I N N L A N D
Die Mannschaft hatte Landurlaub. Da kam plötzlich der Zollinspektor R.J. Grey an Bord und erklärte die PAMIR zur Prise. Zwei Tage später prangte die Prisenerklärung am Großmast. (Als Prise bezeichnet man in Kriegszeiten die Beschlagnahme von Schiffen oder beförderte Güter des Feindes). Nach internationalem Seerecht ist das Vorgehen der neuseeländischen Behörden mehr als zweifelhaft, denn England hatte Finnland noch nicht den Krieg erklärt.
Es kam eine bewaffnete Wache an Bord, die Ladung wurde gelöscht, und die PAMIR lag monatelang untätig in Wellington am Kai.
1942 waren mehr als 6 Millionen Tonnen britischer und alliierter Schiffe vernichtet worden und die Admiralität brauchte jedes Schiff. Die PAMIR wurde der " Union Steam Ship Company of New Zealand, Ltd." zur Frachtfahrt an die Westküste Nordamerikas übergeben.
Vorher aber wurde sie generalüberholt und das sicherte wahrscheinlich ihr Überleben, denn die PAMIR war ziemlich heruntergewirtschaftet, da Erikson unter Umständen an ein Abwracken dachte. Als die Arbeiten abgeschlossen waren, war die PAMIR wieder wie neu. Nun fuhr sie unter Neuseeländischer Flagge, obwohl am Heck immer noch Mariehamn als Heimathafen stand. Das Kommando übernahm Kapitän Christopher Stanich aus Auckland, wobei es nicht einfach war, eine segelerfahrene Mannschaft zusammenzustellen. So wurde dem 3. Offizier, dem Schiffszimmermann, dem Segelmacher und vier finnischen Matrosen das Angebot gemacht, wieder an Bord zu kommen.
Gegenüber der alten Besatzung von 29 Mann fuhr die PAMIR nun mit 41 Mann. Über die ganze Kriegszeit fuhr die PAMIR ziemlich unbehelligt unter verschiedenen Kommandos ihre Routen und auch nach Kriegsschluß fuhr sie unter neuseeländischer Flagge weiter. Eine besondere Begegnung am 12. November 1944 machte aus einem Gerücht eine Legende : nordöstlich von Hawaii sichtete ein Matrose einige Meilen entfernt ein großes U-Boot. Rückfragen ergaben, dass sich zu dieser Zeit kein alliiertes U-Boot in diesem Bereich befand. Es konnte sich also nur um ein Japanisches U-Boot handeln. Aber warum hat es die PAMIR nicht versenkt ??? Und daraus wurde erst ein Gerücht und dann eine Legende, dass der japanische Kommandant die PAMIR so schön fand, dass er auf ein Versenken verzichtete. Es ist bis heute nicht geklärt um welches U-Boot es sich gehandelt hat.
Die Neuseeländer lieben " Ihre PAMIR " noch heute und viele Vereine halten die Erinnerung, als die PAMIR unter neuseeländischer Flagge fuhr, auch weiterhin hoch.
Als Die PAMIR 1948 an Erikson zurückgegeben wurde, flossen viele Tränen. Der neuseeländische Marineminister Hackett gab zu, mit welch gemischten Gefühlen das Land dieses Schiff zurückgab.
Am 01.Februar 1949 trat die PAMIR - wieder unter Kapitän Björkfeld - die Heimreise nach Mariehamn mit einer Ladung Getreide an, wo die PASSAT schon segelbereit auf sie wartete. Nach einer Überholung im Trockendock sollten beide Schiffe Ende Mai 1949 eine letzte Weizenwettfahrt unter sich ausmachen, welche die PASSAT gewann.
Eriksons Erben konzentrierten das Geschäft auf Dampf-und Motorschiffe. So wurde die PAMIR im Dezember 1950 an einen belgischen Abwracker verkauft .
Zitat aus dem Buch von Eigel Wiese ( Seite 121) :
" In Neuseeland ist die PAMIR bis heute unvergessen. Männer, die auf dem Schiff gefahren waren, gründeten die "" New Zealand PAMIR Association "", um die Erinnerung an das Schiff wachzuhalten. Ihre Mitglieder werden regelmäßig über eine Zeitschrift informiert, die noch immer den vertrauten Titel "" PAMIR-PRESS "" trägt. 1968 regte die New Zealand PAMIR Association an, einen PAMIR-Preis zu stiften, den jährlich der beste Absolvent der New Zealand Nautical School erhalten soll. In der Regel bestand dieser Preis in einem hochwertigen Marine-Fernglas. Bis 1972 wurde der Preis regelmäßig vergeben, geriet dann aber in Vergessenheit. Erst seit 1982, als der Untergang der PAMIR sich zum 25. Mal jährte, wurde der Preis auf Anregung der New Zealand PAMIR Association erneut verliehen---- bis heute... "
Zitatende
Fortsetzung folgt
"Eigentlich bin ich ja ganz anders, aber ich habe zu selten Gelegenheit dazu "
"Fang' nie an aufzuhören, und höre nie auf anzufangen" (Joachim Fuchsberger)