Hallo Freunde des flachen Wassers. Beim Kauf des Shipyardmodells der Coureur in 1:72 ist als zusätzlicher Paketballast noch das Heft Modelarstow Okfretowe N° 21 (1/2016) bei mir gelandet wegen des Planes der H.M.S. TRIAL.
Hier ein Blick auf den Plansatz in 1:100 - einige Elemente (Grätings) kommen mir aus den Shipyardplänen bekonnt vor. (Die parallel alls Plan erworbene H.M.Sloop FLY ist übrigens auf 1/96 skaliert.)
Die TRIAL war für Flachwasser vorgesehen und besaß zur Längststabilisation drei einziehbare Schwerter. Aber @Gebbi weiß da gewiß genaueres aus der Segelpraxis.
Zur Geschichte später mehr und einige Bilder der NMM-Pläne ebenfalls.
Bis dahin viel Freude mit den Plänen, die bei Slawomir mit Heft und p&p bei rund €15 liegen.
Heinrich der Seefahrer
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Hallo Heinrich, Du und alle anderen haben das große Glück mit dem anerkannten und hochgeschätzten Experten des Sliding Keels in einem Boot zu sitzen. Hier einige meiner oft schmerzhaften Erkenntnisse. Der Sliding Keel, bei Modellen wird er ZK bezeichnet, hat 2 Aufgaben: 1. Er verbessert die Stabilität. Die Krängung wird vermindert und mehr Gewicht wird nach unten verlagert. Wenn ich bei meinen Booten den ZK vergesse anzuschrauben, fallen sie um. Ist schon passiert. Die Le Renard segelt mit dem längeren ZK viel aufrechter als mit dem ursprünglich kürzeren. 2. Er vermindert bei einem flachgebauten Schiff die Abdrift nach Lee. Hat also die gleiche Funktion wie die holländischen Seitenschwerter.
Zur Entwicklung: Der britische Marineoffizier John Schank war während des amerik. Unabhängigkeitskrieges für den Flottenbau auf den Großen Seen und dem Lake Champlain zuständig. Er sollte schnelle Fahrzeuge bauen, die wegen der örtlichen Bedingungen flach sein mussten. Zurück in England entwarf er den Kutter HMS Trial, 12 Geschütze. Der Name drückt schon aus, dass es ein Versuchsschiff war. Die Trial bekam 3 ausfahrbare Mittelschwerter. Sie brauchte keinen tiefen Rumpf, konnte in Küstennähe operieren und war durch den geringeren Widerstand im Wasser schnell -surface gliding. Das Centerboard -Mittelschwert- wurde in den USA sehr populär, Ostküstenschoner hatten es, die Holzfrachter auf den Großen Seen und auch die San Francisco Bay Scows. Unser Mitglied Karl-Heinz Marquardt ist unter dem Namen "Lady Nelson" angemeldet. Die "Lady Nelson" war eine britische Kriegsbrigg und mit Matthew Flinders an der Erstumseglung Australiens beteiligt. Ein flaches Schiff und somit ideal für unbekannte Gewässer. Auch sie hatte 3 Centerboards. @Lady Nelson Die Brigg musste die Fahrt abbrechen, nachdem sie das mittlere und hintere Schwert beim Aufsetzen verloren hatte. Sie konnte die Kurse des Begleitschiffes nicht mehr segeln und trieb ab. Sie wurde bis 1825 eingesetzt. Das ist erstaunlich, denn sie kann nur unzureichend gewartet und repariert werden. Die Schwerter verliert sie noch häufiger. Jede Sache hat ihren Haken oder There are no roses without thorns. So ein Mittelschwert nahm Platz weg. Meist saß es genau in der Ladeluke. Das ist nicht gut. Die Abdichtung mit Teer/Werg war problematisch. In dem schmalen Schacht kam man kaum an Fehlstellen. Wenn man den Schacht direkt in den Kiel setzte, schwächte man das "Rückgrad" des Schiffes. Auch nicht gut. Hier noch zwei Bilder: Bild 1 zeigt eine Hudson River Sloop, also ein Flussschiff. Zwischen Fock- und Großmast seht Ihr die Ladeluke und dahinter einen rechteckigen Aufbau, hinten mit Kurbel. Darunter war der Schacht für das Mittelschwert. Bild 2 zeigt die Scow aus der Bucht von San Francisco. Hier durchteilt der Schwertschacht die große Ladeluke. Alles traurig. Andi und ich wollten morgen unsere Scows segeln. Haben das Event abgesagt. Ist uns zu kalt. Aber wir machens!!! Später mal.@zackermann
Gruß Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Hallo Jörg, danke für die interessanten Informationen auch zum historischen Hintergrund. Und der Realität im Einsatz der absenkbaren Schwerter und auch deren Unbilden.
Hier noch ein paar Bilder aus dem Plan. Irhendwie ist die Einstiegsluke mit einem seltsamen Aufbau der Lukenklappen gesegnet.
Hier erst mal die Risse:
Heinrich der Seefahrer
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Diese HMS Trial ist meiner "Le Renard" sehr ähnlich, aber - der Querriss zeigt es deutlich - viel flacher. Sicher konnte sie bei raumenden Wind (von achtern) schneller segeln. Das zweite Bild zeigt die Peggy, einen früher Centerboarder mit kleinem Drehgeschütz. Die Boards waren aus Eisen/eisenbeschlagen.
Weltgeschichte ist eine Abfolge von dramatischen Ereignissen. Und meist ist eine Frau daran schuld. Ich weiß das, ich hab das unterrichtet.
Also das war so. Dieser John Christian hat in England das Wettsegeln mit Centerboarders angefangen. Er hatte nämlich eine Cousine. Sie war auch sein Mündel. Die Isabelle Curwen. Er hat sie geheiratet und all ihr Vermögen. Damit kaufte er sich ein wunderschönes Landhaus am Lake Windermere. Dort rief er zu Segelregatten auf. Das war 1796. Gewinner in diesem Jahr war diese Peggy, ein gentleman boat mit drehbarem Geschütz. Das Boot wurde wohl auch für Schmuggelfahrten in der Irischen See verwendet. John Christian hatte auch einen Cousin, den Fletcher Christian. Der wollte ebenfalls die Isabelle heimführen. Daraus wurde nix. Mit gebrochenem Herzen und stinksauer ging er auf die HMS "Bounty", machte eine Meuterei und vermehrte sich dann auf Pitchairn Island. Über die Hälfte der Einwohner dort tragen den Nachnamen Christian. Kannste alles nachlesen! Gruß Jörg
Diese polnische Modellbauzeitung ist übrigens hervorragend. ich versuche immer ein Exemplar zu ergattern, wenn ich im Land bin.
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
...und sehe spannend finde ich die Segelzuschnitte, vielleicht können unsere Spezialisten dazu mal etwas erzählen, denn diesen Bogen am Topsegel verstehe ich sowenig wie die seltsam tiefe Rahenpositionierung darunter. Der Bugspriet ist imposant, macht er doch rund die Hälfte der L.ü.a. aus.
Heinrich der Seefahrer
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Zu den Rahsegeln in Beitrag # 9: Die "Trial" führte die Breitfock. Die untere Rah konnte nicht weiter hoch kommen wegen der Mars und weil hier die Stenge ansetzte. Das Topsegel war unten so gerundet um nicht mit der Mars zu kollidieren. Meine "Le Renard" hingegen führte zwei Rahtopsegel übereinander. Der Mast war gewaltig hoch. Auch der Bugspriet war sehr lang. Die Breitfock siehst Du hier bei der dänischen Yacht. Sie wurde meist nur bei achterlichem Wind gesetzt.
Gruß Jörg
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