McKay, McGowan, Goodwin, Longridge und Andere haben wunderbare Dukumentationen zur Vic geliefert und nicht zuletzt das Schiff selber dient als wunderbare Quelle.
Trotzdem finden sich in diesen Quellen viele Unklarheiten, Vereinfachungen, veraltete Wissensstände, Anachronismen und sogar auch Fehler. Diese möchte ich hier sammeln um schneller darauf zurückgreifen zu können.
Achtung: Dies ist keine Bashliste um auf den Autoren und Kuratoren rumzuhacken, da ohne deren Arbeit unsere eigenen Erkenntnisse nicht möglich wären .-) Bei Ergänzungen bitte immer den Grund des Hinweises mit angeben.
Und auch ganz deutlich: Dies kann nur eine unvollständige Sammlung sein und viele Punkte wird man nie klären können. So wird jede Interpretation immer eine persönliche Ansicht bleiben.
AOTS: The 100-Gun Ship Victory (Anatomy of the Ship) John McKay Informationsstand ca. Jahr 1987/Revised 2000, basiert in vielen Details auf dem Zustand der Vic um 1985 in Portsmouth
- Eingezeichnete Decksplanken sind in den Decksübersichten nicht nach den Decksbalken ausgerichtet und haben meist eine größere Länge - bis 12 Meter - als die eingezeichneten 6 Meter eingezeichnet. Gebogene Planken auf allen Decks sind sehr wahrscheinlich. - Heckdavits sind obsolet: Anweisung vom 27.10.1798 besagt, dass keine Beiboote mehr am Heck gehängt werde dürfen, was bedeutet, dass die Davits vor dem Umbau 1802/03 evtl dran waren - Schiffsname: Die dargestellte Kartusche war nur eine ganz kurze Übergangszeit von der Admiralität vorgegeben, um dann den heute zu sehenden hohen Schriftzug vorzugeben - Prinz of Wales Federn: Kamen erst 1823 - Führung der Sorgleinen nicht so freischleppend - Liegende Knie in der vorderen Schiffshälfte hinter dem Deckbalken, in der hinteren Schiffshälfte davor. Hintergrund: Da aus gewachsenen Stücken werden so keine überspitzen Winkel benötigt. Die Hängenden Knie jeweils auf der anderen Seite. Steel, Falconer und Lavery beschreiben/zeigen dies so. Allerdings zeigt die Pläne der Vic von 1788 im NMM es entgegen der Lehrmeinung bunt gemischt ... http://collections.rmg.co.uk/collections/objects/79916.html - historische Pläne zeigen die vordere Kettenpumpe über zwei Decks und wahrscheinlich drei Ulmenholzpumpen - Bugschott/Kleines offenes Deck davor: Deckshöhe und unteres Schottviertel in den Höhen unklar. - Breite Treppen: wahrscheinlich zwei schmale Treppen nebeneinander - Marsen: Wahrscheinlich zweigeteilte Ausführung (McGowan und Lee) - Großschoten ohne die Abspreitzungsbügel an der Bordwand - unterster Wasserstag wird nicht geteilt sondern wie die beiden oberen durch Loch am Scheg geschoren
Ergänzungen Dez 2016: - Berghölzer gehören nicht auf Planken aufgesetzt! - seitliche Achterdavits wahrscheinlich erst nach ca. 1820 - Verkleidung Heads - Streifen um den Bug herum? Turnerzeichnungen 1805 scheinen dies zu zeigen, Todd-Zeichnungen 1807 zeigen dies deutlich. - Kedge Anchor auf Steuerbord-Pflichtanker aufgelegt? - eingezeichnete Plankenhöhe der Schiffsseiten ca halb so hoch wie in den zeitgenössischen Zeichnungen
Diskussionen nach neuerem Input wahrscheinlich gelöst - Schanzkleid des Poopdecks: Laut Turnerzeichnungen vorhanden, Aufbau nicht bekannt, Modelle des NMM geben Hinweise - Festes Schanzkleid der Back: Laut Turnerzeichnungen vorhanden, Aufbau in Modellen des NMM gut erkennbar - Admiralitätstreppe: Laut Turnerzeichnungen nicht vorhanden - Admiralitätslaterne an Großmars oder an Vormars (frage nach Lavery): Zeitgenössusche Quellen zeigen die Laterne immer an der Großmars.
HMS "Victory": Her Construction, Career and Restoration, Alan McGowan, Zeichnungen McKay Informationsstand ca. Jahr 2000, Zeichnungen McKay, siehe Anmerkungen AOTS
Kablaar/Messanger: Kann nicht so gespannt sein, freie Seite muss locker am Boden liegen oder über Deckenrollen geführt werden festgezurrte Kanonen: mit herausgenommener Bodenplatte
Durch die Jahre habe ich viele verschiedene Zustände entdeckt. Hier eine Auswahl der sich immer wieder ändernden Erscheinung:
- Namen war mit Kartusche - Rüsteisen waren in Gelb-Schwarz - Finknetze waren Schwarz - unterster Wasserstag war geteilt - Barkhölzer sind nur Fake - Heckdavits wurden abmontiert - Kompasshäuschen wurde schwarz - Steuerrad weiß - Kabinenwände beim Steuerrad mehrere Farbwechsel - Tau der Ruderanlage war an der Kabeltrommel am Rad schwarz, unten an der Pinne natur ;-)
Lee beschreibt in seinem Buches Masting and Rigging of English Ships of War eine Variante der Masttops die "made of two halves" für "tops of large ships". Somit stimmen sowohl Zeit als auch Zielgruppe für meine 1805er Vic (great repair 1800-1803). Auch auf Seite 21 in Goodwins HMS Victory: her construction, career and restauration, ist erwähnt, dass die Vic beim Great Repair von 1800 bis 1803 anscheinend mit den neuen Masttops "in two halves to make repair easier" ausgestattet wurde.
Diese Variante zeichnet sich dadurch aus, dass auf der Oberseite zwei Querhölzer anlog zu den Querhölzern der Saling angebracht werden, das Top quasi als Sandwich eingespannt wird. Dementsprechend ist auch die Anordnung der Battens, also der Rippen anders
Klassicherweise wird auf den Dreideckern dieser Periode das "klassische" Layout der Marsen gezeigt, mit radial angeordneten Rippen. Auch die Vic in P. zeigt diese Anordnung, wie auf Fotos zu erkennen ist.
Ganz besonders interessant sind die Pläne aus den Jahren um 1788. Auch hier ist aber Vorsicht zu genießen, da man nie weiß, ob dies Ist-Zustand war oder nur einen geplanten Umbau zeigt.
Einige Pläne dort zeigen auch die Restaurationsphase von 1922ff. Bei diesen ist dementsprechend Vorsicht geboten.
Die zeitgenössischen Modelle sind verwirrend, da sie viele verschiedene Varianten zeigen, die scheinbar zeitgleich einzuordnen sind.
Bei den Zeichnungen ist nach dem Zeitpunkt des Entstehens zu suchen. Die Gemälde von allem von Turner sind sehr zu prüfen, hier stand oft die künstlerische Ausgestaltung über der historischen Detaillierung.