Zitat von wefalck im Beitrag RE: Marie-Jeanne - mein erstes Model Ich hatte keine Zeit, das in meiner einschlägigen Literatur zu verifizieren, meine mich aber zu entsinnen, daß sich der Name 'Dundee' davon ableitet, daß bretonische Fischer einzelne Elemente von Booten der schottischen Ostküste übernahmen, so das überhängende Heck und die Yawl-Takelung. Dieser Prozeß wurde offenbar durch einen größeren Schlechtwetterunfall mit vielen Bootsverlusten am Ende des 19. Jh. in Gang gesetzt. Die bretonischen Fischer wollten ihre Boote damit seetüchtiger und besser manövrierbar machen.
Je nach Wind- und Wetterlage setzten die britischen, französischen und niederländischen Fischer ihren Fang im günstigsten, auch ausländischen, Hafen ab, so daß es zu Kontakten zwischen Fischern von der Biscaya bis zum Norden Schottlands bzw. Frieslands kam.
Der alte Lehrer muss den "Schüler" Welfalck korrigieren! "Der Thonier dundee ist aus einem einmastigen Fahrzeug hervorgegangen. Um im Achterschiff mehr Arbeitsfläche zu erhalten, erhielten die Schiffe das sehr flach auslaufende Heck. Dabei nahm man sich britische Fahrzeuge aus Dundee als Vorbild. Nun ließ sich dort noch ein zweiter Mast aufstellen und das ursprüngliche Fahrzeug hatte sich zur Yawl entwickelt. Dieses Heck war aber die Achillesferse der Thoniers. In einem Herbststurm am 19.,20. September 1930 sanken 28 Dundees und 210 Fischer verloren ihr Leben Es sanken hauptsächlich die Schiffe, die vor dem Sturm fliehen wollten. Die achterlich auflaufenden Wellen zerschlugen das flache Heck. Diese Konstruktion war zu schwach und wegen der Ruderdurchführung und der Belastung, ausgelöst vom Besanmast, zusätzlich instabil. Später hat man die Dundees im Heckbereich verstärkt." Zitat aus Schiffsmodellwerft 2.14, S 73f
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
[Edit Daniel: Eine Kopie aus Gebbies herrlichem 1890 Skaphee Baubericht]
In der Reihe "Küstensegler" findet auch der bretonische Thunfischfänger "Requin (Hai)" seinen Platz, obwohl er bereits hier im Forum vertreten ist. Deshalb will ich hier nur einige Bilder einstellen und mich nicht wiederholen. Genaueres zum Thonier Dundee und zum Bau des Modells findet Ihr im Forum unter - 1900 Thonier Dundee ....
Aber eine schöne Geschichte kann ich dazu erzählen. Im Ersten Weltkrieg konnten die bretonischen Fischer nicht mehr ungefährdet zum Fischfang rausfahren, da deutsche U Boote vor der Küste lauerten. Mittelmächte und Entente führten gegenseitig eine Wirtschaftsblockade durch. So beschlossen im August 1917 die Schiffer der Tonier Dundees "Liberte" und "Deux Jeanne", beide aus Groix, deutsche U Boote anzugreifen und zu versenken. Diese Bretonen standen in der Tradition eines Robert Surcoufs oder Jean Barts. Sie rüsteten ihre Boote mit je einer 57 mm Kanone amerikanischer Fertigung aus und segelten als sogenannte U Bootfallen los. Nachdem sich die Segler im Dunst verloren hatten, hörten die Männer auf der " Liberte" Geschützfeuer und mischten sich ein. Ihr Gegner war das werftneue U 90 unter Kapitänleutnant Walter Remy. Nun ist ein U Boot, das tief im Wasser liegt, eine viel ruhigere Geschützplattform als ein leichter Segler, die Geschützbediehnung ist gedrillt und die U Bootkanone hat ein Kaliber von 10,5 und eine größere Reichweite. U 90 verschießt 150 Granaten, die Dundees geben zusammen etwa 80 bis 90 Schuss ab. Dann verlassen die Bretonen ihre zerschossenen Boote, die anschließend von der U Bootbesatzung mit Sprengmitteln versenkt werden. EinenTorpedo will man nicht an sie verschwenden. Während die Fischer mit den Beibooten die Küste ansteuern dürfen, behält Kaleu Remy die beiden Schiffer an Bord. Offenbar hat er vor, sie mit nach Deutschland zu nehmen und vor Gericht zu stellen. Immerhin haben sie sich als Zivilisten in einen Krieg eingemischt. Die Zeit in der tropfenden, engen Röhre und die Verpflegung mit Schwarzbrot ist für die beiden Franzosen sehr einprägsam. Der einzige Deutsche mit dem sie sich verständigen können, ist der Funker. Er kommt aus dem Elsaß. Remy lässt sie schließlich frei und sie erstellen später unbeholfene Zeichnungen von Details des deutschen U Bootes für das französische Mariniministerium. Kaleu Remy geht übrigens gerne "einkaufen". Auf dem langen Rückmarsch um Schottland herum, legt er regelmäßig an der unbewohnten Insel North Roda an und nimmt einige Schafe mit in die Heimat. In Deutschland ist ja inzwischen die Verpflegungslage prekär, es kommt der "Steckrübenwinter".
Erstmals gesehen habe ich eine Thonier Dundee im Fischereimuseum von Concarneu in der Bretagne. Dann erstand ich antiquarisch das Buch "Les Bateaux de Peche de Bretagne" von Glous/Manach, 1976. Dieses Buch beschreibt die Fischerei in der Bretagne und ihren Wandel. Es enthält viele Risse, die aber leider recht klein sind. Auch findet man viele aussagekräftige Bilder. Ich erstand dann noch über die "Bucht" eine ältere Ausgabe der französischen Modellbauzeitung RC MARINE mit einem guten Plan für einen Thonier Dundee. Mein Modell segelt ohne Innenballast, ist schnell und sieht mit den ausgeschwenkten Angelruten recht auffällig aus. Den Kindern der Spaziergänger fallen immer die Fische auf. " Die sind aber nicht echt" erklären sie.
[PS: Bilder der Skaphee bitte nicht löschen!]
Gebbi
hat folgende Bilder an diesen Beitrag angehängt
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