Es ist sicher nicht die Aufgabe unseres Forums einen waffentechnischen Experten Bericht zu verfassen, aber da im Forum die Geschütze behandelt werden, die im Zeitraum unserer Modelle alle noch Vorderlader waren, möchte ich dieses Thema auch für Laien verständlich kurz beleuchten.
Vorderlader
Der Name Vorderlader beruht darauf, dass Pulver und Kugel von Vorne in den Lauf eingebracht wurden. Die Treibladung bestand aus Schwarzpulver, dass Im Lauf zur Explosion gebracht wurde und das Geschoss aus dem Lauf schleuderte.
Das Schwarzpulver
Eine Datierung wann das Schwarzpulver erfunden wurde, oder der Name des Erfinders ist historisch nicht mehr genau festzustellen. Der Legende nach wird die Erfindung dem Mönch Berthold Schwarz aus Freiburg zugeschrieben, daher der Name Schwarzpulver. Aber das ist leider nur eine Legende und der Name Schwarzpulver entstand wohl eher durch Farbe des Pulvers, als durch den Namen des Mönches. Historisch belegt ist, dass in einer überarbeiteten Ausgabe des chinesisch - militärischen Sammelwerks " Wu Ching Tsung Yao"(1044) aus dem 13. Jaherhundert eine Mischung aus Schwefel, Kohle und Salpeter als Explosionsmittel für Bomben erwähnt wird. Der erste historisch belegbare Nachweis von Schwarzpulver in Europa, ist in dem Werk von Francis Bacon Secretis Operibus um 1260 zu finden,- wobei es ebenfalls als Sprengmittel und noch nicht als Treibladung für Geschosse erwähnt wird.
Schwarzpulver besteht aus ca 10% Schwefel 16% Holzkohle und 74% Salpeter
Der erste historisch belegbare Nachweis eines Schwarzpulver Vorderladers geht auf Walter Milimete zurück, der für König Edward III. 1327 ein Miniaturbild mit der Darstellung einer Kanone, die von einem Ritter abgefeuert wird, gemalt hat. Diese Kanone verschießt noch einen Pfeil. Gezündet wird sie von einem glühenden Eisendraht, den der Ritter auf das oben liegende Zündloch mit ausgestreckter Hand hält. Die Form des Geschützes gleicht noch dem einer Vase. Das Bild befindet sich in der Universität von Oxford.
Die Entwicklung der Handfeuerwaffen
Die Verwendung von Handfeuerwaffen geht auf einen Bericht aus Dijon zurück, der Aufzeigt, dass für die Truppen des Herzogs von Burgund 1358/59 Handrohre mit einem Gewicht von nur 3,6 kg angefertigt wurden. Die Bezeichnung Handbüchse erscheint in England 1386 und in Deutschland 1388. Die ersten Geschützrohre wurden aus Bronze gegossen, aber unter den vielen Handfeuerwaffen die der Deutsche Ritterorden in den Jahren 1399 -1409 anfertigen ließ waren auch zwei eiserne dabei. Die Eisenrohre wurden aber nicht wie die Bronze Rohre gegossen, sondern über einen Dorn geschmiedet.
Das erste wichtige Veränderung war bei den Handfeuerwaffen die Position und Form des Zündloches. Bestand es zu Beginn nur aus einem einfachen Loch, so wurde um eine Bessere Zündung zu ermöglichen, um dieses Loch eine Pfanne gebildet, und in diese dann Zündkraut (feiner geriebenes Schwarzpulver) gestreut. Um beim Abschuss von Handfeuerwaffen die Zielgenauigkeit beizubehalten, wurde bei den Handfeuerwaffen das Zündloch von der ursprünglichen obigen Position - wie bei den Kanonen, in eine seitliche am oberen Teil des Rohres liegende Position verschoben. Damit das Zündkraut in der Position um das Zündloch blieb musste die vertiefte Pfanne mit einem Rand versehen werden. Die endgültige Position des Zündloches war der seitliche Abschluss des Laufes. Um das Zündkraut aufbringen zu können, musste eine Pfanne angeschweißt werden. Um solche Waffen mit der Hand abzufeuern wurde am Lauf ein eisener Dorn angeschmiedet. Später ein stück Holz, das hinten am Rohr befestigt wurde und das lang genug war um es unter die rechte Achsel zu klemmen, damit mit der rechten Hand das glühende Drahtstück oder ein Stück glühende Kohle zum Zündloch geführt werden konnte. Um 1400 wurde dieser komplizierte Vorgang des Abschießen durch einen am Schaft befestigten und über einen Stift drehbaren Bügel an dessen Ende sich die glühende Kohle befand verbessert. Der Schütze konnte nun ohne sein Ziel aus den Augen zu lassen, durch zurückziehen des Bügels die Glut auf das Zündloch führen.
schifferlbauer
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Die erste wirkliche Verbesserung war das Luntenschloss.
Bei dieser Schlossform - die sich vom seitlich angebrachten Abzug um 1470, über den Hebelabzug der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, bis zum Luntenschnappschloss, im dreissigjährigern Krieg, weiter entwickelte - hatte der Bügel eine Klemme in die die glühende Lunte gesteckt wurde, die beim betätigen des Abzuges das Pulver in der in der Zündpfanne entflammte. Mit diesen Handrohren, die ein Gewicht von ca. 6 Kilogramm hatten, wurde zuerst das Fussvolk ausgerüstet. Die ersten Musketen oder Arkebusen waren noch grob geschäftet und auch die Schussleistung noch nicht sehr befriedigend. Erst als man herausfand, dass grobgemahlenes Schwarzpulver durch die langsamere Verbrennung die Rohre nicht mehr so stark erhitzte, die Schussleistungaber aber durch den entstehenden grösseren Gasdruck wesentlich verbessert wurde, waren die Luntenarkebusen eine hervorragende Waffe. Durch die Erkenntnis des gröber gemahlenen Schwarzpulvers konnten die Rohre dünner gewandet werden und auch die Schäfte in schlankerer Form gestaltet werden. Dadurch erreichte man auch eine Reduzierung des Gewichtes.
Wird Fortgesetzt mit den Radschlössern und der Herstellung der ersten Pistolen.
schifferlbauer
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Bevor ich zu den Radschlössern komme möchte ich noch auf eine weitere Verbesserung bei den Rohren (Läufen) hinweisen. Zur besseren Befestigung am Schaft und um einen höheren Explosionsdruck stand zu halten kam die Schwanzschraube in Gebrauch. Bei dieser Vorrichtung die in das hintere Ende des Laufes geschraubt wurde war ein Schwanz angeschmiedet der es ermöglichte den Lauf mittels einer Schraube am Schaft zu befestigen. Um auch den Vorderteil des Schaftes mit dem Rohr zu verbinden wurden an der Unterseite des Laufes zwei Bügel angeschmiedet, die in der Mitte ein Loch hatten. Mittels zweier Stahlstifte konnte nun auch der Schaft in diesem Bereich mit dem Lauf verbunden werden.
schifferlbauer
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Fortsetzung Das Aufkommen des Radschlosses und der Pistolen
Der Nachteil des sonst tadellos funktionierenden Luntenschlosses war, dass man dazu Feuer benötigte um die Lunten zu entzünden und bei Regen und Nässe war es schwierig die Lunten zum Glühen zu bringen. Man suchte daher nach einer Zündvorrichtung die diesen Nachteil ausglich und auch einem Reiter die Benutzung einer Feuerwaffe ermöglichte. Die Lösung war das Radschloss
Die Erfindung des Radschlosses geht auf Leonardo da Vinci zurück, der einen Entwurf für ein Radschloss zeichnete, allerdings sollte dieses Schloss ebenso für ein Feuerzeug, wie eine Waffe dienen. Die Entwürfe beider Konstruktionen befinden sich in einer Sammlung von Zeichnungen mit dem Namen Codex Atlanticus in Mailand. Der Funke bei einem Radschloss entsteht durch die Reibung von Schwefelkies(Feuerstein) an einem Rad, das mit Kerben versehen ist und beim Betätigen des Abzugsmechanismuses eine 3/4 Drehung um die eigene Achse macht. Gespannt wird das Rad durch eine Feder die mit einer Kette mit dem Rad verbunden ist. Die ersten Schlösser entstanden um 1505 und werden Martin Löffelholz zugeschrieben. Es gibt unterschiedliche Varianten von Schlössern und ich möchte nur die wichtigsten Unterschiede aufzeigen. Schlösser mit automatischen Pfannendeckel. Bei diesen wurde der Hahn mit dem Schwefelkies auf den geschlossenen Pfannendeckel gklappt. Durch das betätigen des Anzuges wurde der Pfannedeckel automatisch geöffnet und und der Hahn fiel auf das sich drehende Rad. Schlösser mit Pfannendeckel der mit der Hand geöffenet werden musste. Bei dieser Schlossform musste man, wenn das Rad gespannt war, den Pfannendeckel mit der Hand zurückschieben und dann den Hahn auf das Rad führen. Der Nachteil des Radschlosses war, dass man zum Aufziehen des Rades einen eigenen Schlüssel brauchte der genau auf die vierkantige Achse des Rade passte Dieser Schlüssel war in Form einer Stange die am oberen Ende die vierkantige Öffnung für die Achse hatte.Verlor man den Schlüssel, war die Waffe funktionslos.
Weiters gab es noch Schlösser mit außen liegendem Rad und Schlösser mit innen liegendem.
Durch die Einführung der Radschlosswaffen konnten nun auch Reiterregimenter mit Feuerwaffen ausgerüstet werden und durch die Verkürzung von Lauf und Schaft entstanden die ersten Pistolen.
Die folgenden Bilder sollen Hinweise zu den Radschlosswaffen aufzeigen
schifferlbauer
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Der Name Steinschloss geht zurück auf den >Feuerstein< der bereits seit der Steinzeit bekannt war und der, zum bisher verwendeten Schwefelkies bei den Radschlössern, härter war. Man benötigte daher ein Stück Stahl um mit dem Feuerstein einen Funken zu schlagen. Die Waffen mit Radschlössern waren in der Anschaffung, durch die aufwendige Konstruktion nicht billig und dadurch wurde bei den Fusstruppen bis ca 1650 in den meisten Heeren noch Luntenschlosswaffen verwendet. Bei den berittenen Einheiten war das Radschloss durch das Spannen mit dem Radschlüssel auch nicht befriedigend und so suchte man bereits ab der Mitte des 16 Jahrhunderts um eine Verbesserung der Schlösser.
Das Schnapp-Steinschloss
Die Grundkonstruktion war bereits seit den Luntenschnappschlössern bekannt. Dabei wurde der Luntenbügel, durch einen mit dem im Schloss innen liegenden Abzugsstollen verbundenen Zahn, der mittels einer Feder durch die Schlossplatte gedrückt wurde, festgehalten. Durch das zurückziehen des Abzuges wurde der Zahn nach innen gedrückt und der Luntenbügel schnappte nach vorn in die Pulverpfanne. Bei den nun konstruierten Steinschnappschlössern brauchte man nur den Luntenbügel durch einen Hahn, in den der Feuerstein gespannt werden konnte, ersetzen und hinter der Pulverpfanne musste ein umklappbarer Feuerstahl, der durch eine Feder in seiner jeweiligen Position gehalten wurde, montiert werden, um das Pulver in die Pfanne zu schütten. Wann und wo genau das erste stein Steinschloss entstand lässt sich nicht mehr genau sagen. Man nimmt heute an, dass sich in Deutschland und Italien ziemlich zur gleichen Zeit das Schnappschloss entwickelte, allerdings in unterschiedlicher Form. Die Deutschen Schlösser hatten eine innen liegende Hahnfeder und wie bei den Radschlössern einen halbautomatischen Pfannendeckel, sowie einen davon getrennt liegenden Feuerstahl. Die italienischen Schlösser eine außen liegende Hahnfeder und eine Batterie. Bei dieser Batterie bestand der Pfannendeckel und der Feuerstahl aus einem Stück. Beim Italienischen Schloss gab es zwei unterschiedliche Typen. Das Schloss - "alla catalana" und das Schloss - "alla romana". Beim Schloss - alla catalana - schnappte der Hahn durch den Federdruck von "Unten nach Oben" auf den Feuerstahl. Beim - alla romana - von "Oben nach Unten". Ebenso unterschied sich das Italienische Schloss vom Deutschen, dass es bereits eine Ladesicherung hatte. Dabei wurde der Hahn nicht ganz nach hinten gespannt, sonder nur bis er in der Laderaste fixiert werden konnte.
Die Verbreitung der Schnappschlösser.
Der Typ des deutschen Schnappschlosses verbreitete sich von Holland aus über den Nord- Europäischen Raum bis nach England. Das italienische Schloss über Spanien bis in den Orient .
Verbesserung des deutschen Schnappschlosses
Um den Ladevorgang zu beschleunigen wurden ab ca 1625 auch die deutschen Schlösser mit einer Batterie ausgerüstet. Weiters erfolgte eine von Holland ausgehende Verbesserung dadurch, dass man eine Hahnsicherung einbaute. Das war ein Haken der den Hahn beim Ladevorgang festhielt, sodass er nicht ungewollt nach vorn schnappen konnte. Im englischen wurde dieser Sicherungshaken " Dog " genannt.
Die folgenden Bilder sollen die unterschiedlichen Schnappschlosstypen zeigen.
schifferlbauer
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Dieser Schlosstyp wurde ohne wesentliche Veränderungen bis ins 19. Jahrhundert verwendet. Das Schloss vom Typ alla romana unterscheidet sich in der Konstruktion nur durch die Hanfeder.
schifferlbauer
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Klassisch ist sicher nicht der richtige Ausdruck wird aber im allgemeinen für die Steinschlösser ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts bis zum Aufkommen des Perkusionssystems verwendet.
Die Entstehung dieser Steinschlösser geht auf den französischen Maler und Büchsenmaher "Marin le Bourgeoys" zurück und entwickelte sich aus dem holländischen Schnappschloss. Diesen Schlosstyp habe als letzten bei den Schnappschlössern vorgestellt.
Der Unterschied zum Schnappschloss besteht beim Steinschloss in der Anbringung und Form der Abzugsstange (Abzugsstollen) und der Abzugsfeder, sowie der verbessserten Nuss. Im Gegensatzt zum Schnappschloss war die Abzugsstange nicht mehr mit einem Zahn, der durch die Schlossplatte ging, versehen, sondern mit einer Spitze, um eine Achse drehbar angeordnet. Unteschiedlich zum Schnappschloss waren nun auch die Abzugfeder und die Nuss. Die Nuss hatte nun zwei eingefeilte Kerben - die Ruhrast und die Spannrast - in die die Abzugstange beim spannen durch den Druck der Abzugfeder mit der Spitze einrastete. Die Abzugfeder war oberhalb der Abzugstange angebracht um den nötigen Druck auszuüben. Eine weitere Verbesserung war die Einführung einer Studel über der Nuss. Natürlich gibt es bei den klassischen Steinschlössern Unterschiede bei der Gestaltung der Einzelteile wie ,Studel, Nuss, oder den Hahnfedern, - das System war aber bei allen ,egal welcher Nation gleich. Ebenso wie die Form des Hahnes - der so genannte Schwanenhals. Gegen Ende des 18. Jahrhundrts wurde der Hahn dann im oberen Bereich in Herzform verstärkt .
Die folgenden Bilder sollen nun die Konstruktion der "Klassischen Steinschlösser zeigen.
Mut ist - wenn man die Angst durch eigene Kraft überwindet.